Driven by Purpose. Wofür wollen wir arbeiten?

Montags-Impuls_ Purpose

Vor 8 Jahren habe ich einen neuen Weg eingeschlagen, mich für mehr Freude und Sinn in der Arbeit einzusetzen. Doch ich spürte immer wieder eine Melancholie in mir. Es war nicht leicht, woran ich glaube und was ich wahrnehme in Worte zu fassen. Mittlerweile erlebe ich eine neue Dynamik zum Thema Sinnorientierung in der Arbeitswelt:

Purpose

Auf meinem Weg bin ich vielen Facetten des gleichen Wesens begegnet. Zuerst im Buch „The Big Five for Life“ von John P. Strelecky. Er spricht über den „Zweck der Existenz“. Dann über die Sinnorientierung, wie sie in der Psychotherapie vor allem von Viktor Frankl geprägt wurde. Frederic Laloux schreibt in seinem Buch „Reinventing Organizations“ von einem evolutionären Sinn.

Als ich 2012 eine Berufsbezeichnung brauchte, habe ich mich im Coaching auf der individuellen Ebene für den Begriff der Berufung entschieden. Anfangs wurde das oft als „Luxusgut“ belächelt. Mittlerweile erlebe ich jedoch, dass Berufung ein Verständnis von Arbeit ist, nach dem insbesondere die Generation Y strebt: Mehr Sinnhaftigkeit. Mehr Raum, die eigene Persönlichkeit zu entfalten.

Doch problematisch ist, dass Berufung und Beruf in meinem Empfinden zu viele Buchstaben teilen. Oft wird damit die Vorstellung einer (Lebens-)Aufgabe verbunden. Die Gedanken verhaften sehr stark auf der WAS-Ebene. Dabei geht es im Wesentlichen nicht um eine Tätigkeit, sondern eine Qualität, die durch uns und unsere einzigartige Persönlichkeit in die Welt kommt.

„Es liegt nicht am konkreten Beruf als solchem, sondern jeweils an uns,
ob jenes Persönliche und Spezifische, das die Einzigartigkeit unserer Existenz ausmacht,
in der Arbeit zur Geltung kommt und so das Leben sinnvoll macht oder nicht.“
(Viktor Frankl)

WHY

Für mich persönlich war einer der größten Durchbrüche zum Thema Purpose der TED Talk von Simon Sinek: „Start with Why“. Auch wenn er damit einsteigt, wie erfolgreiche Unternehmen nach Außen kommunizieren (Stichwort: Marketing), geht es doch im Kern um die Frage: Was ist der Sinn? Was treibt uns in unserem Tun wirklich innerlich an?

„People don’t buy what you do, they buy why you do it.“
(Simon Sinek)

Das heißt: Menschen „kaufen“ nicht was du tust, sondern warum bzw. wofür du es tust.

Die Neurowissenschaften offenbaren: Wir Menschen sind keine rationalen Entscheider*innen. Unser Verhalten wird gesteuert von unseren Bedürfnissen und Motiven, von E-Motionen – einer Kraft und Energie, die uns in Bewegung bringt.

Darüber hinaus sind wir Menschen soziale Wesen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass uns der Wille zur Kooperation in die Wiege gelegt ist.

New Work

Schauen wir allerdings auf die Wirtschaft, so haben wir Emotionen lange Zeit als unprofessionell verbannt. Konkurrenz war und ist oft noch das vorherrschende Prinzip in der Wirtschaft. Der Gewinn (Einzelner) wurde über den Beitrag zum Gemeinwohl gestellt.

Die Folge: Unsere Arbeitswelt, ja unser Wirtschaftssystem krankt. Allein dazu könnte ich Seiten schreiben. Doch um nur ein Symptom zu veranschaulichen: Laut Gallup Index 2018 machen 85% der deutschen Arbeitnehmer*innen Dienst nach Vorschrift (70%) oder haben bereits innerlich gekündigt (14%). Ein enormes Potential das hier schlummert.

