Whataboutismus. ABER was ist mit …?

Montags-Impuls_ Whataboutismus

Ich frage mich in letzter Zeit, warum Menschen, die sich z.B. für das Klima einsetzen, auf Fleisch oder Plastik verzichten, vom Auto auf das Rad oder die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen … regelmäßig (auch unter „Ihresgleichen“) mit vermeintlichen Fehlverhalten an anderer Stelle konfrontiert werden.

Persönlich werde ich sehr selten und wenn dann konstruktiv darauf angesprochen. Doch ich bekomme viele dieser unsachlichen Diskussionen in den (vermeintlich) Sozialen Medien mit.

Dieses Phänomen hat einen Namen:

Whataboutismus

Ein sperriger Begriff. Doch bestimmt warst du selbst schon in so eine Diskussion verwickelt.  Whataboutismus findet einen großartigen Nährboden in politischen Debatten, Team- oder Beziehungskonflikten, bei Erziehungsfragen oder sonstigen konfliktbeladenen Themen. Da ich mich momentan im Sinne von Purpose viel mit dem Thema nachhaltiger Leben beschäftige, bediene ich mich aus diesem reichhaltigen Fundus, um das Prinzip zu veranschaulichen. Wenn Nachhaltigkeit nicht dein Thema ist, dann fallen dir sicher Beispiele für Whataboutismen aus anderen Lebenslagen ein.

Eine kleine Auswahl an beliebten „What-about“-Argumenten zum Thema Nachhaltigkeit:

  • Na gut du verzichtest auf Plastik, DOCH solange die USA und China nicht mitziehen, bringt das doch gar nix.
  • Du kannst es dir halt leisten bio und regional einzukaufen, ABER WAS IST mit den Menschen, die nicht so viel Geld haben.
  • Du ernährst dich zwar vegan, ABER WAS IST mit deinem Urlaubsflug. Da hört das Öko-Sein wohl auf.
  • Du zettelst eine Klimarevolution an, ABER isst dann selbst eine Banane.

Stimmt doch!?

Ja, UND bei dieser Argumentationstechnik geht es darum, von unliebsamer „Kritik“ abzulenken. Ein „kritischer Vorwurf“ über ein Versagen wird mit einen Verweis auf einen Missstand oder ein Fehlverhalten auf der anderen Seite quittiert. Dabei lenken die (scheinbaren) Gegenargumente oftmals vom ursprünglichen Thema ab. Sie stellen die echten Argumente als lächerlich, irrelevant, inkonsequent oder scheinheilig dar.

Besonders interessant finde ich, dass oft ein „sich anders verhalten“ ausreicht, ohne dass man einen Vorwurf oder eine Kritik äußert, um sich Whataboutismen einzufangen.

Warum nicht?

Warum sollten wir nicht vorangehen und zeigen, dass es Alternativen zu Plastik gibt? Warum sollten wir nicht bio und regional einkaufen, wenn wir es uns leisten können? Zumal eine höhere Nachfrage auch zu mehr Angeboten führt, die dann für diejenigen erschwinglich werden, die weniger Haushaltsbudget haben. Defacto ist der ökologische Fußabdruck eines fliegenden Fleischkonsumenten natürlich höher als der eines fliegenden Veganers. Muss eine Person, die andere zu mehr Klimabewusstsein bewegt, ökologisch einwandfrei leben?

Fortschritt statt Perfektion

Ich persönlich wünsche mir, dass wir unsere gelernte Defizitorientierung überwinden. Dass wir uns auf den Fortschritt statt Perfektion konzentrieren. Dass wir gutes Verhalten anerkennen, statt mit Vergleichen klein zu reden. Dass wir weniger dogmatisch und missionierend, sondern eher inspirierend und einladend agieren. Dass wir uns in unserer guten Absicht und Entwicklung gegenseitig unterstützen und menschlicher miteinander umgehen.

Also falls du selbst damit konfrontiert bist, lass‘ dich nicht von scheinbaren Gegenargumenten entmutigen. Und vor allem, tappe nicht in die Falle dich selbst mit „What-about“-Argumenten zu sabotieren. Uns selbst gegenüber sind wir häufig die größten Kritiker.

Statt wenige, die alles perfekt machen, braucht es viele, die etwas mehr besser machen.

Ich wünsche dir, dass du Whataboutismus in deinem Alltag enttarnen kannst,
Katja

 

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