Kennst du dieses kleine „Männchen“ im Ohr, das jeden deiner Schritte mit Selbstzweifel kommentiert und bewertet. Das deine Veränderungsvorhaben mit hochgezogener Augenbraue kritisch beäugt. Und alarmiert mit dem erhobenen Zeigefinger winkt, wenn du eine vermeintliche Grenzen überschreitest.
Willkommen im Club der anonymen Selbstzweifler
Noch nie zuvor hatten die Menschen (zumindest in Deutschland und der „westlichen Welt“) so viele Freiheiten und Möglichkeiten wie du und ich heute. Doch auch wenn die Begrenzungen im Außen weniger werden, in unserem Inneren errichten wir meterhohe Mauern.
Besonders dann, wenn wir unsere Komfortzone verlassen, wenn wir etwas wollen, uns aber nicht (selbst ver-) trauen, wird unser innerer Kritiker laut:
Das kannst du nicht.
Was bildest du dir ein, wer du bist?
Du bist nicht gut genug.
Bedürftig richten wir unser Ohr nach Außen zu den Menschen in unserem Umfeld, in dem Wunsch nach Anerkennung und Wertschätzung. Doch was wir zu hören bekommen, ist oft der Widerhall unserer eigenen Zweifel.
Mit angezogener Handbremse
Letztens hatte ich ein Gespräch mit meiner Bekannten Andrea. Sie hat sich in der „Lebensmitte“ dazu entschieden, ihren Traum zu verfolgen: Auf der Bühne stehen als Comedian, Schauspielerin und GROSSES Model. Ich war beeindruckt von ihrem Drive. Davon wie viele Türen und Möglichkeiten sie sich in kürzester Zeit mit ihrer Entschlossenheit eröffnet hatte. Dann sagte sie zu mir: „Katja, jetzt mache ich endlich das, was ich wirklich will. Wenn da nur nicht diese verdammten Selbstzweifel wären.“
Na und?
Warum hacken wir immer auf unseren Selbstzweifeln rum?
Warum „verteufeln“ wir unseren inneren Kritiker?
Warum machen wir diese Gedanken verantwortlich für die angezogene Handbremse oder unser Nicht-Handeln?
Noch immer empfehlen viele Ratgeber positives Denken und Affirmationen, um den Selbstzweifeln zu begegnen:
Ich bin schön, schlank, erfolgreich,
… blablabla.
Ziel ist es das eigene Denken durch häufige Wiederholung umzuprogrammieren.
Ich persönlich halte von diesen „Techniken“ gar nichts. Denn ich glaube, dass wir die Selbstzweifel so nur ignorieren und verdrängen.
Im Grunde nähren wir unsere Selbstzweifel sogar, wenn wir uns nicht so annehmen können, WIE WIR SIND. Während wir sehr guten Freunden mit Liebe, Wohlwollen, Nachsicht und Bestärkung begegnen, haben wir für uns selbst oft wenig Güte übrig.
Ein Gedankenexperiment:
Angenommen, deine Selbstzweifel hätten eine positive Absicht … wozu dienen sie dir?
Könnte es sein, dass sie …
… dich schützen vor einem zu großen, riskanten Schritt.
… dich prüfen, ob du etwas wirklich willst.
… dich dabei unterstützen, dich weiter zu entwickeln und über dich hinaus zu wachsen.
… dich leiten, um deinen ganz eigenen Weg zu gestalten.
Nutze deine Selbstzweifel
Meine Bekannte Andrea war kurz nach unserem Gespräch auf einem Workshop. Die Workshop-Leiterin zerriss ihren Text in der Luft und glaubte nicht an sie. Ein anderer Teilnehmer vorurteilte sogar: „Über Frauen aus Sachsen lacht man nicht.“
Mit dem Einverständnis von Andrea darf ich hier ihre Erfahrungen mit dir teilen:
„Ich saß in meiner Pension und weinte vor mich hin. Normalerweise wäre ich abgereist. Am ersten Tag! Da fielen mir zum Glück deine Worte ein und ich habe meine Zweifel genutzt mich zu motivieren. Ich wollte allen zeigen, was ich im Stande bin zu leisten. Ich habe die ganze Nacht an einem neuen Text gearbeitet. Und gelernt. Am nächsten Morgen habe ich alle überrascht. Mich selbst am meisten … Ohne deine Worte wäre ich unverrichteter Dinge gefahren.“
Schau‘ selbst, was draus geworden ist: Frau Andrea.
Keiner von uns ist als Meister:in geboren
… auch nicht als Mutter oder Vater, Führungskraft, Unternehmer:in, Bestseller-Autor:in, Schauspieler:in …
Wir wachsen in diese Rollen und die damit verbundenen Aufgaben hinein – Schritt für Schritt. Logisch, dass wir am Anfang unseres Weges NOCH NICHT gut genug sind.
Daher lautet mein Mantra bei Selbstzweifeln (entdeckt bei Signs by Jwala):
„Ich bin eine Meisterin, die übt.“
Bei welchem konkreten Schritt steht dir dein Selbstzweifler momentan im Weg? Welche positive Absicht erkennst du dahinter? Angenommen, du würdest dich nicht auf die „Wand“ (geht nicht!), sondern den Weg (WIE könnte es gehen?) konzentrieren, welche Ideen kommen dir, um deine Selbstzweifel anzuerkennen und konstruktiv zu nutzen?
Ich wünsche dir, dass du deine Selbstzweifel diese Woche liebevoll auf deinem Weg integrieren kannst,
Katja