Auch wenn wir es gern verdrängen, es ist unausweichlich:
Unsere Lebenszeit ist begrenzt.
Aktuell diskutiert die Bundesregierung das Renteneintrittsalter auf 70 Jahre zu erhöhen. Fakt ist: Mehr als jeder fünfte Deutsche (22%) würde dieses Rentenalter nicht erreichen (Quelle: Statistisches Bundesamt 2014).
Ob nun mit 70 oder wie bereits beschlossen mit 67 Jahren:
Arbeitszeit ist Lebenszeit.
Denn das Wochenende allein, wird nicht ausreichen, um unser Leben erfüllend zu gestalten. Zumal selbst ich mit Mitte 30 (Stand 2016!) nur noch 1856 Wochenenden erleben würde, falls ich zu den 22% gehören sollte. Vielleicht ist uns mehr, vielleicht aber auch deutlich weniger Lebenszeit vergönnt.
Hast du letzte Woche deine persönliche Lebensbilanz erstellt? (siehe Montags-Impuls: Deine Lebensbilanz: Wo stehst du?)
Dann kommen wir jetzt zum zweiten Schritt.
Schritt 2: Richte die Weichen auf deine wahren Lebensziele aus
Für diese Übung solltest du dir etwas mehr (Lebens-)Zeit gönnen. Es lohnt sich und ist das beste Investment in deine Zukunft, dass du dir schenken kannst.
1. Ahnst du es schon!? Richtig. Ziehe einen dicken fetten Strich quer unter die Zeile, die mit 70 endet. Für den Zweck der Übung ist es dienlich anzunehmen, dass wir bis zu unserem 70. Lebensjahr in der Lage sein werden unser Leben selbstbestimmt zu gestalten.
2. Betrachte nun einfach die verbleibenden Kästchen bis zu deinem 70. Lebensjahr. Nimm‘ dir dafür mind. 5 Minuten Zeit und lass‘ dieses Bild wirken.
Welche Gedanken, Gefühle, Bilder und Impulse tauchen auf?
Nimm‘ dir die Zeit – möglichst bevor du weiterliest …
Lass‘ deine eigenen Impulse wirken …
5 Minuten …
Mach‘ dir ein paar Notizen …
Dann lies‘ weiter …
Meine persönliche Erfahrung
Als ich diese Übung kennenlernte, war ich 27 und auf einer steilen Karriereleiter unterwegs. Geschäftlich war ich die Hälfte des Jahres (oft 3 Wochen am Stück) in der Weltgeschichte unterwegs. Nicht selten klappte ich meinen Laptop morgens um 6 Uhr im Hotelbett auf und nachts um 2 Uhr wieder zu. Die Erdnüsse aus der Minibar dienten immer mal als Abendessen. Äußerlich war ich erfolgreich, doch mich überkam immer öfter das Gefühl der Unzufriedenheit.
Mit Blick auf die verbleibenden Kästchen kam mir als allererstes der folgende Gedanke: “Wenn ich so weitermache, lerne ich womöglich meine Enkelkinder nie kennen.‘ – ein spontaner Impuls aus der Tiefe meines Herzens, der mich in meinem kopfgesteuerten Modus eiskalt erwischte.
In diesem Moment kapierte ich, dass die „Leiter“ an der falschen Wand lehnte. Dass die Ziele, in die ich tagtäglich viel Zeit und Energie investierte, nicht meinen wahren Lebenszielen entsprachen.
Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, (m)einen Job im Großkonzern auf erfüllende Art und Weise mit meinen – bis dahin verdrängten – Wunsch nach einer eigenen Familie zu vereinbaren … schon gar nicht in Düsseldorf, 650 km entfernt von meiner Familie. Gleichzeitig war mir klar, dass mich das eine (beruflicher Erfolg) ohne das andere (das Gefühl tiefer Verbundenheit) nicht zufrieden stellen würde.
Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens
3. Nachdem du deine eigenen Gedanken und Gefühle achtsam wahr- und hoffentlich ernstgenommen hast, spüre in dich hinein:
Was willst du und was ist dir WIRKLICH wichtig in deinem Leben?
