Zwei Wochen habe ich bei Wir bauen Zukunft das Leben und Arbeiten in Gemeinschaft ausprobiert und dazu meine Vorstellungen und ersten Eindrücke geteilt.
Im 1. Teil habe ich über diesen Zukunftsort und unser Vorhaben geschrieben.
Teil 2 widmete sich meiner persönlichen Erfahrung bei der Deep ComYOUnity. Co-kreativ als Gruppe haben wir einen Linked In Artikel über unsere Woche beim WbZ verfasst.
Nach einer Woche „Verdauungszeit“ erfährst Du im 3. und vorerst letzte Teil wie wir als Familie die Zeit in Gemeinschaft erlebt und empfunden haben:
Realitätsvielfalt
Vorfreudig und erfüllt von der ersten Woche warte ich am Samstagabend auf meine Familie. Paddy und Mika kommen zunächst etwas skeptisch an. Zwei unterschiedliche Realitäten treffen aufeinander. Realitätsvielfalt ist das Wort, das mir dazu spontan beim Schreiben kommt und gut beschreibt, was wir zwischenmenschlich immer wieder erfahren. Wir agieren alle in unterschiedlichen Lebensrealitäten. Das erfordert Empathie und Mitgefühl füreinander.
Während ich eine Woche Inner Work in Gemeinschaft mit viel Naturzeit und Entschleunigung genossen habe, kommen Paddy und Mika aus ihrem intensiven Berufs- und Schulalltag. Sie sind anfangs skeptisch, was sie erwartet. Mir ist bewusst, dass sie mir zuliebe hierher gekommen sind. In unserer Familie gilt der Spruch: erst probieren, dann kann jede:r sich eine eigene Meinung bilden. Und: Geschmäcker sind verschieden.
Um uns als Familie etwas mehr Ruhe und Raum zum Rückzug zu gönnen, ziehe ich vom Lummerland (Schlafsaal) mit den beiden und unserer Hündin Paula ins Tiny House Phoenix. Ich liebe ja das Tiny House Konzept, klein, minimalistisch mit wenig Zeug und am besten inmitten der Natur, wo die Umgebung zum Draussensein einlädt.
Ein Zwischentag zum Übergang
In der Gemeinschaft wird es über das Wochenende deutlich ruhiger. Die Teilnehmenden der Deep ComYOUnity reisen nach und nach ab. Wir sind mit zwei Menschen, die vor Ort eine Audio-Landkarte des Geländes aufnehmen, die verbleibenden Gäste.
Den Sonntag verbringen wir erstmal in Familie. Auch wenn das OsterCamp bereits startet, Mika ist noch nicht bereit dafür und wir nehmen uns den Tag zu dritt, um uns nach der Woche getrennt voneinander wieder zu synchronisieren. Wir erkunden gemeinsam die Räumlichkeiten und das 10 Hektar große Gelände sowie die Umgebung bei einem Ausflug zum nahegelegenen Schaalsee.
Ich nehme meine Anspannung und auch eine gewisse Anstrengung wahr. Ich möchte, dass es Paddy und Mika hier genauso gut gefällt wie mir … und erreiche gefühlt erstmal Widerstand. Als ich mir dessen bewusst werde, kann ich mein Bedürfnis anerkennen und den Anspruch tatsächlich gut loslassen. Die beiden landen hier in ihrem Tempo und werden diese Woche mit anderen Augen auf ihre Art und Weise erfahren. Auch ohne mein aktives Zutun wirken der Ort und die Menschen für sich.
Mit einem Mal entsteht Leichtigkeit. Mika findet einen dankbaren Spielgefährten. Paddy connected prima mit Flo, dem Koch. Etwas entspannt sich in uns allen spürbar.
Familie in Gemeinschaft
Am Montag findet wieder das Plenum mit allen Anwesenden statt. Check-In: Wie bist Du im Moment hier und in welcher Rolle?
Die Menschen im Kreis und die Abläufe fühlen sich nach einer Woche für mich bereits vertraut an. Paddy und Mika sind nun auch mittendrin. Wir tragen uns für zwei Clean Up Schichten in der Großküche ein und übernehmen die Raumhüterschaften für den Eingangsbereich und Seminarraum.
