Ich will … Trau‘ dich nach dem zu fragen, was du willst

Montags-Impuls #275 Ich will

Kinder sind Meister:innen darin, nach dem zu fragen, was sie wollen.
Besser noch ohne Umschweife zum Punkt zu kommen:

Ich will …

Mit der Zeit geht uns dieser direkte Draht zu unserem Wollen und unseren Wünschen verloren.

Als Kinder wurden wir zur Zurückhaltung erzogen:
„Das heißt nicht ‚Ich will …‘ sondern ‚Ich möchte bitte …‘ ! “

Viele Male wurde unsere Beharrlichkeit im Wollen untergraben:
Nein, nein, nein und nochmals nein.“
Meist ohne für Kinder nachvollziehbare Begründung.

In manchen Fällen kam zur Ablehnung noch eine Prise Desillusionierung dazu:
„Was glaubst du eigentlich, wer du bist …“
„Das Leben ist kein Wunschkonzert ..“

Ein Gefühl schleicht sich ein, dass unser persönlicher Wille nicht wichtig oder auch nicht „richtig“ ist. Scham.

Irgendwann hörten wir auf, danach zu fragen, was wir wollen.
Dadurch verlernten wir auch, überhaupt wahrzunehmen und zu spüren, was wir tief im Inneren wollen.

Angst vor dem eigenen Wollen

Wir kleiden unsere eigentlichen Wünsche in blumige Fragen und Phrasen:

„Findest du nicht auch, dass … “
„Wir sollten mal wieder …“
„Hättest du nicht Lust …“
„Könntest du vielleicht …“

Wir äußern unser Wollen nicht frei und offen, sondern indirekt und verdeckt.
Aus Angst vor Zurückweisung und Ablehnung beziehungsweise Schamgefühl.

Mit der Zeit spüren wir einen inneren Druck, weil unser Gegenüber nicht erwartungsgemäß auf unsere „Einladungen“ reagiert.

Dann wandelt sich das Wollen in Befehle oder Vorwürfe:
Mach‘ das endlich fertig!
Wie oft muss ich dir noch sagen, dass … !
Seit Wochen rede ich, dass wir …!

Oder wir geben resigniert auf und machen einfach alles selbst.
Schließlich wollen wir ja unabhängig sein.
(Dieses Thema ist einen eigenen Montags-Impuls wert!)

Frage frei nach dem, was du willst

In unserem Radical Honesty Kurses ging es auch darum, Zurückgehaltenes auszusprechen – ein wesentlicher Aspekt der Ehrlichkeit und eigenen Wahrhaftigkeit.

Das, was wir unglaublich oft zurückhalten, sind unsere wahren Wünsche und Bedürfnisse.

In dem Kurs haben wir uns darin geübt, klar zu formulieren, was wir wollen. Verbunden mit der Frage, ob der/die andere bereit ist, uns diesen Wunsch zu erfüllen.

Direkt und auf den Punkt:

Ich will, dass du … mir 10 Minuten zuhörst ohne mich zu unterbrechen.
Bist du bereit das zu tun?

Das Wollen darf klar und spezifisch sein.
Die Frage, ob der/die Andere dazu bereit ist, ist wesentlich.
Das gibt unseren Gegenüber die Möglichkeit mit Ja oder Nein zu antworten.
Auf beide Antworten dürfen wir uns gefasst machen.

Für alle, die einen sanfteren Einstieg wählen wollen, gibt es auch eine mildere Formulierung:

Ich wünsche mir, dass du mir 10 Minuten zuhörst ohne mich zu unterbrechen.
Willst du mir diesen Wunsch erfüllen?

Verletzlichkeit zeigen

Was mir hilft, mein Wollen, meine Bedürfnisse und Wünsche klar zu formulieren, ist gleichzeitig die Befürchtungen auszusprechen, die mich bislang innerlich zurückgehalten haben.

z.B.
Ich befürchte, dass du mich als dreist empfindest.
Ich mache mir Sorgen, dass unsere gute Beziehung darunter leidet.
Ich schäme mich, dass ich das selbst nicht kann.
Ich habe Angst, dir zur Last zu fallen.

Diese Verletzlichkeit zu zeigen, schafft Nähe und zeigt Menschlichkeit. Auf dieser Art und Weise kann unser Gegenüber Mitgefühl entwickeln. Empathie setzt voraus, dass wir uns gegenseitig sehen und spüren können.

Kontakt und Austausch

Bei der Übung ist mir eines nochmal bewusst geworden.

Ich habe in den letzten Jahren einen sehr guten Draht zu meinem Wollen entwickelt.
Allerdings scheue ich mich andere danach zu fragen, etwas für mich persönlich zu tun.
Ich falle meinen Mitmenschen nicht gern zur Last.
Empfinde es als unangenehm, viel Raum einzunehmen.
Bevorzuge es, mir meine Wünsche und Bedürfnisse selbst zu erfüllen.

Wenn ich das so schreibe, muss ich innerlich schmunzeln.
Denn all das ging und geht auf Kosten der Wahrhaftigkeit und des Miteinanders.

Ein Teil in mir ist gern autark.
Doch das ist eher ein Selbstschutz.
Ein anderer Teil sehnt sich nach einer tiefen Verbundenheit.

Letzteres darf ich immer öfter in meinem Leben spüren.
Je offener und ja auch verletzlich ich mich mit meinen Bedürfnissen zeige.
Je freier ich mein Wollen zum Ausdruck bringen darf.

Ehrlichkeit ist gegenüber dem Feind ein Kann,
gegenüber dem Freund ein Soll,
gegenüber sich selbst ein Muss.
(Philip Rosenthal)

Zudem genieße ich es sehr, nicht nur zu mutmaßen, sondern zu erfahren, was meine Mitmenschen wirklich wollen.

Wir Menschen sind soziale Wesen.
Für andere da zu sein und unsere Mitmenschen zu unterstützen, das ist uns und anderen ein menschliches Bedürfnis. Sinnerfüllung.

Ein innerliches Wollen.

Ich wünsche dir den Mut, nach dem zu fragen, was du willst,
Katja

 

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