Flexibles Arbeiten hat zwei Dimensionen: Raum und Zeit.
Räumlich flexibel können wir mobil im Büro, von unterwegs oder im Home Office arbeiten. Zeitliche Flexibilität umfasst Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Teilzeit oder Jobsharing.
Flexible Arbeitsmodelle sind für viele Arbeitnehmer attraktiv.
Die Digitalisierung bietet uns neue Tools und Möglichkeiten, um unsere Arbeit entsprechend unserer individuellen Bedürfnisse flexibel zu gestalten.
Doch in der Praxis hinken das Angebot und die Nutzung flexibler Arbeitsmodelle den digitalen Möglichkeiten noch hinterher.
In Deutschland ist die Präsenzkultur verbunden mit dem Glauben „viel bringt viel“ weiterhin fest verankert. Vollzeit vor Ort zu arbeiten ist in vielen Unternehmen noch die Norm.
Arbeit, die ins Leben passt
Doch das Arbeitsmodell „One size fits all“ ist antiquiert mit Blick auf die heutige Vielfalt der Lebensmodelle sowie den Wandel in unserer Arbeitswelt.
Die technische Entwicklung und globale Kooperation ermöglichen und erfordern zunehmend örtlich und zeitlich flexibles Arbeiten. Parallel steigen auch die Forderungen der Arbeitnehmer nach individuellen Gestaltungsräumen.
Treiber der Entwicklung ist die Generation Y. Doch nicht nur die jungen „Digital Natives“ wünschen sich mehr Flexibilität – sei es um Beruf und Familie besser zu vereinbaren oder anderweitig die eigene Work-Life-Balance praktikabel zu gestalten.
Je nach Lebensphase wandeln sich die Bedürfnisse. Im Alter von 30 bis 40 Jahren treffen die zentrale Karriere- und Familiengründungsphase aufeinander. Ohne flexible Arbeitsmodelle führt das schnell zu einer klassischen Rollenverteilung und Karrierebrüchen.
In späteren Lebensphasen erfordern u.a. die Pflege von Angehörigen oder die eigene gesundheitliche Belastungsfähigkeit entsprechende Gestaltungsmöglichkeiten. Aber auch ehrenamtliches Engagement, persönliche Weiterbildung oder andere Projekte neben der Arbeit können Gründe für den Wunsch nach mehr Flexibilität sein.
Die Chance flexibler Arbeit
Dabei können flexible Arbeitsmodelle laut einer Umfrage unter Führungskräften nicht nur zu einer verbesserten Work-Life-Balance und Lebensqualität (68%) beitragen, sondern auch zu einer Verbesserung der Qualität der Arbeit.
Die Befragten sehen, dass flexibles Arbeiten eine positive Wirkung auf die Motivation (63 Prozent), Produktivität (58 Prozent) und Kreativität (57 Prozent) haben kann. Die Arbeitszufriedenheit steigt mit positiven Auswirkungen auf die körperliche und emotionale Gesundheit. Dagegen ambivalent wird der Effekt auf die Chancengleichheit eingeschätzt. (vgl. Flexibles Arbeiten in Führung. Ein Leitfaden für die Praxis).
Dies könnte damit verbunden sein, dass Teilzeit und Co. oft als Karrierehindernis und berufliche Sackgasse betrachtet werden. Weit verbreitet ist die Auffassung, dass Führungspositionen nicht teilzeittauglich sind.
Zukunftsmodell: Jobsharing?
Eine Lösung für dieses Dilemma könnte Jobsharing sein. Bei dieser Form der Arbeitsplatzteilung wird eine Vollzeit-Stelle meist auf zwei Personen aufgeteilt, die eng im Tandem arbeiten. Damit werden auch Führungspositionen teilbar und in Teilzeit realisierbar.
Das Modell Jobsharing praktizieren auch die beiden Gründerinnen von Tandemploy, Jana Tepe und Anna Kaiser. Ihre Vision ist es, einen pragmatischen und konkreten Beitrag dazu zu leisten, dass unsere Arbeitswelt ein flexiblerer und lebensfreundlicherer Ort wird. Tandemploy entwickelt Software, die Menschen und Wissen in Organisationen gezielt und clever vernetzt: um das Wissenteilen zu erleichtern und gemeinsam flexible Arbeitsformen Realität werden zu lassen.
