Entscheidungsfindung in Gruppen: Die Widerstandsabfrage

Montags-Impuls_ Entscheidungsfindung

Ob im Kollegen- oder Freundeskreis, wenn es darum geht, eine Entscheidung zu treffen, wird meistens gefragt: Wer ist dafür? Der Vorschlag, der die meisten Stimmen bekommt, wird als Mehrheitsentscheid angenommen.

Dieses Vorgehen zur Entscheidungsfindung erscheint einfach, hat allerdings einen Haken. Sicher kennst du das Gefühl, wenn eine Entscheidung gegen deinen Willen getroffen wird. Wir reagieren mit innerem Widerstand. Statt diesen Widerstand in die Entwicklung einer besserer Lösung einzubeziehen, wird er übergangen. Unterschwellig wirkt der Widerstand jedoch auch nach der Entscheidung weiter und belastet das Miteinander.

Wenn Entscheidungen auf Augenhöhe und mit dem Ziel des Konsens getroffen werden sollen, z.B im Freundeskreis oder in kollegial agierenden Teams, braucht es gute Methoden. Ansonsten landen wir in endlosen Diskussionen. Eine hilfreiche Methode zur Entscheidungsfindung, die ich selbst lieben gelernt habe, möchte ich heute mit dir teilen:

Die Widerstandsabfrage

Wie der Name vermuten lässt, wird bei der Widerstandsabfrage nicht nach der Zustimmung gefragt, sondern danach, wie stark die Beteiligten einen Vorschlag ablehnen. Richtig gehört, der „schwarze Hut“ ist gefragt. Dabei geht es nicht nur um faktische Gründe gegen eine Option, sondern auch emotionale Widerstände.

Im ersten Schritt werden verschiedene Optionen bzw. Vorschläge aufgelistet. Auch der Ist-Zustand, dass alles so bleibt, wie es ist, wird als Option mit berücksichtigt.

Dann bewertet jede Person die Optionen auf einer Skala von 0-5 (oder 0-10). Dabei steht 0 für „kein Widerstand“, 5 bzw. 10 bedeutet „maximaler Widerstand“. Dabei gibt es keine Enthaltungen. Enthaltungen werden als „kein Widerstand“ (=0) bewertet.

Die Widerstandsabfrage kann mittels Handzeichen (ein oder zwei Hände), Klebezetteln oder mithilfe von elektronischen Abfragen wie Mentimeter, Slido oder Acceptify (*Werbung ohne Auftrag) erfolgen.

Widerstandsabfrage_Bernd Oestereich, Claudia Schröter (www.kollegiale-fuehrung.de)

Die Rangfolge der Optionen ergibt sich aus der Summe aller Widerstände.
Die Option mit den geringsten Widerständen gilt als akzeptiert.

Die Widerstandsabfrage ermöglicht so eine höhere Akzeptanz und Bereitschaft zur Umsetzung als der Mehrheitsentscheid.

Sicherlich stehen auch bei dir in dieser Woche einige Entscheidungen an – selbst wenn es nur um die Frage geht, wohin der Tagesausflug am Wochenende gehen soll (Museum, Zoo oder Wandern). Das bietet eine schöne Gelegenheit die Widerstandsabfrage im Kleinen auszuprobieren, um sie demnächst auch im Arbeitskontext als Alternative zum Mehrheitsentscheid vorzuschlagen.

Ich wünsche dir, dass du Widerstände konstruktiv bei der Entscheidungsfindung berücksichtigst,
Katja

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