Betrachte die drei Ebenen:
Entwickele daraus deine 3 – 5 wahren Herzenswünsche für dein Leben und beschreibe diese möglichst bildlich-emotional, so als wären sie bereits eingetreten.
In Bezug auf meinen spontanen Impuls habe ich meinen ersten Herzenswunsch entwickelt:
‚Ich sitze im hohen Alter mit der Liebe meines Lebens – im besten Fall meinem Mann Patrick – Händchen haltend und lächelnd auf der Hollywoodschaukel unserer Veranda. Dabei schauen wir unseren Enkelkindern und dem Hund beim Spielen im Garten zu.‘
Dieses Bild hat mir einen meiner wichtigsten Werte – Verbundenheit und Familie – in Erinnerung gerufen und einen tiefgreifenden Veränderungsprozess in Gang gesetzt.
Achte darauf, dass du dein Lebensglück nicht nur auf ein Bein stellst. Ich habe für verschiedene Lebensfelder (Beruf, Gesundheit, Familie …), die mir persönlich wichtig sind, jeweils ein Bild entwickelt.
4. Wenn du einen ersten Entwurf deiner wahren Herzenswünsche entwickelt und aufgeschrieben hast, dann überlege, wie du die Weichen entsprechend ausrichten kannst.
Ich habe damals beschlossen, dass ich kurzfristig den Job wechseln möchte, um wieder mehr Zeit für meine Partnerschaft und Freunde zu haben. Zum Spaß habe ich damals in die Kästchen eingetragen: Heiraten mit 31, erstes Kind und Hund mit 34, zweites Kind mit 36, Haus mit 38.
Ja zugegeben, das war damals die „Planerin“ in mir – dazu nächste Woche mehr …
Den Zettel habe ich beim Schreiben dieses Montags-Impulses wieder entdeckt und musste schmunzeln – sowohl über mich selbst als auch das Universum.
Der Jobwechsel ergab sich tatsächlich ein Jahr später innerhalb der Firma. Mehr Zeit hatte ich danach trotzdem nicht, so dass ich im darauf folgenden Jahr kündigte. Ich nahm mir eine Auszeit und schlug meinen neuen Weg als BerufungsCoach ein.
Mit 31 habe ich geheiratet. Zur Hochzeit haben wir unsere Hündin Paula geschenkt bekommen. Ein Kindheitstraum ging für mich in Erfüllung. Mittlerweile leben wir in unserer Heimatstadt Dresden unter einem Dach mit meiner Schwester und seit 4 Wochen mit dem kleinen Lebenswunder Mika.
Zum Schreiben dieser Montags-Impulse sitze ich sehr oft mit Mika auf unserer Veranda 🙂
Tatsächlich glaube ich, dass weniger der Plan, sondern vielmehr die innere Klarheit über meine Prioritäten und die kontinuierliche Ausrichtung auf dieses sehr präsente Bild, mich dahin geführt hat, wo ich heute stehe – näher zu mir selbst …
Warum erzähle ich dir das?
Weil ich glaube, dass Unzufriedenheit ein wertvoller Indikator sein kann und wir uns an jeden Punkt in unserem Leben für den eigenen Weg entscheiden können.
Dazu kann ich dir das Buch: „Die Entscheidung liegt bei dir- Wege aus der alltäglichen Unzufriedenheit“ von Reinhard K. Sprenger empfehlen, in dem er schreibt:
„Glück ist das Ergebnis von selbstverantwortlichem, entschiedenem Handeln.“
Nimm‘ dir diese Woche Zeit und überlege, wie du die Erkenntnisse aus dieser Übung in deinen Alltag und dein Leben integrieren kannst? Was ist dein erster (kleiner, aber konkreter) Schritt in die Richtung deiner wahren Herzenswünsche – Beginne im Hier und Jetzt!
Ich wünsche dir eine richtungsweisende Woche,
Katja
* Hättest du mich mit 27 Jahren gefragt, ob ich mir vorstellen kann, wieder in Dresden zu leben, wäre die Antwort ‚Nein‘ – frühestens mit 50 – gewesen. Doch wie gesagt, Werte verändern sich und wir sollten offen und ehrlich mit unseren wahren Bedürfnisse sein, um uns selbst treu zu bleiben.