Wir leben in einer Zeit, in der wir gleichzeitig vernetzter und einsamer sind als je zuvor. Digitale Kommunikation ermöglicht uns Kontakt über Kontinente hinweg – doch der echte Kontakt mit Freunden und unseren Mitmenschen im näheren Umfeld nimmt ab. Viele Menschen fühlen sich im eigenen Viertel fremd. Vereinsamung, Vereinzelung und gesellschaftliche Spaltung sind Erosionskräfte, die den soziale Nährboden schwächen.
Die Corona-Pandemie hat diese Ambivalenz wie ein Brennglas verstärkt: Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und geschlossene Treffpunkte haben Begegnungen aus dem Alltag gedrängt. Spontane Gespräche, Vereinsabende oder zufällige Treffen im Kiez oder Café – all das fehlte. Manche Orte und Gelegenheiten, wie z.B. Lassesunstun in Dresden, sind bis heute nicht zurückgekehrt.
Füreinander
Gleichzeitig hat die Krise gezeigt, wie groß unser Potenzial für Solidarität ist: Nachbarschaften organisierten Einkaufshilfen, Balkonkonzerte und digitale Stammtische. Die Natur, Parks, Gärten und öffentliche Plätze wurden zu neu entdeckten Freiräumen, in denen Begegnung trotz Distanz möglich war.
Sozial regenerative Entwicklung bedeutet, diese Erfahrungen zu nutzen: die verletzlichen Stellen unseres Miteinanders zu heilen – und das, was uns gestärkt hat, zu kultivieren.
Sie fragt: Wie schaffen wir Bedingungen, in denen Begegnung möglich ist, Vertrauen wächst und ein offenes, kooperatives Miteinander wieder selbstverständlich wird?
Orte der Begegnung
Eine Schlüsselrolle spielen dabei Räume – besonders die Dritten Orte: Plätze jenseits von Zuhause (erster Ort) und Arbeit (zweiter Ort), an denen wir uns ohne Konsumzwang begegnen können. Es können offene Cafés sein, Gemeinschaftsgärten, offene Werkstätten, Bibliotheken oder einfach ein Platz mit einer Bank (wie die Erzählbank im riesa efau), auf der man verweilt.
Diese Orte sind Keimzellen für ein neues Füreinander. Hier entstehen Gespräche, aus denen Ideen wachsen, und Projekte, die aus „meins“ ein „unser“ machen. Sie bieten die Bühne für gemeinsames Gestalten – und damit für eine Zukunft, die nicht nur ökologisch, sondern auch sozial regenerativ ist. Eine Zukunft, in der sich Menschen eingeladen, gesehen und wertgeschätzt fühlen – und in der sie ihre Fähigkeiten füreinander einbringen und aufblühen können.
Möglichkeitsräume
Vielleicht beginnt es mit einer kleinen Geste: eine offene Einladung, ein Tisch, an dem man sich dazusetzen darf – wie bei Dresden isst bunt am 1. September – oder einem monatlichen Nachbarschaftstreff.
Jede Begegnung, die wir ermöglichen, ist ein Schritt hin zu Verbundenheit statt Isolation und Spaltung. Sie öffnet zugleich Türen zu neuen Denk- und Möglichkeitsräumen.
Im Konnektiv62 durften wir das vergangenen Freitag bei unserem Mit-Mach-Café erfahren – ein neues Format, zu dem wir am 24. Oktober und 5. Dezember wieder unsere Co-Worker:innen, Mitgestalter:innen sowie die Nachbarschaft einladen. Ich bin neugierig, was daraus noch alles entsteht.
Frage für diese Woche:
Welchen Raum – physisch oder im übertragenem Sinne – kannst du in den kommenden Tagen öffnen, damit andere sich willkommen fühlen?
Ich wünsche uns mehr Räume für echte Begegnungen.
Von Herzen,
Katja
P.S. Du brauchst Raum? Bei uns im Konnektiv62 findest Du vielfältige Räume für Co-Working, Schulungen, Führungs- und Teamentwicklungen, Kreativ-Sessions, Community-Treffen, Filmabende, Lesungen und kleine Konferenzen – kurz: Orte fürs Miteinander, Lernen und Co-Kreation.
P.S.S Weil wir glauben, dass auch Wirtschaft sozial regenerativer gestaltet sein könnte, haben wir für unser diesjähriges BarCamp am 18. September 2025 im Konnektiv62 das Motto „Kann denn Wirtschaft Liebe sein?“ gewählt. Hier erfährst Du mehr!