Rosa-Maria Buchalik hat bereits zwei Gastbeiträge für die Montags-Impulse veröffentlicht: Wertearbeit. Sich bewusst werden, was wirklich wichtig ist und Grenzen setzen und in Verbindung bleiben. Wie geht’s das?
Ich freue mich sehr, dass Sie erneut den Impuls hat mit ihrer Perspektive zu den Montags-Impulsen beizutragen. Dieses Mal zum Thema: Warum Selbstfürsorge nicht reicht.
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Auf der Reise zu Selbstfürsorge und Selbstliebe ist es verlockend zu glauben, dass es ausreicht, sich ausschließlich auf sich selbst zu konzentrieren. Doch wahre Ganzheit entsteht, wenn wir uns nicht nur mit uns selbst beschäftigen, sondern auch damit, wie wir in Beziehungen zu anderen stehen und wie wir hier eine Balance zwischen Selbst und Miteinander gestalten.
Selbstfürsorge ist mehr als nur Selbstverwöhnung
Sie beinhaltet die bewusste Pflege unseres emotionalen, mentalen und körperlichen Wohlbefindens. Richtig kraftvoll und nachhaltig wird sie erst dann, wenn wir lernen, wie wir sie nicht nur allein mit uns, sondern in unseren Beziehungen umsetzen können – und zwar egal in welchen; In der Beziehung zu unserer Partnerin, unserem Partner, zu Freud*innen, Geschwistern, Eltern, Kindern oder aber auch zu Kolleg:innen, Vorgesetzten und Bekanntschaften.
Ein Schlüsselbegriff sind hier differenzierte Beziehungen
Damit sind Beziehungen gemeint, die es erlauben, unsere Individualität zu wahren, während wir uns mit anderen verbinden. Um das zu ermöglichen, ist es wichtig, unsere eigenen Bedürfnisse, Meinungen und Wünsche zu erkennen und ebenso klar wie respektvoll auszudrücken, während wir die Einzigartigkeit anderer akzeptieren und schätzen. Im ausgeglichenen Umgang mit anderen geht es damit um die Fähigkeiten, Grenzen zu setzen, Verantwortung für unsere Bedürfnisse und Gefühle zu übernehmen und empathisch auf andere einzugehen, ohne uns dabei selbst zu verleugnen.
Das Gegenteil von Differenzierung ist emotionale Verstrickung
Sie tritt auf, wenn wir uns schwer darin tun, uns von den Gedanken, Meinungen, Gefühlen und Bedürfnissen anderer losgelöst wahrzunehmen. Das führt zu einer Verschmelzung der eigenen Identität und dem eigenen Selbstwert mit anderen. In solchen Fällen fühlen wir uns eingeengt oder empfinden das Zusammensein mit anderen als starke Belastung. Obwohl wir spüren, dass eine Art Distanz zu anderen gut täte, können wir gleichzeitig große Angst vor Ablehnung haben, da die Meinung und Zustimmung anderer eben das eigene Selbstwertgefühl beeinflusst.
Wenn man sich von anderen nicht differenzieren kann, ist man möglicherweise…
…unklar über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse, weil sie mit denen anderer verschmelzen.
…unsicher, insofern als dass es einem schwerfällt, eigene Entscheidungen zu treffen oder Standpunkte zu vertreten, weil man stark von den Meinungen und Erwartungen anderer beeinflusst ist.
…überlastet, weil man einerseits meint, die Verantwortung für die Gefühle und Bedürfnisse anderer übernehmen zu müssen (sie übergestülpt zu bekommen), und es gleichzeitig aber nicht schafft, ausreichend auf die eigenen zu achten.
…frustriert, weil es einem so schwer erscheint, Grenzen zu setzen.
…verloren insofern, als dass man das Gefühl hat, sich selbst nicht wirklich zu kennen: Wer bin eigentlich ICH? Was ist MIR wichtig, was brauche ICH? Ein Mangel an Selbstbewusstsein kann auftreten, da man nicht gelernt hat, sich selbstständig wahrzunehmen und zu schätzen.
Nicht nur das Bild von uns selbst ist getrübt und unklar
Können wir uns selbst nicht in unserem Erleben, Denken, Wünschen und Empfinden von anderen differenzieren, ist es ebenso schwierig, die individuellen Persönlichkeiten und Bedürfnisse anderer angemessen wahrzunehmen, da man sie mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen überlagert. Das führt zu Missverständnissen, Konflikten und Reibungen im Miteinander.
Während emotionale Verstrickung dazu führen kann, dass die persönliche Entwicklung und Entfaltung behindert wird, weil man sich in den Erwartungen anderer gefangen fühlt, hilft die Entwicklung der Differenzierung des Selbst dabei, diese negativen Auswirkungen zu überwinden und eine gesunde Balance zwischen Selbstidentität und Beziehungen zu finden. Es erlaubt einem, sich authentisch zu fühlen, unabhängige Entscheidungen zu treffen und gleichzeitig wertschätzende Verbindungen zu anderen aufzubauen.
Raum für Authentizität
Zurück zu unserer Selbstfürsorge: In Beziehungen bedeutet sie, uns Raum für Authentizität zu geben und dabei anderen diesen Raum ebenfalls zu gewähren. Es erfordert Verständnis, (Selbst-)Empathie, Kompromissbereitschaft und die Fähigkeit, inmitten von Differenzen Liebe und Respekt aufrechtzuerhalten.
Kurz gesagt: Wahre Selbstliebe erblüht, wenn wir unsere Liebe zu uns selbst in unsere Beziehungen einfließen lassen. Denn letztendlich sind wir sozial miteinander verflochten, und das Streben nach Gleichgewicht zwischen Selbst und Miteinander führt zu einem erfüllten und authentischen Leben.
Rosa-Maria Buchalik
Liebe Rosa-Maria, ich danke Dir für Deinen Beitrag und möchte gern Dein Angebot mit den Leser:innen teilen: Differenziert ICH. Ein 8-Wochen-Programm mit individueller Begleitung.
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