Einige Mitbewohnerinnen fragen an, ob das Abendessen in dieser Woche auf 18 Uhr vorverlegt werden kann. Drei Einwände werden gehört. Am Ende gibt es eine Widerstandsabfrage. Trotz der individuell berechtigten Einwände, gibt es kein Veto gegen die Probewoche. Uns kommt das sehr entgegen. Alles weitere erfahren wir tagesaktuell über den WbZ Community Telegram Chat.
Am Dienstagabend ist Lagerfeuer im Waldgarten. Mittwochabend findet die Ask me Anything Session mit den Mitbewohner:innen statt. Donnerstag ist Filmabend.
An einem Nachmittag stapelt Paddy das Holz fürs Osterfeuer am Freitag. Ich befreie im Garten die Erdbeerpflanzen vom Gras, dass im vergangenen Jahr drüber gewachsen ist. Auch wenn wir selbst nicht in den Genuss kommen, schenken uns diese Tätigkeiten ein gutes Gefühl. Raus aus dem Kopf, rein in körperliche Aktivität.
Zum Start in den Tag laden Birte und Chrissi jeweils zum Yoga ein. Flo macht Krafttraining parallel zu unseren Flows im Seminarraum. Eine friedliche Co-Existenz von männlicher und weiblicher Energie.
In der Zwischenzeit frühstücken Paddy und Mika in Gesellschaft der anderen Mitbewohner:innen. Mir schenkt das Me-Time. Im Alltag nehme ich mir meist nur 15 Minuten zum Yoga. Hier tauche ich eine Stunde ein. Auch weil das OsterCamp erst um 9 Uhr startet.
Wildes OsterCamp
Das Highlight der Woche ist definitiv das OsterCamp vom Ecosphäre e.V., dem gemeinnützigen Träger von Wir bauen Zukunft. Kein Wunder, dass es umgehend ausgebucht war.
Begleitet von vier Erlebnis- und Wildnispädagog:innen, erkunden die 33 Kinder fünf Tage lang die Natur und erleben kleine und große Abenteuer. Von morgens um 9 Uhr bis nachmittags 16 Uhr sind sie durchweg bei Sonne, Wind und Regen draussen, selbst für die Mittagspause. Jeder Tag steht unter einem anderen Motto, dieses Mal den vier Elementen zugeordnet: Luft, Wasser, Feuer und Erde.
Die Highlights der Kids waren:
- zu erfahren, was es bedeutet ein Singvogel zu sein, Nester zu bauen, Futter zu sammeln und das Nest vor den gierigen Habichten und Eichelhähern zu schützen
- eine echte, schlafende Fledermaus, einen Großen Abendsegler, aus nächster Nähe zu betrachten.
- die Erkundung des Nieklitzer Moores. Dabei sind ein paar der Kinder mit dem Element Wasser so richtig auf Tuchfühlung gegangen.
- selbstwirksam aus einer kleinen Glut wieder ein flackerndes Feuer zu entfachen. Ein magischer Moment.
Am letzten Tag nehmen wir als Eltern am Abschiedsritual teil. Es ist berührend zu sehen, wie begeistert die Kinder von ihren Entdeckungen berichten und wie stolz sie sind auf die Herausforderungen, die sie gemeistert haben. Mit einer Danksagung an die Kinder, die Eltern, die Menschen, die all das Wissen über die Natur und Tiere erforscht und weitergegeben haben sowie für die vier Elemente und die Natur als Lebensraum endet das Camp.
Workation
Während Mika im OsterCamp die Natur erkundet, arbeiten Paddy und ich entweder im Tiny House oder im Co-Working Space. Remote arbeiten zu können, ist für uns die größte Errungenschaft der Corona-Krise. Das WLAN im Tiny House ist stabil. Im Co-Working Space herrscht produktive Ruhe. Für Telefonate ziehe ich mich in die dafür vorgesehenen Cubes zurück. Für einen Impuls-Vortrag und ein Coaching trage ich mich in die Liste am Tiny Office, den Meetingraum, ein. Ein entspanntes, inspirierendes Arbeiten.
