Wertearbeit. Sich bewusst werden, was wirklich wichtig ist

Montags-Impuls Wertearbeit

Heute teilt Rosa-Maria Buchalik ihre Gedanken zum Thema Wertearbeit. Rosa-Maria beschäftigt sich als Personal Coach ebenfalls mit den Themen Sinnhaftigkeit, Lebenszweck und Werteverwirklichung. 

Sie hatte den Mut sich auf meinen Aufruf für Gastbeiträge zu melden. So habe ich erfahren, dass sie eine treue Leserin meiner Montags-Impulse ist und ich ihr am Anfang ihres Beraterin-Seins eine wichtige Inspirationsquelle mit meiner Haltung, Kommunikation, Aufmachung meiner Website und Themen sein konnte. Mich hat das in meinem Gefühl bestärkt, dass wir weit über das hinaus wirken, was für uns wahrnehmbar ist.

Viel Freude beim Lesen.

Wertearbeit

Aus dem Vollen schöpfen. Wissen, wo die Kraftquellen in mir sitzen. Weg von dem Gefühl, immer wieder verbraucht zu sein oder zu werden. Weg von dem Gedanken, ausgenutzt zu werden. Dass ich mich aufarbeiten muss für irgendetwas oder irgendjemanden. Hin zu der Klarheit über das, was mich trägt, was mich stützt, was mich stärkt und was mich antreibt.

Wie lange müsste man dich beobachten, bis man herausgefunden hat, welche Dinge dir im Leben wirklich wichtig sind? Einen Tag, eine Woche, oder vielleicht noch etwas länger? Woran erkennt man, an welchen Werten du dich ausrichtest und welche Bedeutung das für dich hat?

Das sind Fragen, die wir uns stellen können, wenn wir uns mehr Klarheit und Sicherheit in Bezug auf die Ausrichtung unseres Handelns, Denkens und Beurteilens wünschen. Wir tauchen damit in das Thema der persönlichen Wertvorstellungen ein und gehen der Frage nach, wie wir dieses mehr in unser Bewusstsein rücken können, um es aktiv mitzugestalten. Aber was genau kann diese „Wertearbeit“ eigentlich? Was bringt sie mir?

Wertearbeit bedeutet, die eigene Wertvorstellungen zu ergründen, zu reflektieren und zu hinterfragen. Das Bewusstmachen unserer Werte ermöglicht es uns, auch wirklich das in das eigene Leben zu integrieren, was uns wichtig ist. Es unterstützt das unfassbar tragende und lebendige Gefühl der Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit. Wir können dadurch die Perspektive ändern und uns mehr als Agierende statt als Reagierende in unserem eigenen Leben wahrnehmen.

Auf rauer See

Denn wer kennt das nicht: Manchmal fühlt sich das Leben an, als wären wir auf rauer See. Andauernd ist was, von überall bricht es auf uns herein. Hier eine Deadline, da ein aufgeschobener Plan oder Wunsch, dort eine To-Do Liste und der Alltag will auch noch untergebracht sein… Wo ist denn mein Leben bitte? Jeden Tag nur überleben, manchmal sogar aushalten – Lebenszeit absitzen oder dem Leben hinterherrennen. Aber nie so wirklich Schritt halten. Nie der Rhythmus, der MIR entspricht. Hin und her geworfen von den Wellen. Dem Wind ausgesetzt… Immer wieder neu, mehr, weiter…

Unter Deck kriechen und Ruhe! Endlich einmal abschalten. Raus aus Allem. Einfach einmal tief durchatmen… Manchmal ist das genau das Richtige.

Manchmal braucht es aber etwas ganz anderes.

Denn das, was du da erlebst ist vielleicht eher das unangenehme Gefühl, das sich einstellt, wenn sich dein Leben gar nicht so wirklich nach DEINEM Leben anfühlt. Wenn es dir so vorkommt, als käme etwas sehr Wichtiges zu kurz. Als würdest du selbst zu kurz kommen, das was dir wirklich am Herzen liegt und das, was dich ausmacht.

