Haben oder Sein – was macht uns glücklich?

Montags-Impuls_ Haben oder Sein

Vor 2 Wochen habe ich mir die Zeit genommen und über die 100 Menschen, Dinge und Erlebnisse nachgedacht, für die ich dankbar bin.

Dabei ist mir noch einmal etwas bewusst geworden.

Der Unterschied zwischen:

Haben oder Sein

Wenn ich die Punkte auf meiner Dankbarkeitsliste mit denen vor 6 Jahren vergleiche, dann erkenne ich einen deutlichen Wertewandel auf meinem Lebensweg: Ich orientiere mich mehr vom HABEN zum SEIN.

Ich meine diesen Wertewandel auch in der Gesellschaft wahrzunehmen.

Bereits 1976 hat Erich Fromm eines seiner bekanntesten Werke „Haben oder Sein – Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft.“ (Buchempfehlung*) veröffentlicht. Damals wie heute trifft er einen gesellschaftlichen Nerv.

Während in früheren Generationen noch die Maxime: „Haste was, biste was!“ galt, gibt es heute immer mehr Menschen, die sich (freiwillig) für ein „einfaches Leben“ entscheiden oder danach sehnen. Die weniger haben und besitzen wollen.

Dabei bezieht sich das „Habenwollen“ nicht nur auf das Materielle. Auch von immaterielle Werten können wir „Besitz“ ergreifen: Wissen, eine MEINung, Erfolg, Status, ein Job … ja sogar von Menschen. Alles, was wir uns „zu eigen“ machen und für uns behalten wollen. Woran wir festhalten, aus Angst mit diesem „Besitz“ auch unsere Sicherheit und Identität zu verlieren.

Im Haben-Modus bemessen wir unseren eigenen Wert und den Wert anderer Menschen, an dem was wir oder sie „besitzen“. Wir vergleichen anhand der „äußeren“ Faktoren, vernachlässigen jedoch die Werte, die man nicht zählen oder messen kann.

„Not everything that can be counted counts.
Not everything that counts can be counted.“
Albert Einstein

Dabei stellt sich mir die Frage:

Wer bin ich …

– unabhängig von dem, was ich HABE?

Was bleibt übrig, wenn ich all das verlieren würde?

Das Problem mit dem Haben oder „Habenwollen“ liegt nicht so sehr im Besitz von Dingen. Die Problematik liegt darin, dass wir uns mit diesen Dingen identifizieren – „Mein Haus, mein Boot, mein Auto.“ … oder auch „Mein Wissen. Meine Ideen. Meine Meinung. Mein Recht.“ …

Dadurch kompensieren wir meist eine „innere Leere“. Diese innere Leere entsteht durch die fehlende Verbindung zu uns selbst – unserer wahren Natur, unserem Wesenskern, unserem SEIN.

Weniger HABEN öffnet uns Raum zum SEIN. Und dennoch geht es nicht darum in Askese zu leben, sondern eher so „zu haben“, als hätte man nichts. Dankbar und wertschätzend.

Damit lösen wir uns aus der Vergangenheit des Habens oder der Zukunft des Habenwollens. Wir kommen zurück ins Hier und Jetzt. In den Moment, in dem Freude, Glück und Sinn entstehen.

Das SEIN ist Lebendigkeit.
Ich selbst habe das SEIN lange Zeit mit Passivität verwechselt.
Dabei ist die Aktivität wesentlich für das SEIN. Aktivität im Sinne des Gebrauchs unserer menschlichen Kräfte. Dem „Reichtum“ unserer natürlichen Begabungen und Talente einen Ausdruck zu geben. Aus den eigenen Möglichkeiten zu schöpfen, sich selbst zu entfalten, zu geben und zu lieben. Weniger bestimmt, von dem, was ich HABEN kann, sondern mehr von dem, was ich SEIN kann.

Habe ich oder bin ich?

Um den Unterschied zwischen Haben und Sein bewusst zu machen, habe ich im einfach.sein Magazin (Ausgabe 2/208 S. 120-123) hilfreiche Fragen gefunden, von denen ich einige mit dir teilen und weitere ergänzen möchte.

Ich lade dich in dieser Woche ein, diese Fragen gegebenenfalls für dein Leben anzupassen und ihnen nachzuspüren:

Ich habe eine Wohnung. – Bin ich dort zu Hause?

Ich habe Freunde. – Bin ich ein Freund / eine Freundin?

Ich habe einen Körper. – Bin ich mir meines Körpers bewusst?

Ich habe Ohren. –  Höre ich hin?

Ich habe ein Bauchgefühl. – Vertraue ich meiner Intuition?

Ich habe ein Herz. – Bin ich menschlich?

Ich habe Interessen. – Bin ich interessiert?

Ich habe Freizeit. – Bin ich in dieser Zeit frei?

Ich habe Wissen. – Bin ich kompetent?

Ich habe eine Arbeit. – Bin ich wirksam?

Ich habe Erfolg. – Bin ich erfüllt?

Ich habe die Wahl. – Bin ich selbstbestimmt?

Ich habe ein Leben. – Bin ich lebendig?

Ich habe Glück. – Bin ich glücklich?

Ich wünsche dir in dieser Woche, dass du deinem „Sein“ Raum gibst.

Alles Liebe,
Katja

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