Den Traum vom Yogahaus verwirklichen | Erfahrungsbericht von Nicole

Montags-Impuls #255 Nicole Yogahaus (1)

Bei der Reflexion der Persönlichen Jahresbilanz habe ich mich gefragt, wofür ich mir im „Berufsalltag“ mehr Zeit nehmen möchte. Eine Antwort war: Gespräche mit den Menschen führen, die ich in einem BerufungsCoaching oder Workshop in ihrem Prozess der Selbsterkenntnis und sinnorientierten Neuausrichtung begleiten durfte. Ich möchte mehr darüber erfahren, wie sie ihren Weg weiter gestalten und diese Erfahrungen aus erster Hand mit den Leser:innen der Montags-Impulse teilen.

Nicole Heidenreich war 2020 meine Jahresauftakt-Kundin. Ein Jahr später, am 1. Januar 2021, hat sie das Yogahaus Dresden übernommen – mitten im Corona Lockdown. Im Gespräch teilt sie ein paar sehr persönliche Einblicke hinter die Kulissen.

Katja: Liebe Nicole, seit unserem Coaching im Januar 2020 ist sehr viel passiert. Wenn wir die Zeit zurückdrehen, wo standest du damals und was hat dich bewegt ein BerufungsCoaching zu buchen?

Nicole: Ja, das war noch vor dem ganzen Chaos. Lacht

Zu der Zeit war ich freiberuflich angestellt bei Linser Hospitality, eine Hotelberatung spezialisiert auf den Bereich Wellness und Gesundheit. Das ist eine kleine Firma. Mir war klar, dass ich mich in dieser Form nicht mehr weiterentwickeln und wachsen kann, weder persönlich noch finanziell noch in irgendeinem Bereich. Nach Abschluss eines großen Projektes im August 2020 war klar, dass ich aussteige.

Bei der Entscheidung für ein BerufungsCoaching hat mich am meisten bewegt, mein eigenes Ding zu machen, ein eigenes „Baby zu gebären“. In der Vergangenheit haben wir immer Strategien für andere entwickelt. Nun war es an der Zeit meine eigenen Ideen umzusetzen.

Seit ich 2014 meinen letzten Job gekündigt hatte, war da die Vision eine Art „Yoga Farm“ zu eröffnen – ein Retreat Center, Natur, Menschen – so in dieser Art.

Katja: Was hast du für dich aus dem BerufungsCoaching?

Nicole: Das Coaching mit dir war nicht das erste, was ich auf meinem Weg gemacht habe. Das war vielmehr ein Prozess. Man kann nicht erwarten zu sagen: ‚Ich will kündigen und mache ein Coaching und dann weiß ich genau, was mein Weg ist.‘

Das ist ein Reifungsprozess. Gedankenschwanger mit Ideen war ich schon seit Jahren. Die Zeit mit dir war Bestärkung und Konkretisierung von einem Herzenswunsch, der schon länger in mir gereift ist.

Gut war auch, nochmal völlig aufzumachen und frei zu denken. Mein Interessenfeld als Scanner-Persönlichkeit ist ja sehr weit. Ich liebe es zum Beispiel auch zu moderieren, auf der Bühne zu stehen. Das war mein Kindheitstraum auf der Bühne zu tanzen und zu singen. Was wäre zum Beispiel, wenn ich nochmal ein Praktikum bei einem Fernsehsender mache? Diese Ideen einzubeziehen, war wichtig.

Am Ende wurde wiederum deutlich, dass ich die Vision der Yoga Farm in Form eines Yoga -Cafés testen will. Also eine Art erstes Ausprobieren im urbanen Umfeld.

Katja: Was hat dir geholfen in die Umsetzung zu kommen und diesen Weg tatsächlich zu gehen?

Nicole: Was mich bewegt hat, war die Visualisierung des Yoga-Cafés. Wir haben im Coaching gefühlt zehntausend Gründe aufgeschrieben, die für diese Idee sprechen. Dieses Flipchart hing ein Jahr lang an meiner Schlafzimmertür. Jedes Mal, wenn du aufstehst, siehst du das. Wenn du schlafen gehst, siehst du das. Das macht etwas mit dir.

Ich habe durchaus überlegt, ob ich mir eine Anstellung suchen soll. Doch der Wunsch, etwas selbst auszuprobieren und in die Welt zu bringen, war größer als das Bedürfnis nach finanzieller Absicherung. Ich habe ein inneres Feuer in mir gespürt. Das brannte nicht enthusiastisch, es war einfach schon immer da. Ich wusste, wenn ich jetzt wieder in eine Anstellung gehe, kommt das in zwei Jahren wieder.

