Familienalltag in Portugal. Zwischen Strand und Remote Work

Montags-Impuls #289 Familienalltag in Portugal

Sechs Wochen sind wir mittlerweile in Portugal.
Seit letzter Woche das erste Mal „allein zu Haus“ in Estoril, zu viert als Familie mit unserer Hündin Paula.

Ich sitze mit Mika in unserer Wohnküche.
Wir malen Früchte.
Wir lernen Portugiesisch.
Apfel. Maça.
Birne. Péra.
Orange. Laranja.
Erdbeere. Morango.

Es sind Herbstferien.
Also nicht ganz Alltag.

Nachdem wir Yvonne und Familie zum Flughafen gebracht haben, verbringen wir das verlängerte Wochenende über den Feiertag in Porto.
Den Rest der Woche wechseln Paddy und ich uns mit der Mikabespaßung und Arbeit ab.

Vorschule in Estoril

In den letzten zwei Wochen hatten wir Schulferienkinder zu Besuch.
Da war Mika nur schwer in die Kita bzw. Vorschule zu bewegen.
Obwohl er sich dort sehr wohl fühlt und Freunde gefunden hat: Richard, Carmo und Katia 😉
Auch seine Erzieherin Miriam hat Mika vom ersten Tag an ins Herz geschlossen.

Die Deutschen Schule in Estoril bietet jede Menge Aktivitäten.
Montags ist Karate AG.
Mittwochs Portugiesisch.
Donnerstags Turnen bei der Feuerwehr.

Auch im lokalen Fussballverein Estoril Praia ist Mika Mitglied.
Das Training ist witzig, da die Trainer und anderen Kinder nur Portugiesisch und Englisch sprechen. Immer wieder schaut Mika mit Schulterzucken und einem Fragezeichen im Gesicht zu uns. Beobachte einfach, was die anderen tun!

Im Gegensatz zu unserer Kita zuhause, sind die Bring- und Abholzeiten knapp bemessen. Morgens 8 – 8:15 Uhr. Nachmittags 13 – 13:15 Uhr, 15 – 15:15 Uhr und dann erst wieder ab 16:45 bis 17 Uhr. So verlagert sich das Abholen dann doch auf den frühen Nachmittag. Bei sonnigem Wetter führt uns der Heimweg zu unserem „Hausstrand“: Praia da Poca.

Strandzeit

Mit unseren Gästen waren wir sehr oft an den Stränden in Estoril und Umgebung. Was mir sonst im Urlaub wenig gegeben hat, kann ich hier nach einer Eingewöhnungszeit genießen: Einfach mal Zeit am Strand verbringen. Ein Strandtuch ausbreiten, ein paar Bälle mit Mika werfen, Muscheln suchen, einen Abstecher in die herbstlich frischen Wellen wagen.

An unserem ersten Wochenende allein als Familie zieht es uns nicht weit weg. Uns sitzt noch der Ausflug nach Porto bzw. ein Autoeinbruch in den Knochen. Zum Glück nichts geklaut, lediglich die Seitenscheibe ging zu Bruch.

Von der damit verbundenen Aufregung regenerieren wir uns. Wir spazieren an der Promenade nach Cascais. Unterwegs sehen wir Stand up Paddler. Das wäre es jetzt! Paddy erklärt sich bereit unser SUP zu holen. Paula bringen wir nach Hause. Sie ist weiterhin nicht sehr strandtauglich, wenn wir im Wasser sind. Da kommt der Beschützerinstinkt durch und sie kommentiert die Wassergänge mit ausdauerndem Gebell.

Der Nachmittag am Strand ist magisch.

Durch die Wellen, die langsam reinkommen, paddle ich sicherheitshalber auf den Knien hinaus auf das Meer. Ganz schön wackelig im Vergleich zu unseren Seen und Flüssen. Behutsam stelle ich mich auf das SUP. Die Sonne neigt sich schon in Richtung Horizont. Ich beobachte einen Vater mit seinen Kindern, die unermüdlich surfen lernen. Das bunte Wimmeln an der Strandpromenade. Hier ist Ruhe. Nach einiger Zeit lasse ich mich von den Wellen zurück zum Stand tragen.

Paddy und Mika sind in der Zeit auch durch die Wellen gehüpft und wärmen sich auf.
Ich lasse mich neben sie auf das Strandtuch fallen, atme tief aus. Das war wundervoll.

Das Licht färbt sich golden von der untergehenden Sonne. Ich hole uns ein Bier, einen Aperol Spritz und einen Eistee von der Strandbar als „Sundowner“.

