Im November 2024 habe ich ein Experiment gewagt: Ich habe mich von festen Preisen für meinen Berufungs-Workshop „Zukunft fängt bei dir an!“ verabschiedet. Stattdessen bestimmen die Teilnehmenden am Ende des Workshops in einer Beitragsrunde selbst, was sie für meine Begleitung geben möchten – aus vollem Herzen, in Verbindung mit dem, was sie erlebt haben, und dem, was ihnen (finanziell) möglich ist.
Die Inspiration
Dazu inspiriert hat mich meine Erfahrung bei der Deep ComYOUnity Woche von Wir bauen Zukunft – eine Woche voller innerer Entwicklung, Co-Kreation und echter Verbindung.
Am Ende dieser intensiven Zeit gab es keine Rechnung, kein klassisches Preisschild. Stattdessen eine Einladung:
„Bestimme selbst deinen möglichkeitsbasierten, individuellen finanziellen Beitrag für das Prozessdesign und die Prozessbegleitung der Woche.
Was war es dir wert – und was kannst du gut und aus vollem Herzen geben?“
Diese offene Haltung hat mich zutiefst berührt – und viel in Bewegung gebracht.
Gerade, weil sie auf einer anderen Sichtweise von Geld, Preis und Wert basiert.
Seitdem begleiten mich die Fragen:
Wie wollen wir eigentlich mit Geld umgehen – besonders in Kontexten, in denen es um Menschlichkeit, echte Begegnungen und Entwicklung geht?
Wie kann ich als Coach, Begleiterin und Raumhalterin diese Erfahrung von Vertrauen und Wertschätzung nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell gestalten?
Die Beitragsrunde
Mein Wunsch ist, dass die Teilnahme an meinen Workshops nicht vom Kontostand abhängt, sondern vom inneren Ruf, sich auf den eigenen Weg zu machen. Deshalb habe ich mich bewusst gegen ein klassisches Honorar und Preisschild entschieden – und dieses Experiment gewagt.
Der Beitrag zum Workshop teilt sich in zwei Teile:
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Ein fixer Grundbeitrag von 81 EUR, der die Unkosten deckt: Raummiete, vegetarisches Mittagessen am Samstag, Snacks, Getränke, Materialien.
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Ein individueller Wertbeitrag für meine Begleitung, den jede:r Teilnehmende am Ende des Workshops selbst bestimmt.
Dafür nehmen wir uns in der Beitragsrunde Zeit zur Reflexion:
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Was habe ich in diesen eineinhalb Tagen erlebt und erfahren?
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Was ist mir diese Erfahrung wert?
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Was kann und möchte ich von Herzen geben – so, dass es stimmig ist?
Diese Runde ist kein „Zahlen-Moment“, sondern ein kraftvoller Abschluss.
Ein Akt der Selbstverantwortung und der Verbundenheit.
Jede*r Teilnehmende entscheidet individuell und selbstbestimmt – ganz ohne Vergleich, ohne Bewertung.
Ich erlebe diese Runden und das Öffnen der Briefumschläge mit den Wertbeiträgen jedes Mal als tief berührend und verbindend. Nicht selten ist es der Moment, in dem Menschen zum ersten Mal spüren:
„Ich darf geben, was mir möglich ist – und es ist genug.“
Eine neue Haltung zu Geld, Wert und Gemeinschaft
Diese Beitragsrunde ist Ausdruck einer anderen Haltung, die ich bewusster lebe:
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Sie basiert auf Vertrauen – meinem höchsten Wert im Leben. Die Einladung geht davon aus, dass Menschen bereit sind zu geben, was sie können und was sich für sie richtig anfühlt. Ohne Kontrolle, ohne Druck, ohne Rechtfertigung.
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Sie erinnert daran, dass Wert im Erleben entsteht, nicht im Voraus. Im Gegensatz zum klassischen Preis, den man bezahlt, bevor man weiß, ob sich etwas wirklich als wertvoll anfühlt, entsteht hier eine neue Form von Wertschätzung – aus der Erfahrung heraus, nicht aus Erwartung und Werbeversprechen.
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Sie versteht Geld als Beziehung, nicht bloß als Tauschmittel. Ein individueller Beitrag wird so zu einem Ausdruck von Dankbarkeit, Verbindung und innerem Berührtsein.
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Und sie ist solidarisch: Menschen mit weniger Mitteln sollen nicht ausgeschlossen werden. Gleichzeitig dürfen Menschen mit größerem Spielraum großzügiger geben. So entsteht Balance durch Vielfalt, getragen von einem Füreinander.
Warum ich das (weiterhin) so mache
Mich bewegt zutiefst, wie viel soziale Ungleichheit durch unser aktuelles Geldsystem und den dominanten Umgang mit Geld entsteht. Wir sehen, wie finanzielle Mittel über Teilhabe, Bildung, Gesundheit und Entwicklung entscheiden – und wie viele Potenziale dadurch unsichtbar bleiben oder sogar verloren gehen. Nicht, weil Menschen nichts zu geben hätten – sondern, weil ihnen der Zugang zu Ressourcen, Vertrauen oder Räumen fehlt bzw. nicht eröffnet wird.
Was mich dabei immer wieder erstaunt: Wie wenig wir uns überhaupt fragen, ob es auch anders gehen könnte. Wie selbstverständlich wir Preisschilder, Angebote und Geschäftsmodelle als gegeben hinnehmen – selbst in Bereichen, die eigentlich von Sinn, Fürsorge und Menschlichkeit geprägt sein sollten.
Daher nehme ich seit Mai 2025 gemeinsam mit dem The People Network am Programm CU*money – Conscious Money teil. Dieses Programm begleitet mich dabei, mein eigenes Geldbewusstsein zu vertiefen, alte Glaubenssätze und Muster zu hinterfragen und zu erforschen, wie ein gesunder, lebendiger Umgang mit Geld heute und in Zukunft aussehen kann – nicht nur individuell, sondern auch in unseren Beziehungen und in unserem Miteinander im Netzwerk. Wie können wir gemeinsam neue Formen und Praktiken entwickeln, die auf Vertrauen, Transparenz und echter Verbundenheit beruhen?
Neue Wert-Erfahrungen
Deshalb möchte ich im Kleinen neue Erfahrungen ermöglichen:
Räume, in denen Wert nicht nur über Geld definiert wird.
In denen Beiträge auf achtsame, selbstbestimmte und solidarische Weise geschehen.
In denen wir uns als Menschen begegnen – nicht als „Kund:innen“ oder „Anbieter:innen“.
Jeder Mensch hat eine eigene Einschätzung von Wert.
Und wir alle haben unterschiedliche finanzielle Realitäten.
Die Beitragsrunde schafft Raum für beides: Wertschätzung und Solidarität.
Der Workshop ist dadurch nicht „kostenlos“.
Aber er wird zugänglicher, ehrlicher, näher an dem, was da ist – bei dir und bei mir.
Und er erinnert uns daran: Es gibt viele Arten, Wert auszudrücken – Geld ist nur eine davon.
Ich wünsche uns mehr kleine Experimente für neue Wege.
Von Herzen,
Katja
P.S. Am 5. & 6. September 2025 findet der nächste Berufungs-Workshop „Zukunft fängt bei Dir an!“ statt. Hier kannst Du Dich dafür anmelden.
Am 18. September 2025 findet unser Barcamp „New Work und Neues Wirtschaften“ im Konnektiv62 statt. Das Motto lautet in diesem Jahr: Kann denn Wirtschaft Liebe sein?
Auch dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten beizutragen. Neugierig? Hier erfährst Du mehr.