Katja: Konkretisierung und dein inneres Feuer haben dich ins Handeln gebracht, wie ging es dann weiter?

Nicole: Nach dem Coaching bin ich direkt los gestartet, um Locations zu besichtigen. Ich liebe es in Räume reinzugehen und mir vorzustellen, was man daraus machen kann. Wie ich diese einrichten und gestalten könnte.

Dann kam Corona.

Trotzdem habe ich meine freiberufliche Beschäftigung im September 2020 losgelassen und angefangen meinen Business Plan für das Yoga-Café zu schreiben.

Das fühlte sich an wie ein freier Fall.

Heute weiß ich: Ich musste loslassen, damit etwas Neues kommen konnte. Mitte Oktober 2020 rief mich Rainer, der Inhaber vom Yogahaus, an: „Nicole, ich möchte gehen und würde dir gern das Yogahaus anbieten.“

Katja: Nochmal nachgehakt, im August war die Aussicht ja nicht klar. Du hattest zwar einen Business-Plan, doch es gab noch keine Location. Es war null absehbar, dass das Yogahaus auf dich zukommt. Was hat dich dennoch dazu bewegt, deine sichere freiberufliche Beschäftigung aufzugeben und in die Ungewissheit zu gehen?

Nicole: Das frage ich mich im Nachhinein auch. Lacht

Es ist etwas in mir … Urvertrauen klingt zu spirituell geladen und kann missverstanden werden. Das klingt wie als müsste man nur blind vertrauen und alles kommt. Das stimmt nicht. Man muss auch etwas dafür tun.

Es ist vielmehr ein inneres Verständnis: Egal wie sich diese Krise entwickelt, ich bin davon überzeugt, dass wir in einer Zeit leben, in der Gesundheit – egal ob körperlich oder mental – eines der wichtigsten Dinge ist. Da ist ein unerschütterlicher Glaube an die Basis dessen, was ich mache. In welcher Ausprägung … das werden wir sehen. Es ist ein zukunftsträchtiger Markt nach wie vor. Selbst wenn das Angebot an Yoga und Selbstentwicklung immer größer wird. Es ist auch dringend nötig.

Dazu kam eine gewisse finanzielle Absicherung. Darunter versteht ja jeder Mensch etwas anderes. Ich hatte mir ein kleines Polster erarbeitet und wusste, ich kann es mir leisten, etwas auszuprobieren. Einfach mal machen.

Das beides kombiniert mit Naivität. Unabhängig von Corona, eine gewisse Portion Naivität ist wahrscheinlich nötig. Wenn du alles durchdenkst, oder sogar zerdenkst, alle Risiken abwägst, dann würde man Manches gar nicht erst starten. Dann wäre ich diesen Schritt vielleicht nie gegangen.

Katja: Eine gewisse Naivität gibt dem Herzen mehr Raum … Und dann kam aus dem Nichts das Yogahaus auf dich zu.

Nicole: Manchmal in meinem Leben sind die Dinge glücklicherweise einfach passiert bzw. zu mir gekommen.

Wenn dieser glückliche Umstand nicht gewesen wäre, wäre die Umsetzung eines eigenen Yoga-Cafés ein schwieriges Unterfangen geworden. Dann hätte ich was anderes machen müssen, weil ich gar keinen Kredit für mein Vorhaben bekommen hätte. Für Gründungen in allen Branchen, die aufgrund von Corona geschlossen waren, gab es keine Kredite von den Banken.

Andererseits, was sind schon Zufälle. Ich habe jahrelang im Yogahaus unterrichtet. Der vorherige Inhaber Rainer wollte unter anderem auf Grund von Corona nun früher als geplant in seinen Vor-Ruhestand gehen und wusste, dass ich etwas Eigenes aufbauen möchte. Das hat ihn dazu bewogen, mir das Yogahaus anzubieten.

In der Krise werden Dinge schwerer, doch es ist auch ein starker Katalysator für Transformation. Jede Veränderung bringt eine andere Tür mit sich, die sich öffnet. Oft weiß man das erst, wenn man die Schritte bereits gegangen ist.

Katja: Das heißt, du hattest mit Rainer über deine Idee gesprochen.

Nicole: Ja, das war total wichtig. Menschen gehen gemeinsame Wege nicht ohne Grund. Ich habe ihn nach Tipps und Erfahrungen zu meiner Idee gefragt. Das war ja auch eine Empfehlung aus unserem Coaching.

Ich habe immer ganz viele Ideen und mich oft geschämt darüber zu reden, weil vielleicht bei zehn Ideen nur aus einer etwas wird. Ich habe nach wie vor eine gewisse Befürchtung was meine engsten Leute denken könnten, wenn ich nichts davon durchziehe.