Dann brauchst du nicht Ruhe, sondern Orientierung.
Dann willst du nicht abschalten, sondern endlich wieder selbstbestimmt aktiv werden.
Dir ist es dann nicht zu viel von allem, sondern zu wenig von dem, was DU wirklich brauchst, liebst und wertschätzt.

Segel setzen!

Der erste Schritt ist es dann, dir deine eigenen Werte überhaupt erst einmal ganz klar und bewusst zu machen. Raus aus der Automatisierung, rein ins bewusste Erkunden. Punkt. Im Sinne der Metapher: Segel setzen!

Das ist der Anfang von Wertearbeit: Was ist mir im Leben wichtig? Was tue ich Tag ein, Tag aus und warum tue ich es? In welchen Lebensbereichen ist mein Leben voll und bunt? Welchen Zweck verfolge ich mit meinem Handeln eigentlich? Gibt es dafür auch andere Wege und Strategien? Ist das Ziel meines Handelns eines, das ich weiterhin in meinem Leben verfolgen möchte, oder habe ich es aus grauer Urzeit übernommen vielleicht sogar noch aus Angst und darf es nun getrost ablegen? Was spiegeln mir andere Menschen, welche Werte ich verwirkliche? Was liebe ich? Was erfüllt mich mit Freude und Lebensglück? Was treibt mich an (im positiven Sinn)? Was für ein Mensch will ich sein?

Wertearbeit ist also ein Bewusstwerdungsprozess – weniger vielleicht sogar als ein Veränderungsprozess. Es geht viel weniger darum, etwas an den eigenen Werten zu ändern (dazu noch etwas weiter unten) sondern darum, sie wirklich klar und deutlich wahrzunehmen. Erst durch diese Klarheit spüren wir, dass unsere Werte uns richtungsweisend dienen und dass wir sie zu Rate ziehen können, wenn uns die Orientierung fehlt oder wenn wir uns von einer Situation überfordert fühlen. Wir erleben das, was wir tun, wieder als sinnvoll und sinnorientiert. Es steigert unsere Wirksamkeit nicht per se, sondern wir bekommen einen klareren Blick für sie. Wir verändern unsere Wahrnehmung. Das ist unfassbar viel wert.

Werte als Leitplanken

Sich mit den eigenen Wertvorstellungen zu beschäftigen, bietet gleichzeitig auch die Chance, zu reflektieren, woher denn unsere Werte stammen, warum wir sie in unserem Leben haben und ob wir an der ein oder anderen Wertevorstellung nicht etwas ändern können und wollen. Denn die meisten der Werte und Leitsätze fürs Leben werden uns in der Kindheit vermittelt. Wir nehmen sie aus unserer Familie auf, aus dem nächsten Umfeld und aus der Kultur, in die wir hineingeboren werden. Hier macht es Sinn, immer wieder zu überdenken: Was ist unserem eigenen Leben und dem der Menschen um uns herum in der Gegenwart, im Hier und Jetzt wirklich dienlich? Was schränkt uns vielleicht im Handeln und Denken ein, blockiert uns und unsere Entfaltung oder führt zu ständigen Konflikten – sowohl in uns selbst als auch mit anderen.

Eines ist klar: Unsere Werte bilden einen Rahmen für unser Verhalten. Wenn wir uns über unsere persönlichen Werte bewusst werden, können wir sie bewusst vertreten und von ihnen Gebrauch machen. Besonders in Krisen und stressigen Situationen, in denen wir sonst eher eingeschränkt handeln können, liefert die Klarheit und das Bewusstsein über das, was wir im Leben verwirklicht sehen wollen und was wir als richtungsweisend empfinden. Impulse und Möglichkeiten, unseren Handlungsspielraum Schritt für Schritt zu erweitern.

Eine Anekdote aus dem eigenen Erleben

Ich möchte dazu gerne noch eine kleine Anekdote aus meinem eigenen Leben einstreuen. In meinem Kalender gibt es die Möglichkeit, für jede Woche einen sogenannten Leitgedanken zu formulieren. Als Beispiel stand da: „Ich verbreite Leichtigkeit und Freude.“ Dieser Leitgedanke begleitet einen dann durch die gesamte Woche. Und ich war wirklich sehr überrascht, wie stark die Wirkung eines so entstehenden „Wochenmottos“ sein kann.

