„Ich habe eine Schwäche für Seidenbacher Müsli.“
Das war die lustigste Antwort, die mir je ein Bewerber auf die Frage nach seinen Schwächen gegeben hat.
„Stärken stärken“ lautet die Parole von der Kindererziehung bis zur Personalentwicklung. Dennoch, wenn sie nicht gerade im Vorstellungsgespräch sitzen, fällt es den meisten Menschen leichter ihre Schwächen aufzuzählen, als die Dinge, die sie an sich schätzen.
Geht es dir ähnlich?
Dann habe ich heute gute Nachrichten für dich:
Schwächen sind relativ zum Umfeld
Erinnerst du dich an den kleinen Pinguin? Für die Steppe ist der Pinguin mit seinen kurzen Beinchen nicht gut ausgestattet. Doch im Wasser ist der stromlinienförmigen Körper in passenden Element.
Mit einem Augenzwinkern veranschaulicht Vera Birkenbihl dieses Prinzip in folgendem Video: Alles Ansichtssache.
Sie und ich, wir sind davon überzeugt:
Deine vermeintlichen Schwächen sind versteckte Stärken.
Schwächen sind (maßlose) Übertreibung.
Dieser Grundgedanke basiert auf dem sogenannten Entwicklungsquadrat.
Hinter unseren Schwächen verbergen sich demnach auch guten Qualitäten. Entscheidend ist das „rechte Maß“. Es ist wie der Unterschied von „gut“ und „gut gemeint“. Übertreiben wir eine grundsätzlich positive Eigenschaft kann diese zum Stolperstein werden.
Schwächen sind Entwicklungschancen
Mein Kunde Karl-Henry (Journalist) wurde nach Redaktionssitzungen immer wieder dafür kritisiert, dass er keine klare Position vertrat. Er wurde in Diskussionen als zurückhaltend, unentschieden bis einknickend wahrgenommen. Karl-Henry selbst haderte mit seinem mangelnden Durchsetzungsvermögen.
Gemeinsam überlegten wir welche Stärken sich hinter diesen Schwächen verbergen könnten. Wir kamen darauf, dass Karl-Henry in der Lage ist die Perspektive zu wechseln und Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Dadurch kann er Verständnis für die Sichtweise und Bedürfnisse anderer entwickeln. In Konflikten agiert er eher ausgleichend und vermittelnd statt sich auf eine Seite zu schlagen oder eine Gegenposition zu beziehen.
Beim Brainstorming für die verschiedenen Berufsideen bezogen wir diesen Gedanken mit ein: In welchem Umfeld könnte Karl-Henry aus seinem Stolperstein eine Stärke entwickeln.
Seit Januar macht Karl-Henry berufsbegleitend eine Ausbildung zum Mediator. Hier ist er in seinem Element, mit Freude und neuer Energie. Seine vermeintliche Schwäche kommt ihm in dieser Tätigkeit zu Gute.
Dein nächster Schritt
Wenn du wieder einmal mit einem deiner Stolpersteine haderst, überlege, welche positiven Eigenschaften sich dahinter verbergen.
Per se gut und schlecht gibt es nicht.
Eher anders und/oder in Entwicklung.
Im Notfall, ändere das Element, in dem du dich bewegst. Etwas, das in deinem aktuellen Arbeitsumfeld eine Schwäche ist, kann woanders eine Stärke sein und damit Teil deines Potenzials.
Ich wünsche dir eine versöhnliche Woche mit deinen Schwächen,
Katja