Nach dem BerufungsCoaching hatte ich die Selbstsicherheit meine Idee mit anderen zu teilen. Jedes Mal, wenn ich darüber gesprochen habe, bastelte sich die Idee neu zusammen. Die Leute wussten von meinem Vorhaben und leiteten mir Kontakte und hilfreiche Infos weiter.

Über Ideen zu reden ist wesentlich, um sich zu informieren, aber auch um die Idee weiter zu formen.

Katja: Als dir Rainer das Yogahaus angeboten hat, gab es da einen Moment des Zögerns?

Nicole: Zweifel, ja klar. Ich habe Rainer um zehn Tage Bedenkzeit gebeten. In diesen zehn Tagen war ich zu einer Yoga Weiterbildung. Dort sind die Gedanken zehntausendmal rundgegangen.

Tatsächlich habe ich aber in dem Augenblick innerlich ‚Ja‘ gesagt als Rainer mir das Yogahaus angeboten hat. Im ersten Moment habe ich Schnappatmung bekommen. Ich konnte gar nichts sagen. Dann habe ich geweint vor Freude. Wow, was für ein krasses Angebot.

Nach der Bedenkzeit haben wir uns in einem Café getroffen. Der Gang dorthin war wie als würde ich zum Traualtar schreiten. Ich war total aufgeregt. Mit dem ‚Ja‘ zum Yogahaus war es plötzlich real.

Die Zeit vom Ja-Sagen Anfang November bis zur Übernahme zum 1. Januar 2021 waren extrem kurze zwei Monaten. Finanzierung, Steuerberater, Datenschutz-rechtliche Fragen … Auf unterschiedlichen Ebenen gab es viel zu tun, um das Ganze auf die Beine zu stellen.

Katja: Was war die größte Herausforderung für dich?

Nicole: Den Glauben an meine Vision und den ursprünglichen Grund, wofür ich das mache, trotz aller Steine, die plötzlich im Weg lagen, aufrecht zu erhalten.

Katja: Wofür machst du das? Mir ist das ja klar aus unserem Coaching, doch für die Leser:innen …

Lacht. Na für den „Circle“.
Das Zentrum des Golden Circle, das Wofür, das wir im Coaching erspürt haben:

Einen Raum der Transformation schaffen, in dem Menschen den Alltag hinter sich lassen und Kraft tanken. Inspirationsmomente gestalten und Freude mit anderen zu teilen.

Das ist nach wie vor gleich.

Doch das war schwierig in Corona-Zeiten, wenn man nicht weiß, wann man wieder aufmachen darf. Wenn aller zwei Wochen der Lockdown verlängert wird und nur Online-Sessions möglich sind …

Da kamen Existenzängste hoch.
Habe ich das wirklich richtig gemacht?
Schaffen wir das überhaupt?

Katja: Was hast du auf dem Weg an dir nochmal Neues erkannt? Wo steckte für dich das größte Wachstumspotenzial drin?

Nicole: Im ersten halben Jahr habe ich auch einige meiner dunkelsten Zeiten erlebt. Man startet, richtet ein, plant, freut sich … doch der Lockdown hat an meinen Nerven genagt. Ich erlebte Antriebslosigkeit, hatte dunkle Gedanken, obwohl das ja gerade erst der Anfang war. Eine Art depressive Verstimmung wie ich im Nachhinein wusste.

Ich habe öfter geweint und mich gefragt:
Warum bin ich so drauf? Ich mache doch das, was ich wollte. Ich gehe doch meinen Weg.

Eines Tages habe ich mich endgültig entschieden das Krisentelefon, den psychosozialen Notdienst, anzurufen.

Ich weiß noch, dass ich zu der Frau am anderen Ende der Leitung sagte:
„Ich glaube mir geht es nicht schlecht genug, dass ich sie überhaupt anrufen darf.“

Darauf erwiderte sie:
„Was glauben sie, wie oft ich das von Leuten höre.“

Ich fuhr fort:
„Aber ich habe doch alles, was ich wollte. Ich gehe doch meinen Weg …“

Ihre Antwort:
„Was glauben sie wie oft ich das höre.“ 

Mein größtes Wachstumspotenzial war mir einzugestehen: Ich brauche Hilfe.

Meinen Weg zu gehen, hat gleichzeitig Höhen aber auch Tiefen mit sich gebracht, bei denen ich Hilfe gebraucht habe. Wir sollen und können die Dinge im Leben nicht allein machen. Mir diese Hilfe zu holen, war eine große Entwicklung.

