Tiere essen. Meine Begegnung mit Kalotta

Montags-Impuls_ Tiere essen

Im heutigen Montags-Impuls erzähle ich dir eine Geschichte, die mir seit Monaten immer wieder durch den Kopf geht:

Meine Begegnung mit Kalotta

„Das kann ich nicht glauben … ihr habt WAS gemacht?“

Kalotta schaut mich mit ihren großen, fragenden Augen an.
Dieser Blick …
Immer darauf aus, tiefer zu forschen, zu hinterfragen, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Ich halte ihm nicht mehr stand.
Meine Augen schweifen suchend durch den Raum.
Es gibt keinen Ausweg.
Eine Lüge würde sie sofort enttarnen.
Sie ist klug, HERZENSKLUG.
Sie spürt die Wahrheit … wie so viele in ihrer Generation.

Ich fühle mich ertappt.
Gleichzeitig wusste ich schon vor vielen Jahren, dass mir diese Frage irgendwann gestellt werden würde. Im Grunde war es genau diese Vorahnung, die mir den letzten Anstoß gegeben hat, damit aufzuhören.

„Wir haben Tiere gegessen.“
Kalotta starrt mich fassungslos an.

„Du auch?“
„Ja. Wenig, aber ja.“
Scham erfüllt mich.

„Warum?“
„Viele Menschen haben damals Fleisch gegessen.
Ganz selbstverständlich, wie Nudeln, Gemüse und Brot …“

„Täglich?“
„Manche täglich, ja.“

„Das sind unendlich viele Tiere.“
60 Billionen Tiere im Jahr. 

Wieviel Menschen lebten damals auf der Erde?“
„7,8 Milliarden.“

„Und alle haben täglich Fleisch gegessen?“
„Nicht alle.
In einigen Ländern haben sich die Menschen schon damals überwiegend vegetarisch und vegan ernährt.“

„Wusstet ihr denn nicht, was den Tieren in der Massentierhaltung angetan wurde?“
„Doch, das wussten viele Menschen.
Einige haben daher Biofleisch gekauft.“

„Und die gesundheitlichen Folgen? 
Wir haben in der Schule gelernt, dass Menschen, die Fleisch essen, öfter Herz- und Krebserkrankungen bekommen. 
War euch das damals noch nicht bekannt?“
„Auch das wussten viele Menschen, spätestens wenn sie selbst oder Angehörige erkrankt waren.“

„Und die Auswirkungen auf das Klima? 
Die industrielle Viehzucht und Agrarwirtschaft war doch einer der größten Treiber für die Klimakrise. Hat euch das niemand gesagt?“
„Jein. Das habe ich selbst erst erfahren, als ich mich eindringlicher mit dem Thema beschäftigt habe. Darüber wurde seitens der Politik, der Lebensmittelindustrie und auch vieler Umweltorganisationen nicht in der Deutlichkeit aufgeklärt, die angemessen gewesen wäre.“

„Warum nicht?“
„Das habe ich mich auch gefragt … Interessenskonflikte, Lobbyismus, Profitmaximierung …
es war damals nicht so populär Menschen zum Verzicht auf etwas aufzurufen.
Wir lebten im Überfluss. Das war unser Verständnis von Freiheit.“

„Gab es denn damals keine pflanzlichen Alternativen, wie wir sie heute haben?“
„Doch jede Menge, beziehungsweise mit der Zeit immer mehr.
Irgendwann war die Anzahl der Veganer und Vegetarier relevant genug für die Lebensmittelhersteller.“

„Und trotzdem gab es Menschen, die weiter täglich Fleisch gegessen haben?“
„Ja, einige. Vermutlich viele.“

„Auch in deinem Umfeld.“
„Ja, Kalotta, auch da.“

„Warum hast du ihnen das nicht verboten oder sie eines besseren belehrt?“
„Kalotta, man kann einem Menschen nichts verbieten. Oder sie belehren. Wir können nur versuchen, selbst das zu tun, was wir für richtig halten. Und selbst das ist gar nicht so einfach. Was ist richtig oder falsch? Das zu wissen, ist herausfordernd. Die Welt ist komplex. Damals war unglaublich viel im Wandel. Dann ist das Bewusstsein der Menschen sprunghaft gestiegen.“

„War das der Moment, an dem die Menschen verstanden haben, dass sie ein Teil des Ökosystems sind?“
„Im Kopf und Verstand vielleicht schon, doch im Herzen und Gefühl lange nicht. Die Klimakrise war in dem Sinne keine Krise der Natur und Umwelt, es war eine Krise der Menschheit. Wir haben uns als getrennt wahrgenommen. Getrennt von uns selbst, getrennt von anderen Lebewesen, getrennt von der Natur und damit unserem Ursprung. Das Bewusstsein, dass wir mit allem verbunden und Eins sind, wurde lange Zeit als spirituell abgetan. Erst als die Folgen unserer „abgetrennten“ Lebensweise unerträglich wurden, hat sich etwas verändert.“

