Selbstfürsorge ist mehr als Me-Time und ein Verwöhnprogramm

Montags-Impuls_ Selbstfürsorge

Letzte Woche Donnerstag habe ich mit meiner wundervollen Kollegin Manja Naumann aus dem The Purpose Network eine Online Session gegeben zum Thema „Selbstfürsorge!? Dafür habe ich keine Zeit“. Mir hat es so viel Freude gemacht, unsere Erfahrungen zu teilen und die Teilnehmenden in den inspirierenden Austausch zu bringen.

Auch einige Leser*innen der Montags-Impulse waren dabei. Für alle die nicht dabei sein konnten, gibt es hier und heute ein paar Gedanken und konkrete Life Hacks für mehr Selbstfürsorge.

Ist Selbstfürsorge egoistisch?

Eine Teilnehmerin hat es auf den Punkt gebracht: „Ich bin so erzogen worden, immer erst für die anderen zu sorgen. Nimm‘ dich nicht so wichtig. Das ist egoistisch. Das sind die Sätze die mich davon abhalten, mir mehr Zeit für mich zu nehmen.“

In diesem Dilemma stecken viele.

Konträr dazu steht der Spruch:

„Wenn jeder für sich selbst sorgt, ist für alle gesorgt.“

Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn es gibt Menschen, in unserer Gesellschaft, die nicht in der Lage sind sich selbst zu versorgen und auf die Hilfe anderer angewiesen sind: Kinder, kranke, pflegebedürftige, alte und behinderte Menschen. Flüchtlinge, die sich eine neue Existenz aufbauen müssen. Auch Menschen, die in eine finanzielle Schieflage geraten sind, kommen da ohne eine helfende Hand oft nicht mehr raus.

Wir Menschen sind soziale Wesen. Für andere da zu sein und zu sorgen, ist ein Teil unserer DNA. Daraus schöpfen wir Erfüllung, das gibt unserem Leben Sinn.

Was hat Selbstfürsorge mit Purpose zu tun?

„You cannot pour from an empty cup.“
(Unbekannt)

Purpose liegt eine gebende Haltung zugrunde:
Was kann ich anderen geben?
Wozu trage ich bei?
Welchen Unterschied mache ich?
Welchen Wert schaffe ich?

Dafür brauchen wir gute Energie.
Energie ist die wichtigste Währung der Selbstfürsorge.

Wenn wir nicht gut für uns selbst und unsere Bedürfnisse sorgen, dann verlieren wir unsere Energie. Wir fühlen uns erschöpft, antriebslos und leer. Aus dieser Energie können wir auch nicht gut für andere da sein. Wir können so nicht aus unserem vollen Potenzial schöpfen und großzügig geben, da wir uns selbst im Mangel befinden.

Daher ist es nicht egoistisch, sondern wesentlich für unsere Selbstwirksamkeit – auch im Sinne anderer – dass wir achtsam und wertschätzend mit unseren eigenen Ressourcen umgehen.

Life Hacks für mehr Selbstfürsorge

In der Impuls-Session haben Manja und ich unsere beliebtesten Life Hacks für mehr Selbstfürsorge und Energie geteilt:

  1. Erstelle deine Energiebilanz: 
    Was sind deine Energiequellen: Wer oder was gibt dir Energie?
    Was sind deine Energievampire: Wer oder was raubt dir Energie?
    Berücksichtige dabei nicht nur das Außen, sondern mache dir auch, bewusst wie du dir selbst innerlich, z.B. über deine Gedanken, Energie gibst oder entziehst.Wenn du das nächste Mal in einem Energieloch bist, kannst du anhand der Liste der Energievampire reflektieren wie du deine Energie verloren hast. Dadurch wirst du achtsamer und kannst beim nächsten Mal früher intervenieren, wenn du merkst, dass deine Energie abfällt.Ein Teilnehmer meinte, es fällt ihm mitten im Energieloch schwer, sich Wege zu überlegen, die einem wirkungsvoll Energie geben können. Mit dieser Energiebilanz hast du immer eine Liste mit Energiequellen an der Hand, die du anzapfen kannst, je nachdem was es in diesem Moment für dich braucht.
  2. Mache dir deinen Einflussbereich bewusst:
    Bereits vor zwei Wochen habe ich den Circle of Influence mit dir geteilt. Das ist für mich eines der wertvollsten Tools zum Thema Selbstfürsorge. Wir verbringen viel Zeit damit uns Gedanken und Sorgen zu machen über Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Das bindet nicht nur Zeit, sondern auch unsere Aufmerksamkeit und Energie.Im proaktiven Modus konzentrieren wir unsere Energie auf unseren Einflussbereich und die Dinge, die wir in der Hand haben. Dadurch wächst der Bereich unseres Lebens, den wir selbstbestimmt gestalten können.Selbstverantwortung und Selbstfürsorge gehen dabei Hand in Hand.
  3. Schaffe Zeit für Selbstfürsorge:
    Die größte Herausforderung auf dem Weg zur Selbstfürsorge ist, sich die Zeit dafür zu nehmen. Das hat auch unsere kleine Umfrage zum Start der Impuls-Session ergeben. Bei den wenigsten, wartet täglich eine freie halbe Stunde darauf, dass wir sie nach unseren Bedürfnissen mit Muße gestalten.Eine Teilnehmerin sagte: „Es gibt immer etwas ‚Wichtigeres‘ zu tun, erst der Job, dann die Wäsche, der Haushalt, die Bedürfnisse der anderen …“Was es braucht ist eine klare Entscheidung, uns selbst wichtig zu nehmen.„Ein ehrliches NEIN zum anderen,
    ist ein liebevolles JA zu dir selbst.“

    Was ich dir absolut empfehlen kann, ist dir eine „NOT To Do Liste“ zu schreiben: Was tust du nicht mehr oder seltener, weniger, … womöglich erst nachdem du dich gut, um dich gekümmert hast?