Im Gespräch mit meiner Therapeutin habe ich mir auch eingestanden, dass ich erstmal in die neuen Schuhe hineinwachsen muss. Rainer hat das Yogahaus zwölf Jahre aufgebaut. Es machen Leute hier länger Yoga als ich überhaupt Yogalehrerin bin. Da komme ich schon mal ins Grübeln: Wie spirituell reif bin ich, um das Yogahaus zu leiten. Das ist eine große Verantwortung, die mir mit jedem Tag, den ich im Yogahaus arbeite mehr bewusst wird.

Katja: Welchen wohlwollenden Hinweis hättest du dir vorab gewünscht?

Nicole: Lacht.
Erstens: Sich Zeit lassen ist auch möglich.

Wenn sich eine Chance eröffnet, bedeutet das nicht, dass ich diese verpasse, wenn ich nicht sofort zuschlage. Ich hätte mir ein bisschen mehr Zeit lassen können. Doch da hat mich der Anteil der Ungeduld geleitet.

Und zweitens: Weniger Zeit mit Planen verbringen.

Ich bin stundenlang über Kursplanung, neuen Yogalehrer:innen und Co. gesessen … und denke mir jetzt völlig unnötig. Jeder Plan, den ich gemacht habe, war fluide. Ich arbeite mit Menschen und da bestehen so viele Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann.

Es ist ja auch interessant: Wir schreiben einen Businessplan für die Banken und bekommen Geld für unser Vorhaben. Dabei ist dieser Plan eine Momentaufnahme. Du machst ein „Foto“ und drei Monate später schaut es ganz anders aus.

Bei so einer Kreditvergabe wäre es viel wichtiger die Persönlichkeit, das persönliche Interesse, die Fähigkeit und den Herzenswillen noch stärker zu prüfen als lediglich auf Grund der Zahlen zu entscheiden.

Katja: Was erfüllt dich am meisten an deiner Arbeit im Yogahaus?

Nicole: Ich unterrichte gerade acht Klassen neben der anderen Arbeit im Yogahaus. Erfüllend sind die Begegnungen mit Menschen, vor allem die kleinen Minigespräche zwischen den Yogastunden, wo letztens eine Teilnehmerin sagte: ‚Ich komme von einer 12-Stunden Schicht [aus der Uniklinik], ich habe mich hierher gezwungen und jetzt geht es mir besser. Endlich ist mein Kopfweh weg und ich kann aufatmen.‘

Das macht ganz viel mit mir. Das berührt mich ehrlich.
Ein Moment ist Stille. Die Berührtheit ist spürbar.  

Ich frage mich in einer Yogastunde oft, was passiert gerade in den Leuten. Manchmal würde ich gern wie ein Mäuschen in die Seele schauen. Jeder innerliche Prozess ist so individuell, das ist faszinierend.

Katja: Auf der Website vom Yogahaus habe ich gelesen: Der „wahre Lehrer“ ist die eigene Erfahrung. Was bedeutet das für dich?

Ich sehe mich im Yoga als jemand, der Erfahrungsräume ermöglicht, doch die Arbeit passiert in jedem Selbst, im Inneren. Da kann kein:e Heiler:in oder sonst jemand kommen und behaupten er oder sie mache das für dich. Die Arbeit muss jeder selber leisten.

Praktiziere und es wird sich etwas verändern.
Probiere etwas aus und du wirst daraus lernen.

Katja: Das ist ein inspirierender Weg, den du gehst, liebe Nicole. Ganz lieben Dank für deine Offenheit, dass du deine Erfahrungen so ehrlich teilst.

Nicole: Danke dir, Katja. Du hast eine wahnsinnige Gabe, Menschen zu coachen. Es ist echt schön, das mit dir gemacht zu haben. Die Art wie du Fragen stellst und reagierst, das ist eine ganz eigene Energie, die mich auch hier wieder in unserem Gespräch in Kontakt mit mir selbst gebracht hat.

Möchtest du deine Yogapraxis wieder aktivieren bzw. vertiefen?
Hier findest du den aktuellen Stundenplan (mit Online Sessions) vom Yogahaus Dresden.

Möchtest du dir in 2022 Zeit für dich nehmen? Dich ein Wochenende deinen eigenen Bedürfnissen widmen und Ruhe genießen an einem wunderschönen Ort in der Natur begleitet von reflektierenden Coaching-Übungen und Yoga Sessions?
Wir laden dich ganz herzlich zum Purpose Yoga Retreat vom 13. – 15. Mai 2022 auf Gut Haferkorn ein.

 

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Katja Kremling

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