„Das heißt, ihr habt das Leid der Tiere beim Essen nicht wahrgenommen?“
„Nicht bewusst. Irgendwann war mir klar, dass wir nicht nur das Fleisch, sondern auch die Energie dieser Tiere in uns aufnehmen. Ihr Leben voller Lethargie, Leid, Schmerz …“

Und warum hast du dann überhaupt Tiere gegessen, hat dir das Fleisch geschmeckt?“
„Nicht besonders gut.
Ich war nie ein großer Fleischfan.
Vielleicht ist mir dadurch auch die Umstellung und der Verzicht leichter gefallen.
Damals als ich all das erfahren hatte, habe ich mir die Frage auch gestellt:
Warum esse ich überhaupt noch Fleisch?“

„Und warum?“
„Kalotta, die Antwort fällt mir nicht leicht …“
„Bitte, Oma.“
Weil ich anderen nicht vor dem Kopf stoßen wollte.
Mach‘ es anderen recht.
Pass‘ dich an.
Sei unkompliziert.

Dafür habe ich all das, was ich damals schon wusste, runtergeschluckt.
Als ich mir das eingestehen konnte, habe ich aufgehört Tiere zu essen.“

ENDE.

Dieser Montags-Impuls ist ein Geburtstagsgeschenk an mich selbst.
An meine Wahrhaftigkeit, die ich mir als Intention für dieses Jahr 2021 gesetzt habe.

Ich weiß, dass ich dir als Leser*in mit diesem Montags-Impuls sehr viel zumute.
Eigentlich wollte ich über ein ganz anderes Thema schreiben.
Doch diese Geschichte hat sich immer wieder in den Vordergrund gedrängt.
Wie so oft in den vergangenen Wochen, ja Monaten.

Bislang habe ich mich einfach nicht getraut über dieses Thema zu schreiben.
Obwohl es mich seit Anfang des Jahres so stark beschäftigt.
Ich hatte Angst, meine lieb gewonnenen Leser*innen zu verlieren.
Und bin damit in genau die Falle getappt, vor der ich so oft warne …

Wahre Zugehörigkeit können wir nur erfahren,
wenn wir uns selbst wahrhaftig zeigen.

Ich selbst ernähre mich mittlerweile weitestgehend vegan.
Fleisch esse ich nicht mehr.

Auch wenn dieser Montags-Impuls vielleicht einen anderen Eindruck erweckt:
Mir geht es nicht darum, dass du ab morgen kein Fleisch mehr isst.
Den indigenen Völkern im nördlichen Polargebiet können wir wohl kaum zu einer rein pflanzlichen Ernährung raten.

Mir geht es darum, bewusst zu machen, was es bedeutet Tiere zu essen.
Weil ich möchte, dass wir diese Entscheidung verantwortungsbewusst treffen.

Ich wünsche uns allen mehr Herzensklugheit,
Katja

P.S. Mein Kopf ist voll von all den wissenschaftlichen Fakten und auch grausamen Bildern, die einem begegnen, wenn man tiefer in die Materie einsteigt. All das hätte ich nicht (fundiert) zusammentragen können, daher habe ich mich entschieden, die Geschichte zu teilen, die mich bewegt hat, aufzuhören, Tiere zu essen. Kalotta ist mir eines nachts begegnet.

Falls du dich weiterführend mit dem Thema vegane oder vegetarische Ernährung auseinandersetzen möchtest, kann ich dir folgende Initiativen, Bücher, Filme und Apps empfehlen, die mich inspiriert, aufgeklärt und begleitet haben:

Greta Thunberg – For nature. In diesem neuen Kurzfilm veranschaulicht Greta Thunberg die Zusammenhänge unserer Ernährung und die Auswirkungen auf die Natur als unsere Lebensgrundlage (auf Englisch).

Veganuary ist die größte vegane Bewegung der Welt und inspiriert Menschen dazu, im Januar sowie den Rest des Jahres eine rein pflanzliche Ernährung auszuprobieren.

In der PETA Veganstart App hat die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. die wichtigsten Informationen rund um die vegan Ernährung zusammen gestellt, um den Umstieg in 30 Tagen und darüber hinaus zu erleichtern.

Cowspiracy. Der Filmemacher Kip Andersen deckt auf, dass die weltweite Fleisch- und Fischindustrie einen weit größeren Einfluss auf Klima und Umwelt hat, als in Medien und von Umweltschutzorganisationen bislang kommuniziert wird.

The Game Changers. In diesem Film beantworten Athlet*innen die Frage, wie sich der Wechsel zu einer rein pflanzlichen Ernährung auf ihre Leistung und ihr Leben ausgewirkt hat.

Tiere essen ist ein leidenschaftliches Buch über die Frage, was wir essen und warum. Der Bestsellerautor Jonathan Safran Foer hat ein aufrüttelndes Buch über Fleischkonsum und dessen Folgen geschrieben.

Tierrecht – die besten Kinderbücher. Liste von Büchern, die Kindern Veganismus und Tierrecht liebevoll statt verstörend nahe bringen.

Tiere haben Rechte.

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