Bedürfnisse erfüllen. Wie voll sind deine Bedürfnisgläser?

Montags-Impuls #269 Bedürfnisse erfüllen

Am Wochenende waren wir beim Purpose Yoga Retreat auf Gut Haferkorn. Dort hatten unsere Teilnehmerinnen viel Raum und Zeit zum Durchatmen und für Selbstfürsorge. Besonders nach zwei Corona-Jahren hat das gut getan.

Mich beglückt es zu sehen, wie Menschen aufblühen, wenn sie ihre wahren Bedürfnisse erfüllen. Wenn sie auftanken und bestärkt in ihrem Sein, mit neuen Perspektiven und konkreten Impulsen zurück in ihren Alltag gehen.

„Das Purpose Retreat war eine wunderbare Me-Time, die ich einfach mal für mich und meine Bedürfnisse hatte. Das Wochenende brachte überraschende Erkenntnisse für mich hervor. Die neu gewonnenen Impulse begleiten mich heute in meinem Alltag – manchmal bewusst, manchmal auch unbewusst. Auf jeden Fall nachhaltig.“
(Sabine, Retreat-Teilnehmerin 2021)

Bestätigt durch diese Erfahrungswerte teile ich heute eine Coaching-Übung aus dem Purpose Yoga Retreat mit dir:

Die Bedürfnisgläser

Diese Übung habe ich bei dem New Work-Magazin Neue Narrative kennengelernt. Seit dem halte ich mir das Bild der Bedürfnisgläser regelmäßig vor Augen, denn …

„Aus einem leeren Glas können wir nicht trinken.“
(Unbekannt)

Doch dürfen wir uns selbst „Wasser“ nach schenken …?

Ist das nicht egoistisch?
Was sollen denn die anderen von uns denken?
Wo kämen wir hin als Gesellschaft, wenn jeder sein eigenes Glas zuerst füllt?

Gegenfrage:
Was passiert, wenn unser eigenes Glas so gut wie leer ist?
Wenn wir dennoch versuchen, anderen Menschen ihre Gläser zu füllen?
Womöglich mit der Erwartung, dass sie uns im Gegenzug nachschenken?
Was haben wir aus einem nahezu leeren Glas wirklich zu geben?

Tatsächlich fühlt sich unser Alltag so eher fremdbestimmt an.
Wir haben das Gefühl, die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen.
Auch wenn wir dazu eventuell gar keine Lust haben.
Wir verlieren bei allem Müssen, das Gespür für unser Wollen.
Uns selbst und unsere eigenen Bedürfnisse übergehen wir.
Stellen uns mit ihnen gemeinsam hinten an.
Zuerst muss doch noch dies und das erledigt werden.
Erst dann können wir uns Zeit für uns selbst nehmen.
Doch sobald wir uns Me-Time gönnen wollen, ist doch wieder etwas anderes wichtiger.

Eine Zeit lang – also phasenweise – ist das ok.
That’s life!

Doch wenn das unser verinnerlichter Lebensstil ist, wird sich über kurz oder lang Frust breit machen, ein unterschwelliges Gefühl der Unzufriedenheit und inneren Unruhe.
Wir erleben einen Mangelzustand.

Aus diesem inneren Mangelempfinden heraus können wir nicht gut für andere da sein.

Spüre, was du brauchst

Die Grundbedürfnisse aller Menschen sind gleich. Wir brauchen Luft zum Atmen, Schlaf, Essen und Trinken – also ein volles Wasserglas ;-). Darüber hinaus haben wir Menschen individuelle Bedürfnisse, die je nach Persönlichkeit unterschiedlich stark ausgeprägt sind.

Ganz oft ist der Zugang zu unseren individuellen Bedürfnissen verschüttet.
Viele von uns haben von Klein auf gelernt, ihre Bedürfnisse zu unterdrücken – auch weil unsere Eltern es ebenso von ihren Eltern gelernt haben.

Um unsere Bedürfnisse wahrzunehmen, braucht es also erst einmal unsere bewusste Aufmerksamkeit und Zuwendung, das Aussteigen aus dem Autopilot- und Funktionsmodus.

Nimm‘ dir mehrmals am Tag einen Moment, um dich selbst zu spüren.
Dafür kannst du dir z.B. einen Hinweis in deinem Smartphone einstellen, der dich mindestens einmal am Tag fragt: „Wie fühle ich mich gerade?“

Gefühle wie Freude, Wut, Trauer, Angst oder auch Scham sind ein Indikator für erfüllte oder unerfüllte Bedürfnisse.

Das Wahrnehmen unserer Gefühle und Erkennen der dahinter liegenden Bedürfnisse ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Gewaltfreien Kommunikation.

Hier findest du eine Liste mit Gefühlen und Bedürfnissen.
Eventuell erleichtert dir das den Einstieg.

Bedürfnisse erfüllen

Wenn du dein Gefühl wahrgenommen hast, stellt sich die Frage:
Welches Bedürfnis steckt dahinter?
Was brauche ich jetzt, damit es mir besser geht?

Eine Antwort (hinter der Abkürzung) könnte lauten: Schokolade.

Hey JA, ich liebe Schokolade.
Schokolade ist kein Bedürfnis.
Schokolade ist eine Lösungsstrategie.
Welches echte Bedürfnis willst du mit der Schokolade besänftigen?

Zum Beispiel das Bedürfnis nach Entspannung.
Oder du brauchst Trost und sehnst dich nach Geborgenheit.

Wenn du dein echtes Bedürfnis erkennst, kannst du Ideen und (neue) Strategien entwickeln, wie du für dieses Bedürfnis gut da sein kannst.

Hier findest du Ideen zur Entspannung und zum Trost.

Prüfe den Wasserstand

Zurück zum Bild der Bedürfnisgläser.

Wenn du dir deiner Bedürfnisse bewusst bist, kannst du diese als Gläser darstellen.
Jedes Bedürfnis bekommt ein Glas.
Betrachte regelmäßig den Wasserstand in deinen Bedürfnisgläsern.

Welche Bedürfnisse sind momentan gut erfüllt?
In welchen Gläsern neigt sich der Wasserstand gegen leer?

Dabei kannst du entweder dein Leben als Ganzen betrachten oder bestimmte Lebensfelder, denen du deine Aufmerksamkeit widmen willst.

Begleite dich bei dieser Übung mit Selbstmitgefühl und Geduld.
Was du in jedem Fall nicht brauchst, sind Kritik und Druck.

Einige deiner Bedürfnisse wirst du dir leicht selbst erfüllen können, sobald du dir ihrer bewusst bist. Andere stellen dich vor die Herausforderung, gegenüber anderen für dich und deine Bedürfnisse einzustehen. Dafür braucht es manchmal ein „NEIN“ zum anderen (… in Wertschätzung für dich selbst). In anderen Fällen, geht es darum aufzuhören, stark wirken zu wollen, stattdessen deine Verletzlichkeit zuzulassen und um Hilfe zu bitten. In beiden Fällen braucht es Mut und die innere Erlaubnis, deine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen.

Wir als Familie haben vor kurzem das Motto: „Weniger müssen, mehr wollen“ für unsere Wochenenden eingeführt. Das Frühstück am Samstag nutzen wir dafür uns auszutauschen, wie es uns geht und was wir am Wochenende wirklich brauchen und wollen. So gehen wir mit gefüllten Gläsern in die neue Woche.

Ich wünsche dir den Mut für deine Bedürfnisse einzustehen,
Katja

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