Beantworte die folgenden Fragen mit Ja oder Nein, ohne lang darüber nachzudenken:
- Stellst du sehr hohe Anforderungen an dich und/oder deine Mitmenschen?
- Fällt es dir schwer deine Pläne flexibel anzupassen, wenn etwas anders kommt als erwartet?
- Hast du ein starkes Bedürfnis, die Dinge im Griff und unter Kontrolle zu haben?
- Überprüfst du alles mehrfach bevor du eine Arbeit ablieferst?
- Verlierst du dich gern in Details?
- Nimmst du die Dinge lieber selbst in die Hand anstatt zu delegieren?
- Schiebst du Aufgaben auf, wenn du das Gefühl hast, diese nicht perfekt erledigen zu können?
- Verwendest du viel Zeit auf die Entscheidungsfindung, um eine perfekte Wahl zu treffen?
- Verurteilst du dich selbst für kleine Fehler und Missgeschicke?
- Bewertest du Dinge oft „schwarz-weiß“, richtig oder falsch?
- Übst du ständig Kritik (offen oder innerlich) an deinen Mitmenschen oder Umständen?
- Werden deine Erwartungen häufig enttäuscht?
- Überlegst du stets, was du noch besser machen könntest?
- Hast du oft das Gefühl, egal was du tust, es ist nie gut genug?
- Fühlst du dich angespannt und unter Druck?
Wieviele dieser Fragen, beantwortest du mit „JA“?
Bist du vielleicht ein (kleiner) Perfektionist?
Perfektionismus
Perfektionisten streben im übersteigerteren Maße nach Vollkommenheit und Fehlervermeidung.
Innerer Antrieb des Perfektionisten sind oft die Angst vor Ablehnung und/oder Versagensängste, begleitet von einem großen Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung von Außen.
Dahinter versteckt sich ein Mangel an Selbstwertgefühl.
Geprägt wird unser Selbstwert in der Kindheit.
Bei Perfektionisten hat sich in dieser Zeit entweder das Gefühl eingeschlichen, nur liebenswert zu sein, wenn wir sehr gute Leistungen bringen bzw. keine Fehler machen. Oder wir haben generell das Gefühl vermittelt bekommen, nie gut genug zu sein.
Zu diesem Zeitpunkt haben wir unsere innere Überzeugung einprogrammiert:
Nur wenn ich perfekt bin und keine Fehler mache, werde ich geliebt und anerkannt.
Dann vermeide ich die schmerzhaften Gefühle infolge von Kritik und Ablehnung.
Diese Schlussfolgerung erscheint logisch.
Wir bemühen uns Tag ein und Tag aus perfekt zu sein.
Doch die Liebe und Anerkennung anderer Menschen bleibt aus.
Für uns das sichere Zeichen, dass wir noch nicht gut genug sind.
Und so schrauben wir unsere Anforderungen und die Messlatte weiter nach oben.
Nicht nur an uns, sondern auch an andere Menschen.
Liebe muss man sich ja verdienen, oder?
Ein Kampf gegen Windmühlen, den du nur verlieren kannst.
Eine Abwärts-Spirale aus übertriebenen Streben, permanenten Stress und vorprogrammierten Scheitern.
Ein selbstzerstörerischer Mechanismus, der nicht nur unser Selbstwertgefühl schwächt, sondern aufgrund des konstant hohen Drucks auch auf Kosten unserer Gesundheit geht.
Gesundes Streben oder Perfektionismus?
Verstehe mich nicht falsch.
Perfektionismus ist nicht per se falsch.
Das wäre wieder schwarz-weiß gedacht.
Im gesunden Maße stecken viele positive Aspekte darin.
Lediglich die Übertreibung, das „Zu-viel-des-Guten“, und die nach Außen gerichtete Motivation führen in die Stolperfalle.
In ihrem Buch, „Die Gaben der Unvollkommenheit„, schreibt Brené Brown:
„Gesundes Streben ist selbst-fokussiert: Wie kann ich wachsen?
Perfektionismus ist auf andere fokussiert: Was werden sie denken?“
Ein gesundes Streben basiert auf (Selbst-)Liebe.
Hinter Perfektionismus stecken Angst und Unsicherheit.
Die Angst zu Scheitern.
Kritisiert zu werden.
Die Angst vor den schmerzhaften Gefühlen von Scham und Schuld.
Die Angst vor Ablehnung.
Fortschritt statt Perfektion
Aufgrund der hohen Ansprüche und der Angst Fehler zu machen, wagen sich Perfektionisten ungern auf neues, unvertrautes Terrain. Wissen und Kompetenz geben Sicherheit. In einer Sache „Anfänger“ zu sein und die damit verbundenen Anfängerfehler zu machen, halten sie zurück. Ihr eng gesteckter Sicherheitsrahmen, erlaubt es ihnen kaum, etwas zu tun, was sie nicht 100%ig beherrschen. Doch damit nehmen sie sich auch die Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen.
Julia Cameron, Autorin des Buches „Der Weg des Künstlers“ schreibt:
“Perfektionismus ist die Weigerung,
sich die Erlaubnis zu geben,
sich vorwärts zu bewegen.”
Eine Welt voller Perfektionisten wäre eine Welt ohne Entwicklung.
Weder wir als Menschen würden uns weiter entwickeln.
Noch gäbe es neue Entdeckungen oder Erfindungen.
Denn „Fehler“ gehören zu unserem Lebensweg dazu.
Es sind Lernschritte ohne die wir keine Fortschritte machen könnten.
Sie erweitern unsere Erfahrungen und oft auch unseren Horizont.
Navigationsfehler haben Christopher Kolumbus nach Amerika geführt.
Thomas Edison hat vor seiner Erfindung 1000 Wege entdeckt, wie die Glühbirne nicht funktioniert.
Entdecker und Erfinder, aber auch viele erfolgreiche Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie experimentierten und improvisierten … UND: dabei auch viele „Fehler“ produzierten.
Liebenswert statt perfekt
Was hilft, unseren Perfektionismus in ein gesundes Streben zu transformieren?
Am ehesten die Einsicht, dass unser perfektionistisches Verhalten dazu beiträgt, dass andere Menschen auf Distanz gehen.
Wer mag schon perfekte Menschen?
Hinter der harten Schale des Perfektionisten, verbirgt sich oft ein sensibler Kern.
Die Sehnsucht, geliebt zu werden.
Ein Mensch.
Keine Maschine.
Ich bin nicht da, um perfekt zu sein.
Ich bin da, um da zu sein.
Nimm‘ dich heute mal so an, wie du du bist.
Ja, so unperfekt, wie du dich vielleicht gerade fühlst.
Wähle EINEN Schritt aus, den du in dieser Woche gehen willst, um nach Fortschritt statt Perfektion zu streben:
- Höre auf dich mit anderen zu vergleichen
- Setze dir realistische Erwartungen
- Bitte um Hilfe
- Lerne mit Kritik umzugehen
- Rechne mit Fehlern
- Mach‘ es einfach fertig
Nicht perfekt zu sein, macht uns menschlich.
Menschen kann man lieben!
Ich wünsche dir eine weniger perfekte und umso liebenswertere Woche,
Katja
Dein Motivationskick für den Wochenstart:
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Los geht’s …
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