Der Kern von New Work ist die Frage: WIE wollen wir zukünftig arbeiten?
Doch damit diese Diskussion nicht bei Tischkickern und Yoga in der Mittagspause endet, braucht es eine grundlegendere Frage: WOFÜR wollen wir arbeiten?

In Anlehnung an R.E.M. hat diese Frage das Potential für einen tiefgreifenden Wandel:
„It’s the end of the WORK as we know it!“

Driven by Purpose

In der Unberechenbarkeit und Komplexität der heutigen Arbeitswelt (Stichwort: VUCA-Welt) bietet uns Purpose Orientierung. Werte und Sinn dienen als Richtungsweiser: Wohin?

Gleichzeitig erlebe ich immer wieder, wie die Sinnfrage bzw. die Antworten auf die Frage nach dem „Wofür?“ ungeahnte Kräfte mobilisieren – aus einer intrinsischen Motivation heraus. Wo bisher Geld verdienen zur Existenzsicherung für den Einzelnen und Profit in Organisationen im Vordergrund stand, verlagert sich der Fokus auf den positiven Wert, den wir mit unserer Arbeit für andere und die Gesellschaft schaffen.

„Profit isn’t a purpose, it’s a result.
To have purpose means the things we do are of real value to others.“
(Simon Sinek)

Übersetzt heißt das: „Profit ist kein Purpose. Es ist ein Ergebnis. Purpose bedeutet, dass die Dinge, die wir tun einen echten Wert für andere haben.“

Im Japan spricht man vom „Ikigai“. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Lebenswert“ („iki“ für „Leben“ und „gai“ für „Wert“). Darauf gehe ich in einem der nächsten Montags-Impuls näher ein.

Miteinander

Orientierung, intrinsische Motivation und ein echter Mehrwert sind wichtig. Doch im Kern erlebe ich noch etwas Wesentlicheres: Verbundenheit. Ich durfte in diesem Jahr wieder einige Purpose Prozesse begleiten – individuell, in der Fortbildung zum PurposeCoach und erstmalig auch in Organisationen wie dem The People Network und bei in einem Telekommunikationskonzern.

Was mich zutiefst in dieser Arbeit berührt, ist wahrzunehmen, wie die Menschen individuell wieder in Verbindung mit ihrem wahren Selbst und ihrem Sinnempfinden kommen. Wie die Masken, die wir so oft im Arbeitskontext tragen, in diesem Prozess und vertrauensvollen Raum langsam bröckeln. Wie wir dadurch wahrhaftiger in Verbindung mit anderen gehen. Uns von Mensch zu Mensch begegnen. Wie das Bedürfnis zum Vergleich einer Akzeptanz für Vielfalt weicht. Wie Offenheit für Andersartigkeit und gleichzeitig ein Gefühl von Verbundenheit entsteht. Wie daraus eine ganz neue Kraft entsteht, im Miteinander mehr zu bewegen. Die Zukunft mit zu gestalten.

Das macht mir Hoffnung und stimmt mich zuversichtlich, dass wir gemeinsam eine neue, zukunftsfähigere Arbeits- und Lebenswelt gestalten können. Dafür „arbeite“ ich beziehungsweise setze ich mich ein mit meinem WHY: Das ICH für ein besseres WIR entfalten – driven by Purpose“ … und ich fühle mich auf dieser Reise nicht mehr allein, sondern in wundervoller Gesellschaft.

Ich kann verstehen, wenn sich der englische Begriff Purpose für dich noch unvertraut und sperrig anhört. Dass du auf dieser kognitiven Ebene noch nicht hundertprozentig andockst. Doch vielleicht trifft das ein oder andere in diesen Zeilen auf Resonanz in dir.

Ich möchte dich ermutigen dem nachzugehen – auf deinem ganz eigenen Weg.
Die Welt braucht mehr Gestalter*innen!

Ich wünsche dir die Offenheit und den Mut nach dem Sinn zu fragen,
Katja