Noch vor der Frage, wie sich das Vorhaben einer mehrmonatigen Pause vom Job finanzieren ließe, fürchten die meisten Arbeitnehmer:innen einen „Karriereknick“. Die Lücke im Lebenslauf, die es ab sofort gegenüber spitzfindigen Personaler:innen zu rechtfertigen gilt.
Für Selbstständige lautet die Devise ja eh: „Selbst und ständig.“
Leistung wird in unseren Köpfen immer noch mit Präsenz gleichgesetzt. Eine Auszeit gern als mangelnde Arbeitsmotivation interpretiert.
Jede:r, der eine zeitlang (unfreiwillig) ohne Arbeit war, kennt das nagende Gefühl am Selbstwert und die Angst, nicht nur den Job, sondern mit ihm auch die Anerkennung und Existenzgrundlage zu verlieren.
Daher ist die Auszeit für viele keine Option. Wenn überhaupt, dann später …
Ein Hamsterrad sieht von innen wie eine Karriereleiter aus.
Manchmal wird uns die Entscheidung für oder gegen eine „Auszeit“ auch abgenommen:
Unfreiwillig aus dem Job katapultiert
Wenn unser Arbeitsplatz redundant wird, trifft uns das empfindlich, selbst wenn wir vorher „Dienst nach Vorschrift“ leisten oder bereits innerlich gekündigt haben. Schließlich verzichten viele für die Karriere auf Zeit mit der Familie oder Hobbys. Wer sich über den Beruf definiert, ist nach einer Kündigung nicht nur mit einem angeknacksten Selbstwertgefühl, sondern mit einer großen Leere konfrontiert.
Rien ne va plus – Nichts geht mehr
Beim Wettlauf um Immer-schneller und Immer-weiter bleibt Immer-öfter unsere körperliche und seelische Gesundheit auf der Strecke.
Symptome wie Antriebsschwäche, Schlaflosigkeit und Erschöpfung werden übergangen. So schleicht sich unbemerkt ein Burnout ein. Die psychischen und physischen Folgen des Zusammenbruchs führen meist zu mehrmonatigen Berufsausfällen. Selten kehren die Betroffenen zu ihrer alten Leistungsfähigkeit zurück.
Dabei können schon zwei Wochen Pause verbunden mit Selbstfürsorge dem Zusammenbruch vorbeugen.
„Wer eindeutig nicht mehr kann, braucht eine Pause,
wer wirklich nicht mehr will, sollte gehen.“
Selbstbestimmt leben als Antrieb für die Auszeit
Wenn sich das eigene Leben fremdbestimmt anfühlt … Wenn der Sinn des tagtäglichen Tuns fehlt … Wenn wir uns erschöpft durch den Tag quälen … Dann wächst der Wunsch auszusteigen aus dem Trott. Abstand zu nehmen. Die eigenen Bedürfnisse wieder klarer wahrzunehmen. Andere Blickwinkel zu gewinnen und neue Wege zu entdecken. Das Leben selbstbestimmter zu gestalten.
Mit Faulheit hat eine Auszeit oft wenig zu tun. Selbstgewählte Auszeit-Nehmer erleben diese Zeit oft intensiver und gestalten sie aktiver als den Alltag – auch wenn man im klassischen Sinne weniger „leistet“.
In „Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ resümiert Bronnie Ware:
„Fast alle haben zu viel gearbeitet und zu wenig gelebt
– weil sie Angst hatten, nicht genug Geld zu verdienen,
oder ihrer Karriere wegen.“
Eine Auszeit oder zeitweiliges Kürzertreten können der Auftakt sein, um das eigene (Berufs-)Leben selbstbestimmter zu gestalten und die volle Verantwortung für die eigene Gesundheit und Arbeitszufriedenheit zu übernehmen.
Ich wünsche dir eine selbstehrliche Woche,
Katja