Natürlich ertappe ich mich selbst regelmäßig dabei.
Nahezu automatisiert bewerten wir andere Menschen und vergleichen uns mit ihnen.
Jahrelang wurden wir darauf konditioniert …
Allerdings ist es aus verschiedenen Gründen nicht besonders sinnvoll und hilfreich, uns selbst und andere zu bewerten.
Subjektivität
Unsere Bewertungen von Menschen sind subjektiv und basieren auf unseren eigenen Vorurteilen, Erfahrungen und persönlichen Meinungen. Was für eine Person gut oder schlecht ist, kann für eine andere Person völlig anders sein. Unsere Bewertungen sind von unseren eigenen subjektiven Maßstäben geprägt. Subjektivität ist menschlich. Deine subjektive Perspektive kann andere einladen, neue Blickwinkel einzunehmen. Solange wir unsere Meinung anderen nicht als objektiv und allgemeingültig aufdrücken.
Einzigartigkeit
Jeder Mensch ist ein individuelles und einzigartiges Wesen mit eigenen Stärken, Schwächen, Erfahrungen und Perspektiven. Wenn wir andere Menschen bewerten, neigen wir dazu, sie in Schubladen zu stecken oder sie an bestimmten Standards zu messen. Dadurch ignorieren wir ihre einzigartigen Qualitäten und Fähigkeiten. Dabei ist jeder Mensch auf eigene Weise wertvoll und bedeutungsvoll. Ein wesentlicher Teil im großen Ganzen.
System und Kontext
Wir können das Verhalten eines Menschen nicht isoliert betrachten und pauschal bewerten. Wir agieren innerhalb eines größeren Kontext und Systems, ein komplexes Netzwerk von Beziehungen. Wir werden beeinflusst durch verschiedene soziale, kulturelle, familiäre oder organisatorische Systeme, in die wir eingebettet sind. Mit diesem sozialen Umfeld stehen wir in ständiger Wechselwirkung. Daher verhalten wir uns oft situativ etwas anders, je nach Kontext und Gegenüber. Wenn wir uns eine andere Antwort bzw. Reaktion unseres Gegenübers wünschen, braucht es von unserer Seite gegebenenfalls eine andere Frage, Einladung oder innere Haltung (z.B. Ich bin ok, du bist ok).
Veränderung und Wachstum
Wir sind Teil der Evolution. Wir Menschen sind nicht statisch und irgendwann fertig. Wir entwickeln uns und wachsen ein Leben lang. Indem wir uns und andere Menschen bewerten, fixieren wir uns häufig auf den Moment und schränken damit das Potenzial für Veränderung und Wachstum ein. Stattdessen sollten wir offen sein für die Möglichkeit, dass Menschen sich weiterentwickeln können und uns gegenseitig Raum geben, um uns zu entfalten. Diejenigen Menschen, die unsere Triggerpunkte drücken, sind oftmals unsere größten Entwicklungshelfer:innen.
Empathie und Beziehungsaufbau
Wenn wir andere Menschen bewerten, schaffen wir eine Kluft zwischen uns und ihnen. Statt Verständnis und Empathie zu fördern, kann die Bewertung zu Vorurteilen und Konflikten führen. Indem wir aufhören, Menschen zu bewerten, können wir offener und mitfühlender sein. Die Bedürfnisse hinter dem Verhalten verstehen. Dadurch ermöglichen wir tiefere, erfüllendere Beziehungen.
Eine Meditation für mehr Mitgefühl
Wenn ich mich dabei ertappe, einen Menschen oder eine Situation zu bewerten, übe ich mich darin mein Mitgefühl zu kultivieren.
Dafür habe ich eine Meditation im Rahmen meines laufenden Mindfulness-based Sustainability Transformation (MBST) Kurses kennengelernt.
Kleiner Exkurs:
Mindful … what? Achtsamkeitsbasierte Nachhaltigkeitstransformation. Es geht darum, wie wir einen nachhaltigen Lebensstil von Innen nach Außen kreieren. Interessanterweise hat das viele Parallelen dazu, wie ich versuche mit dem PurposeCoachings ein erfüllendes Berufsleben von Innen nach Außen zu gestalten. Mit Bewusstseinsentwicklung.
Wann immer, ich mich beim Bewerten ertappe, was aus den oben genannten Gründen wenig sinnvoll ist, atme ich tief durch und spüre welche Gefühle das Verhalten oder die Situation bzw. meine Bewertung dessen in mir auslösen. Ich gebe diesen Gefühlen Raum.
Dann verbinde ich mich mit meinem Herzen.
Manchmal lege ich dafür eine Hand auf mein Herz.
Ich spreche innerlich folgende Meditation für mehr Mitgefühl:
Das Englische resoniert mehr mit mir persönlich.
Ich übersetze es Dir weiter unten:
May I be safe.
May I be peaceful.
May I be kind to myself.
May I embrace myself as I am.
May we all be safe.
May we all be peaceful.
May we be kind to ourselves.
May we embrace ourselves as we are.
…
Möge ich sicher sein.
Möge ich friedlich sein.
Möge ich freundlich zu mir sein.
Möge ich mich so annehmen, wie ich bin.
Mögen wir alle sicher sein.
Mögen wir alle friedlich sein.
Mögen wir freundlich zu uns sein.
Mögen wie uns so annehmen, wie wir sind.
…
Spüre in der Stille der Intention dieser Worte nach.
…
Mich berühren die Worte tief.
Ich nehme wahr, dass meine Bewertungen aus einem inneren Zustand von Unsicherheit, Angst, Wut oder auch Trauer kommen. Diese Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung und wollen gefühlt werden, um die Erfahrungen dahinter zu heilen.
Doch aus der „Schattenseite“ dieser Gefühle heraus (vgl. Gefühle & Emotionen. Eine Gebrauchsanweisung) werden wir nicht, die Veränderung gestalten, nach der wir und unsere Herzen uns sehnen.
Es braucht die Kraft der Scham und Unsicherheit. Selbstreflexion für Demut.
Die Kraft der Angst. Kreativität für Schöpfung.
Die Kraft der Wut. Klarheit für Handlung.
Die Kraft der Trauer. Annahme für Liebe.
Um diese Gefühle in ihre wahre Kraft zu bringen, braucht es Mitgefühl.
Menschlichkeit
„Love is when you let someone be the way they are.“
(Brad Blanton)
Liebe ist, wenn Du jemand so annimmst, wie dieser Mensch momentan ist.
Inklusive Dir selbst.
Wir alle sind perfekt-unperfekte Wesen.
Wir sind menschlich.
Wir alle haben unsere Schwächen.
Wir alle machen Fehler und scheitern. Glorreich. Jeden Tag.
Das ist unsere gemeinsame menschliche Erfahrung.
Indem wir uns von vorschnellen Bewertungen lösen, kultivieren wir eine offene und mitfühlende Haltung gegenüber uns und anderen. So tragen wir im Kleinen zu mehr Frieden in uns selbst und im Miteinander bei.
Ich wünsche Dir, dass Du vor Bewertungen innehältst und Dein Mitgefühl kultivierst,
Katja
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