Na klar, eine Auszeit vom Job klingt verlockend.
Dieser Tagtraum platzt für die meisten so schnell wie eine Seifenblase, wenn es um die harten Fakten geht.
Das Ersparte für die Auszeit investieren?
72% derjenigen, die mit einer Auszeit vom Job liebäugeln, würden diese nur dann antreten, wenn sie genug Erspartes haben. Die wenigsten zahlen mehrere tausend Euro aus der Portokasse.
Selbst wenn wir einen größeren Betrag auf der hohen Kante hätten, gäbe es ein paar Alternativen in Betracht zu ziehen.
Lebensstandard ist nicht gleich Lebensqualität
Unternehmen werden für ihre Umsatz- und Profitmaximierung angekreidet. Doch mal ehrlich, wie viele Menschen ticken ähnlich, wenn es um den eigenen Lebensstandard geht?
Hier darf es Jahr für Jahr ein bißchen mehr sein. Mehr Gehalt, mehr Wohnfläche, ein größeres Auto, … Schließlich soll sich die harte Arbeit lohnen.
Den eigenen Lebensstandard reduzieren?
Das kommt nicht in Frage.
Was sollen denn „die Leute“ denken …
Dabei setzen wir gedanklich den objektiven und quantitativ messbaren Lebensstandard mit Lebensqualität gleich, unserem subjektiven Wohlbefinden.
Wenn du einmal zurück denkst an „alte Zeiten“, warst du mit weniger tatsächlich soviel unzufriedener?
Oder falls es mal mehr war, soviel zufriedener?
Welchen Wert hat deine Gesundheit für dich?
Deine Lebenszeit?
Haben wir Zeit, fehlt uns das Geld.
Haben wir Geld, fehlt uns die Zeit.
Als ich 2009 im Urlaub zwei Wochen in Asien unterwegs war, sind mir all die „Auszeitler“ aufgefallen, die monatelang durch die Weltgeschichte reisen. Wie können die sich das leisten? Student, Krankenschwester, Kellner, Verkäuferin … viele hatten deutlich geringere Gehälter. Aber auch weniger Lebensstandard zu finanzieren.
Damals bin ich auch in die Falle getappt, meine Ansprüche Jahr für Jahr zu steigern und mich mit Bequemlichkeiten (Taxi, Restaurant und Co.) und Belohnungs-Shopping für die langen Arbeitszeiten zu entschädigen.
Freie Zeit kaufen
Wenn du nicht gerade bei „Wer wird Millionär“ gewinnst (wie Meike Winnemuth) und so lange das Grundeinkommen noch ein „Experiment“ ist, musst du ein paar Euro zusammen kratzen, um dir den Traum einer Auszeit zu verwirklichen.
Ein klassisches Budget für die Auszeit, gibt es nicht. Das unterscheidet sich erheblich je nach persönlichen Bedürfnissen, Dauer und Destination oder Projekt während der Auszeit. An manchen Orten kann deine Auszeit sogar günstiger sein als wenn du in Deutschland oder Europa bleibst. Je nachdem wieviele Fixkosten es zuhause zu tragen gibt. Diesen Fakt nutzen Digitale Nomaden für sich und arbeiten überall da, wo es sich günstig leben lässt und ein Internetzugriff besteht.
Wenn du jetzt mit dem Gedanken spielst, monatlich 100 EUR beiseite zu legen (was für viele eine Menge Geld im Haushaltsbudget ist), brauchst du einen langen Atem. Nach einem Jahr kannst du dir vielleicht einen Monat Auszeit leisten. Bei so einem Spar-Marathon geht die Motivation unterwegs verloren. Und wer weiß, ob sich die Idee von einem halben Jahr Auszeit in sechs Jahren noch umsetzen lässt.
Ein bis zwei Jahre Vorlaufzeit sind realistisch, alles andere gleicht dem Blick in die Glaskugel.
Wenn du die Auszeit JETZT wirklich willst, dann mach‘ diese zu deinem Projekt. Verwandle den diffusen Wunsch in ein konkretes Ziel: Was, wann, wie lange, wo, mit oder ohne wem … Male dir deine Auszeit in allen Facetten aus und dann tue, was getan werden muss, um deinen Traum finanziell zu verwirklichen:
Downshifting
Vor meiner Auszeit-Reise und für den Start meiner Selbstständigkeit haben wir uns wohnungstechnisch vorübergehend von 100qm auf 50qm halbiert. So konnte mein Mann die Wohnung ein halbes Jahr allein finanzieren und im Anschluss hatte ich eine geringere monatliche Belastung und weniger finanziellen Druck für den Start auf eigenen Beinen.
Entrümpeln und Verkaufen
Das Flugticket kommt meistens schon zusammen, wenn du einmal radikal entrümpelst.
Wenn mehr Geld als Zeit da ist, kann das dazu führen, dass du für eine Reihe von Vorhaben und Hobbys bestens gerüstet bist, aber diese Ausstattung selten bis nie nutzt. Trenne dich von den Sachen und deinem schlechten Gewissen und investiere das Geld in etwas, wovon du mehr Wert hast.
Das gleiche gilt für dein Jahresabo im Fitnessstudio oder die Tageszeitung. Wenn sich das Papier stapelt oder die Turnschuhe Staub ansetzen, ist es Zeit diese fixen Kosten gegen frische Luft und Online-News einzutauschen.
Konsum-Diät
Bald beginnt die Fastenzeit. Verzichte mal einen Monat darauf Unnötiges zu kaufen. Oder am besten gleich ein Jahr auf neue Klamotten und Schuhe. Ein spannendes Selbstexperiment über das bereits viele Menschen bloggen, z.B. erleichtert.net. Dort bekommst du noch mehr Ideen und Anregungen, wie du dein Leben vereinfachst und Raum schaffst für die wesentlichen Dinge.
Teil-Haber sein
Muss es wirklich das eigene Auto sein? In der Bahn könntest du auf dem Weg in der Lektüre zur Vorbereitung deiner Auszeit stöbern. Mit dem Rad verbesserst du deine Kondition, … oder du teilst (d)ein Auto im Carsharing mit anderen.
Auf Reisen ist das Prinzip „sharing“ ebenfalls eine Erleichterung für das schmale Auszeitbudget, ob du nun mit BlaBlaCar fährst oder mit Airbnb und Couchsurfing übernachtest.
Arbeit für Kost & Logie
Das Prinzip Wwoofing ist simple: Für deinen Arbeitseinsatz (4-6 Stunden) erhältst du Unterkunft und Essen. Auf diese Weise kannst du deine Auszeit trotz kleinem Budget verlängern und Arbeit mal anders erleben.
Wwoof vermittelt seit 1971 Arbeitseinsätze auf organischen Farmen.
Du siehst, …
Wer nicht will, findet Gründe.
Wer wirklich will, findet Wege.
Hinterfrage deine Auszeitmotivation und wenn du WIRKLICH willst, gestalte deinen ganz eigenen und für dich stimmigen Weg, um deinen Traum zu verwirklichen.
Die Investition in dich selbst ist die sicherste Basis, die du deinem Leben geben kannst.
Ich wünsche dir eine bereichernde Woche.
Grüße aus Lagos / Portugal,
Katja