Mittags läutet die Glocke und alle kommen aus dem Garten, der Werkstatt, dem Büro oder anderen Aktivitäten zum Mittagessen zusammen. Im Café gilt: Arbeitsfreie Zone. Dafür echte Pause!
Von Mittwoch auf Donnerstag ist eine Gruppe Student:innen zu Besuch im WbZ. Sie entwickeln eine Kampagne, um Wir bauen Zukunft auch für Unternehmen jenseits der Start up Bubble bekannt zu machen, als Seminarort sowie Lern- und Erlebnisraum für die innere und äußere Transformation. Wir tauschen uns dazu aus und ich teile meine Erfahrungswerte aus dem The People Network und unserer Zusammenarbeit mit Konzernen.
Checkout
Am Tag vor unserer Abreise kommt Birte auf uns zu. Sie hat an dem Tag das Hosting der Gäste übernommen und fragt, ob wir Zeit haben für das Checkout-Gespräch: Wie haben wir diese Woche erlebt und empfunden? Was hat uns gut gefallen? Welche Verbesserungsvorschläge haben wir?
Paddy und ich sind beide begeistert. Wir haben uns wohl gefühlt in der Gemeinschaft und in unserem Tiny House. Dank des klaren Rahmens und der Freundlichkeit der Mitbewohner:innen konnten wir uns hier gut im Miteinander orientieren und navigieren. Die Tage waren abwechslungsreich und haben uns Inspiration geschenkt. In Gemeinschaft machen Gartenarbeit, Kochen und selbst ein Clean Up viel mehr Spaß, getragen von der Motivation des Füreinanders.
Was Paddy besonders schätzt: Die perfekte Unperfektheit. Ausprobieren, improvisieren, Fehler tolerieren und kreativ das Beste aus dem, was da ist, machen.
Mich hat die gelebte Nachhaltigkeit bei Wir bauen Zukunft und das Teilen in der Gemeinschaft besonders angesprochen.
Auf dem Heimweg begleitet mich die Frage: wie lässt sich in unserem Familienalltag in Dresden mehr Gemeinschaft leben, wenn doch jede:r mit sich selbst und dem eigenen Alltag beschäftigt ist? Wenn Du dazu Ideen und Empfehlungen hast, schreibe mir sehr sehr gern!
…
Ich bin dankbar, dass mit unserem Abschied, die Freude auf ein baldiges Wiedersehen verknüpft ist. Bereits im Juni sind wir zurück, dann zur Festival Saison zum Pura Vida Festival und der CREATE Convention.
Mika würde am liebsten direkt wieder im Herbst beim EmpowermentCamp (vom 21.-24. Oktober 2024) teilnehmen. Doch in den Herbstferien haben wir schon andere Pläne: das Gemeinschaftsleben erkunden in Portugal.
Ich wünsche mir für uns, dass wir alle wieder mehr in wertschätzende Gemeinschaften eingebunden sind,
Katja
P.S. Falls Du neugierig geworden bist, noch bis zum 5. Mai kannst Du das Leben und Arbeiten in Gemeinschaft bei Wir bauen Zukunft im Rahmen des (Deep) ComYOUnity Formats selbst ausprobieren. Dem Traum vom Tiny House kommst Du beim Tiny House Basics Wochenende näher.
Hier im Zukunftsorte Podcast teilt Kari Wolf die Vision von Wir bauen Zukunft und gibt Dir weitere Einblicke aus Ihrer Perspektive als Mitgründerin.
Nur noch knapp 3 Wochen … | Zukunft fängt bei Dir an!
BerufungsWorkshop am 26. – 27. April 2024
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Dieser Workshop ist für all diejenigen, die ein besseres Morgen mitgestalten wollen – für sich selbst und ihre Mitwelt. Im kreativen Wohlfühlambiente des Konnektiv62, inspiriert von Impulsen, Coaching-Übungen und dem Austausch in Kleingruppen gewinnst Du innere Klarheit, Orientierung und Rückenwind.
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Hier kannst du den Montags-Impuls ganz entspannt nachlesen: Umami. Meine Deep ComYOUnity Erfahrung bei Wir bauen Zukunft
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