Wenn wir von Karriere sprechen, dann haben wir oft noch die Vorstellung im Kopf, dass es stetig aufwärts gehen muss. Alles andere ist ein Karriereknick und wird als Rückschritt oder gar Scheitern empfunden.
Karriere machen
Wie auf einer Treppe oder – noch steiler – einer Leiter sollte es schon regelmäßig etwas mehr sein – ein höheres Management-Level, mehr Gehalt, Verantwortung für mehr Mitarbeiter und/oder Budget. In vielen Unternehmen ist mit diesem Aufstieg in der Hierarchie auch noch der Firmenparkplatz oder die Größe des Büros verbunden – ein Status der nach außen signalisiert: Ich habe es auf der Karriereleiter weit nach oben geschafft.
Dieses Verständnis von Karriere sitzt noch fest in den Köpfen derer die Karriere machen wollen und auch bei denjenigen, die sich dagegen sträuben.
Doch de facto ist der lineare Karriereweg nicht mehr zeitgemäß. Die extreme Form der Kaminkarrieren, die über viele Jahre in einem Unternehmensbereich stattfinden, zeugen heutzutage nicht mehr von Loyalität und Geradlinigkeit sondern von mangelnder Offenheit, Lernbereitschaft und Flexibilität.
In unserer heutigen Arbeitswelt, die von Unberechenbarkeit, Unsicherheit, Komplexität und Widersprüchlichkeit geprägt ist (Stichwort VUCA-Welt), sind klassische Karrierewege nicht mehr praktikabel geschweige denn planbar. Auch weil die vielstufigen Hierarchiestufen, die es brauchte um früher „Karriere zu machen“, nicht vereinbar sind mit einer agilen Arbeitsorganisation, die es wiederum in zunehmenden Umfang braucht, um in der VUCA Welt zu bestehen.
Karriere im Wandel
Anstelle der klassischen Karriereleiter treten neue Karriereformen (vgl. Buchempfehlung*: Gesa Weinand: Agile Karrieregestaltung):
Auf der Karriere-Kletterwand streben wir zwar immer noch nach oben – allerdings weniger im Sinne von Status sondern Entwicklung. In diesem Verständnis sind Ab- oder Seitwärtsbewegungen legitim und stehen gleichwertig neben Aufwärtsbewegungen, um zum Beispiel die Karriere stärker an den verschiedenen Lebensphasen zu orientieren, wie z.B. Eltern- bzw. Familienzeit. Ein ähnliches Verständnis liegt auch der Spiralkarriere zugrunde.
Bei der Mosaik-Karriere ist vor allem die Vielfalt der Aufgabenbereiche kennzeichnend. Dabei ist es möglich nach dem Erfolg in einem Aufgabenbereich in eine komplett andere Aufgabe zu wechseln. Zu meiner Zeit bei Henkel wurde das Prinzip zumindest im Rahmen von Job Rotation gelebt. Auf diese Weise schauen wir über den Tellerrand, bekommen ein Verständnis für komplexe Zusammenhänge und fördern die interdisziplinäre Zusammenarbeit. In der heutigen Zeit bekommt das alles mit der Mosaik-Karriere eine neue Dimension.
Ebenfalls häufiger begegnen wir der sogenannten Hybrid-Karriere, bei der parallel zum Angestelltenverhältnis eine freiberufliche bzw. selbstständige Tätigkeit ausgeübt wird – im Sinne von PatchWork.
Objektiver versus subjektiver Karriereerfolg
All diesen Formen zugrunde liegt ein neues Karriereverständnis. Weg von der geradlinigen Autobahn hin zu individuellen Pfaden. Weg vom äußeren Status hin zu persönlichen Wertvorstellungen. Weg vom Fokus auf Beförderung hin zur Selbstverwirklichung.
Diese beruflichen Wege lassen sich weniger planen, schon gar nicht von Seiten des Unternehmens wie der Personalabteilung. Wir sind stärker gefordert Selbstverantwortung zu übernehmen.
Immer wieder sollten wir auf unserem Weg innehalten und uns fragen:
- Welches Umfeld gibt mir Energie?
- Welche Tätigkeiten und Themen begeistern mich?
- Welche Stärken und Fähigkeiten bringe ich ein?
- Welche Werte sind mir wichtig?
- Was motiviert mich intrinsisch?
- In welcher Rolle bzw. Identität möchte ich agieren?
- Welchen Mehrwert möchte ich als Teil eines Ganzen stiften?
Subjektiver Karriereerfolg – also im persönlichen Empfinden, stellt sich aus meiner Sicht ein, wenn wir unser Sein, Wollen, Können und Tun in Einklang bringen. Dafür braucht es mehr denn je die Fähigkeit zur Selbstführung – eine der wichtigsten Führungskompetenzen der Zukunft.
Ich wünsche dir die Offenheit für ein agiles Karriere-Mindset,
Katja
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