Meine erste Woche in dem Kalender hatte ich mit dem Leitgedanken „Wertschätzung (er)leben“ überschrieben. Schon am Montag merkte ich, dass ich den Satz immer wieder im Hinterkopf hatte und dadurch automatisch begonnen hatte, Erlebtes unter diesem Leitgedanken zu betrachten: Erlebe ich hier vielleicht gerade Wertschätzung? Wie äußere ich eigentlich Wertschätzung anderen gegenüber?

In einer anderen Situation erwischte ich mich bei dem Gedanken, dass ich doch eigentlich viel zu müde sei, um jetzt bei meiner lieben Freundin Elisabeth anzurufen, dass ich aber doch irgendwie ja auch wollen würde… Und während mein Schweinehund noch versuchte, mich in den Sumpf der Müdigkeit zu ziehen, ploppte plötzlich wieder der Satz „Wertschätzung (er)leben“ in meinen Gedanken auf. Ich zückte das Handy und (er)lebte über eine halbe Stunde wunderbare Wertschätzung mit meiner lieben Elisabeth.

Es ist mir so viel leichter gefallen, diese Entscheidung zu treffen, ganz nach dem Motto: Im Zweifel: Wochen-Leitgedanke! Und so ging es mir erstaunlich oft. Ich hatte dadurch das Gefühl von mehr Orientierung, besonders in Situationen, in denen ich mich sonst so entschieden hätte, dass ich es mir nachher vielleicht anders gewünscht hätte. Und zudem konnte ich rückblickend auf die Woche so viele Situationen nennen, die mit Wertschätzung zu tun hatten. Das, was ich erlebt hatte, wäre vielleicht auch ohne den Leitgedanken passiert. Die meisten Dinge davon ganz sicher sogar. Der Rahmen meiner Wahrnehmung hatte sich dadurch jedoch stark geändert. Und das hat richtig gutgetan. Weil es ein schöner Rahmen war, einer, der meinen Werten entsprach und einer, den ich selbst ganz bewusst gewählt hatte.

Seitdem setze ich mich immer Sonntagabend hin, um mir meinen Leitgedanken für die Woche zu basteln. Die Basis sind Werte, die mir wichtig sind, wie Akzeptanz, Ausdauer, Kreativität, Leichtigkeit oder Dankbarkeit. Ich forme mir dann einen Satz, von dessen Bedeutung ich mir wünsche, dass sie mehr in mein Bewusstsein rückt und mir einen Rahmen für meine Wahrnehmung gibt.

Werte als Kraftquellen

Aus dem Vollen schöpfen. Wissen, wo die Kraftquellen in mir sitzen, die sich wieder aufladen lassen. Weg von dem Gefühl, immer wieder verbraucht zu sein oder zu werden. Das wird für mich möglich(er), seitdem ich mich mit dem Thema meiner eigenen Wertvorstellungen beschäftige. Und das darf ich auch immer wieder bei meinen Klient:innen beobachten. Bewusst werteorientiert und -geleitet zu agieren ist für mich eine Art zu handeln, die natürlich auch enorm viel Kraft braucht. Keine Frage. Letztendlich aber funktioniert es ähnlich wie bei der Energierückgewinnung in einem guten E-Auto. Sobald das Ganze in Schwung gebracht wurde, tanke ich durch das Ergebnis automatisch wieder Unmengen an Kraft, um auch dann wieder weiter voranzukommen, wenn es im Leben erneut steil bergauf geht.

Liebe Rosa-Maria, ich danke dir für deinen Mut und deinen inspirierenden Gastbeitrag.
Weitere Blogbeiträge und Angebote von Rosa-Maria findet ihr hier auf ihrer Website

Ich wünsche uns, dass wir unser Leben regelmäßig bewusst nach unseren Werten ausrichten,
Katja

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