Oft fühlen wir uns, als ob das Leben einfach über uns hinweg rollt. Termine, Anforderungen, Nachrichten – die Welt passiert uns, und wir reagieren.
Eine Erinnerung
Wenn die (Arbeits-)Tage intensiver werden, lädt mich die InsightTimer Meditations App dazu ein, mich innerlich auszurichten. Das folgende Zitat hat mich am Freitag zur Einstiegsübung für einen Team-Workshop und zu diesem Montags-Impuls inspiriert:
„The World isn’t only happening to you.
YOU are happening to the world.
Remember that!“
Was, wenn wir uns daran erinnern:
Wir sind nicht nur Empfänger.
Wir wirken als Teil auf das Ganze – und gestalten es mit.
Eine einfache Übung, die das auf überraschende Weise sichtbar macht, ist das Systemdreieck.
Ein lebendiges System
Eine Gruppe bewegt und verteilt sich im Raum. Jede Person sucht sich unauffällig und ohne Worte zwei andere Bezugspersonen aus – ohne dass diese es mitbekommen.
Aufgabe: Mit diesen beiden Personen ein gleichseitiges Dreieck (= drei gleiche Seiten) bilden.
Und dann beginnt die Bewegung. Jede:r versucht, den eigenen Platz zu finden. Doch weil alle gleichzeitig gehen und aufeinander reagieren, wird das Ganze dynamisch: Ein Schritt hier, eine Verschiebung dort – und schon verändert sich das gesamte System.
Es entsteht ein lebendiges Hin und Her. Nach einiger Zeit beruhigt sich die Bewegung. Aus dem scheinbaren Chaos formt sich ein Muster.
Um einen zusätzlichen Impuls zu setzen, lade ich gern eine oder zwei Person(en) ein, sich ein paar Schritte weiter zu bewegen. Eine neue Welle entsteht.
Für alle im Raum wird dabei erfahrbar und spürbar:
Mein Platz ist nicht statisch.
Meine Schritte hängen an den Schritten anderer.
Meine Bewegung bringt die ganze Gruppe in Bewegung, und die Gruppe bewegt mich.
Es geht nicht darum, perfekt zu stehen.
Sondern präsent zu sein und mitzuwirken.
Die Erkenntnis
Das Systemdreieck macht auf fast spielerische Weise erlebbar, was das Zitat meint:
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Wir sind verbunden. Wir sind nicht getrennt. Kein Schritt geschieht für sich allein. Ob wir wollen oder nicht: Wir sind eingewoben in einem Netz gegenseitiger Bezüge.
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Wir gestalten mit. Auch wenn es sich manchmal anfühlt, als würden wir nur reagieren: Wir sind Teil der Bewegung. Jede:r bewegt die Mitwelt, verändert die Position der anderen, bringt Dynamik ins System. Wir sind Mitgestaltende, nicht nur Getriebene.
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Wir tragen Verantwortung. Kein Platz ist gleichgültig. Jede Person zählt. Und Verantwortung heißt: Mir bewusst zu machen, dass mein (Nicht-)Handeln Wirkung hat. Aber auch: Ich bin nie allein verantwortlich. Wir tragen gemeinsam Verantwortung – jede:r mit dem, was er oder sie einbringt.
Ein Spiegel für den Alltag
Übertragen auf unser Leben heißt das, z.B.:
In Beziehungen:
Manchmal reicht ein kleiner Moment der Aufmerksamkeit. Jemand erzählt dir etwas – und du legst das Handy beiseite, hörst wirklich zu. Das verändert sofort die Tiefe des Gesprächs. Oder du entscheidest dich, statt in die Diskussion einzusteigen, dein Argument und einen kritischen Kommentar zurückzuhalten und stattdessen eine Frage zu stellen. Plötzlich entsteht Offenheit und Nähe, wo vorher Distanz war.
Im Team:
Vielleicht kennst du Situationen, in denen die Stimmung angespannt ist. Ein mitfühlendes Lächeln, ein Wort der Wertschätzung oder der Mut, eine Pause vorzuschlagen – und die Atmosphäre kann sich in eine andere Richtung entwickeln. Auch die Haltung, mit der du eine Besprechung betrittst, überträgt sich: Kommst du mit offener Energie, spüren es alle.
Im persönlichen Erleben:
Es gibt Tage, an denen wir uns ausgeliefert fühlen: zu viele Anforderungen, zu wenig Zeit. Gerade dann kann ein kleiner Schritt bewusst gewählter Handlung viel verändern. Zum Beispiel tief durchatmen, bevor du reagierst. Oder dich entscheiden, heute etwas Freundliches zu dir selbst zu sagen, anstatt dich innerlich zu kritisieren. Solche scheinbar kleinen Gesten öffnen Räume – für mehr Gelassenheit und Leichtigkeit, für Selbstwirksamkeit, für einen neuen Ton im Tag.
Das Systemdreieck erinnert uns daran, dass wir beides sind: bewegt und bewegend.
Dein Impuls für diese Woche
Vielleicht magst du dir einen Moment nehmen und dich fragen:
- Wo fühle ich mich gerade eher wie ein Spielball der Umstände?
- Wo erkenne ich, dass ich selbst ein aktiver Teil bin, der die Mitwelt beeinflusst?
- Wo könnte ich mich mehr auf die Bewegung einlassen und tragen lassen?
- Wo will ich mutig andere Impulse setzen?
Die Welt passiert nicht nur DIR.
DU passierst auch der Welt.
Erinnere dich daran!
Alles Liebe,
Katja