    Bereits vor einiger Zeit habe ich ein Geständnis und meine persönliche Not To Do Liste in den Montags-Impulsen geteilt. Natürlich geht damit ein gewisses Schamgefühl einher. Doch mir bewusst zu machen, was für mich persönlich wirklich wichtig ist im Leben und was nicht, war enorm  befreiend. Deine Liste kann komplett anders aussehen.

    Die zentrale Frage lautet: Ist (mir) das wirklich wichtig?

    Unseren Anspruch an uns selbst runterzuschrauben und raus aus dem Vergleich mit anderen zu gehen, um uns mehr Zeit für unsere wahren Bedürfnisse zu nehmen, ist ein enormer Energiebooster. Zudem erspart es jede Menge Frust, Ärger und Selbstkritik, die uns in Form von negativen Gedanken gern Energie rauben.

  4. Plane dir Me-Time ein:
    In der Zeit, die du dank Punkt 3 gewinnst, verabrede dich mit dir selbst – für 10 Minuten oder mehr. Blocke diese Zeit in deinem Kalender wie einen Termin mit anderen. Me-Time sollte ein fester Bestandteil deiner täglichen Routine sein, am besten zur gleichen Tageszeit. Erinnere dich an die 5-Finger-Übung für mehr Resilizenz. Da steht der Ringfinger für diesen „Kreis“, die Zeit für dich und deine Bedürfnisse.Mir fällt es mit meinem Flexibilität-Motiv schwer, mich auf eine Tageszeit festzulegen. Das gelingt mir zumindest für meine Mittagspause. Doch die verbringe ich meist mit anderen. Daher überlege ich morgens im Bett, wann ich mir ME-Time nehme und wie ich diese an dem Tag gestalten möchte.Mit der Zeit bin ich achtsamer geworden, was mir dabei wirklich gut tut und bei welchen Aktivitäten ich zwar abschalte, doch wenig Energie tanke.
  5. Die ALI-Methode:
    Simple, doch gar nicht so einfach: Atmen, Lächeln, Innhalten. Im Praxistest konnten die Teilnehmenden die positive Wirkung dieser 30 Sekunden direkt erfahren.Dafür hilfreich ist auch das Gelassenheit-Motto:
    „Ich könnte mich jetzt darüber aufregen, doch ich bin nicht dazu verpflichtet.“Wenn wir uns diese Pause nach einem Reiz gönnen, können wir bessere Entscheidungen treffen, wie wir darauf reagieren wollen. Auch das ist Selbstfürsorge.
  6. Love it, change it or leave it:
    Wenn wir damit beginnen, unsere eigenen Bedürfnisse wieder wahr- und ernst zu nehmen, dann lässt auch die positive Wirkung nicht lang auf sich warten. Bestärkt von den kleinen Schritten, wagen wir uns an die größeren Themen in unserem Leben.Mit wenig Energie gehen wir vielen Entscheidungen, die längst überfällig sind, gern aus dem Weg. Doch wenn wir wieder Energie gewinnen, stellt sich auch die Frage, ob wir uns diese tatsächlich ständig nehmen lassen wollen, sei es von dem Geräuschpegel der Hauptstraße vor unserer Wohnung, dem langweiligen oder stressigen Job ohne Sinn oder dem ein oder anderen Menschen, der es sich in unserem Leben bequem gemacht hat, der uns jedoch nicht mehr gut tut.Mit mehr Energie und Bewusstsein für das, was uns wirklich wichtig ist und gut tut, trennen wir uns womöglich von unliebsamen Umständen unseres Lebens.Und ich möchte noch einen größeren Blick einnehmen: Ich glaube tatsächlich, mit mehr Achtsamkeit für unsere eigenen Ressourcen, gehen wir auch achtsamer mit den Ressourcen anderer bis hin zu denen unserer Welt um.

Und jetzt?

Eine Stunde nachdem ich das Thema gewählt und den Impuls entworfen habe, kam die Nachricht, dass die Kitas wieder schließen. Im ersten Moment habe ich angezweifelt, ob Selbstfürsorge der passende Impuls für die nächsten Wochen ist. Doch dann habe ich in mich reingespürt und mich gefragt, welchen Unterschied die Selbstfürsorge gerade in dieser Zeit macht. Ich könnte in keinem Fall darauf verzichten. Dann würde ich nicht nur mir selbst, das Leben schwerer machen. Auch meiner Familie, meinen Freund*innen und meinen Kund*innen möchte ich mich in dieser Version meiner Selbst nicht zumuten.

„True self care ist not salty baths and chocolate cake,it is making the choice to build a lifeyou don’t need to regularly escape from.“ (Brianna West)

Ich wünsche dir, dass du die positive Wirkung der Selbstfürsorge für dich und deine Mitmenschen erfährst,
Katja

P.S. Ich habe noch zwei Veranstaltungshinweise für dich:
Wenn du dir eine Stunde Zeit nehmen möchtest, dann melde dich für die nächste Online-Impuls-Session im The Purpose Network an: am 18. Mai 2021 zum Thema „Mehr Mut für Neues – privat und im Business“ mit Leonie von Uthmann und Julia Peters.

Wenn du dir ein Wochenende Zeit für dich und dein Leben nehmen möchtest, dann informiere dich hier über unser neues Purpose Retreat.

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