Stärkster Hebel sind aus der Sicht und Erfahrung von Tandemploy die Mitarbeiter, um etwas zu bewegen. Denen geben sie z.B. Argumente für Jobsharing an die Hand, um den Arbeitgeber zu überzeugen.
Entscheidend sind auch Role Models und Erfahrungen aus der Praxis. Im Tandemploy Blog kommen Vorreiter und Experten zu Wort, die Anregungen geben, die eigene Arbeit neu zu denken.
Eigeninitiative und Selbstorganisation
Eigeninitiative und Selbstorganisation spielen eine besondere Rolle beim Flexiblen Arbeiten.
Um die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten zu erkunden, bedarf es im ersten Schritt einer konkreten Vorstellung, wie das eigene, persönlich passende Arbeitsmodell aussehen würde.
Es hilft sich vorab klärende Fragen zur Reflexion zu beantworten:
(in Anlehnung an die Checkliste zur Reflexion für Führungskräfte)
Wie viele Stunden umfasst deine Arbeitszeit?
Wie viel Zeit verbringst du an deinem Arbeitsort?
Wie lang ist dein Arbeitsweg?
Möchtest du dich örtlich und/oder zeitlich flexibilisieren?
Brauchst du eine übergangsweise Flexibilisierung deiner Arbeit, um aktuelle Herausforderungen (wie z.B. Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, Hausbau etc.) zu bewältigen oder wünschst du dir eine langfristige Veränderung?
Möchtest du deine Wochenarbeitszeit insgesamt reduzieren oder die Verteilung der Arbeitszeit variieren (mittels Vertrauensarbeitszeit oder über einen längeren Zeitraum in Form von Arbeitszeitkonten, um z.B. Zeit für ein Sabbatical).
Angenommen, du willst deine Arbeitszeit reduzieren, wofür möchtest du die neu gewonnene Zeit verwenden?
Bevorzugst du einen klaren Rahmen für dein flexibles Arbeitsmodell (z.B. 4 Tage vor Ort / Freitag Home Office) oder möchtest du das lieber nach Bedarf flexibel gestalten?
Welchen Anteil deiner Tätigkeiten / welche konkreten Aufgaben kannst du ortsungebunden und/oder zeitlich flexibel erledigen?
Welche technischen Voraussetzungen hast du bereits bzw. benötigst du für das präferierte Arbeitsmodell?
Welche Kompetenzen (z.B. Selbstorganisation, IT-Skills, Kommunikation, etc.) möchtest du weiter entwickeln, um dieses Arbeitsmodell erfolgreich umzusetzen?
Die Auseinandersetzung mit den Fragen hilft, Klarheit zu entwickeln, um gut reflektiert und überzeugend in das Gespräch mit Vorgesetzten oder Kollegen zu gehen. Dabei solltest du immer das Prinzip „Geben und Nehmen“ im Blick behalten. Wer Flexibilität einfordert, sollte auch selbst flexibel sein.
Schritt für Schritt
Die Einführung flexibler Arbeitsmodelle bzw. die eigene Umstellung funktioniert nicht von heute auf morgen. Für mich persönlich hat es sich bewährt Veränderungen in kleinen Schritten anzugehen. Anhand von „Prototypen“ auszuprobieren, was für mich tatsächlich funktioniert oder welche Vorstellungen sich in der Realität als wenig praktikabel oder kompatibel mit der eigenen Arbeitsweise entpuppt.
Auf diesem Weg fällt es auch leichter den notwendigen Vertrauensvorschuss von Vorgesetzten und Kollegen zu gewinnen und auszubauen.
Ich wünsche dir eine bedürfnisorientiert gestaltete Woche,
Katja
Weiterhören im GetInspired Podcast von MyCollective
Melanie Lauer, CEO von Kettler, spricht im GetInspired Podcast von MyCollective über: FLEXIBLE WORK – how to build an attractive work culture when skilled labour is scarce.
Los geht’s …