Neben uns spielen drei Frauen mit ihren Kids Fussball. Mika und ich stellen uns in den Kreis dazu. In der Mitte steht ein Junge, der versucht an den Ball zu kommen. Wir laufen wild durcheinander. Immer wieder rollt der Ball den Strand hinab in die Wellen. Ich höre mich ausgelassen lachen. Strahlende Gesichter.

Das ist es, was ich hier in unserem Zuhause auf Zeit wieder finde, trotz allem, was gerade ist: Momente der Unbeschwertheit.

Remote Work

Mein Lieblings(arbeits)platz ist auf unserer Terrasse mit Blick in den Garten. Hier schreibe ich diesen Montags-Impuls. Beobachte Paula, wie sie sich in der Sonne räckelt. Genieße den Blick in das satte Grün der Bäume und das strahlende Blau des Himmels.

Im Vorfeld hat mich die Frage umgetrieben, wie sich meine Selbstständigkeit nach Portugal transferieren lässt. Wie viel ich vorarbeiten sollte, um die Zeit zu überbrücken und genießen zu können. Zu gut erinnere ich die schwierige Anfangszeit nach unserem Umzug 2013 nach Dresden.

Doch die Anflüge von Sorge sind bislang unbegründet. Im Gegenteil. Das Gefühl von „Refresh“ empfinde ich auch in meiner Art und Weise zu arbeiten. Frühlingsgefühle.

Ein Bild aus unserem Prototypen von Regenerative Leadership zu Life Dynamics taucht in mir auf: In der Natur gibt es eine öffnende Bewegung (Divergence) und eine sich zusammenziehende Bewegung (Convergence). An den Punkten, wo sich beide Wellenbewegungen treffen, entsteht und entfaltet sich das Neue (Emergence). Ganz natürlich.

Genauso empfinde ich das mit Portugal. Wir öffnen uns für etwas Neues. Im Vorfeld haben wir uns fokussiert, einiges losgelassen, um Freiraum zu schaffen. Mehr und mehr wird etwas Neues spürbar, zum Teil noch sehr subtil. An manchen Stellen schon sehr eindrücklich.

Völlig überraschend kam kurz vor unserer Abreise nach Portugal ein Auftrag für einen 2-tägigen Workshop mit Laura Malina Seiler und ihrem Team in Tirol. Zwei Tage mit zwei wundervollen Kolleginnen in einer traumhaften Kulisse, die mich selbst in Verbindung mit einer ganz tiefen, erdenden Kraft in mir gebracht haben. Wahrhaftiges Sein. Intuitiver Flow.

Auch beruflich lasse ich mich auf neue Themen ein. Das Thema Leadership fließt unaufhaltsam in meine Arbeit ein, nachdem ich im Integralen Entwicklungsprogramm eine Blockade dazu gelöst habe. Gemeinsam mit Kolleg:innen aus dem The People Network, mit denen ich bislang wenig gearbeitet habe, co-kreieren wir alte Workshop-Konzepte neu.

Mit Wilma, die uns in Estoril für 2,5 Wochen besucht hat, wagen wir einen Prototypen zu Regenerative Leadership. Ein Thema, was vieles von dem verbindet, was mich seit Jahren bewegt: Purpose, Kooperation, Achtsamkeit, Bewusstseinsentwicklung, Natur, zukunftsfähiges Leben und Arbeiten. In der Resonanz unserer Teilnehmer:innen ist spürbar: unser Sein, Leben und Arbeiten sehnt sich nach dieser neuen Qualität: mehr Verbindung und Einklang mit der Natur und den natürlichen Prinzipien.

Nachbarschaft

Was ich neben all dem in Portugal schätze, ist die Nachbarschaft.

In Porto haben wir unglaubliche Hilfsbereitschaft nach dem Autoeinbruch erfahren. Die Nachbarn haben uns sofort ausfindig gemacht und alarmiert. Sogar dem Täter sind sie hinterhergelaufen und haben ihn an die Polizei übergeben. Die Vermieter unseres AirBnBs haben für uns für zwei Tage kostenfrei einen sicheren Tiefgaragenparkplatz bei Freunden organisiert. Bei all dem Ärger, echte Lichtblicke der Menschlichkeit.

Auch in Estoril haben wir auf unseren morgendlichen Gassirunden und Wegen zur Kita schnell Kontakt zu den Nachbarn aufgebaut. Ein täglicher, kurzer Plausch. Dann vor zwei Wochen am Freitag haben wir Michael, Liam und Nicky zum BBQ zu uns eingeladen. Gemeinsam mit unseren Gästen aus Dresden war das eine große Runde. Als mir bewusst wird, dass wir uns von Portugal über Deutschland nach Australien, Kanada und Brasilien erstrecken, bekomme ich Gänsehaut.

Mein innerer Blick wandert auf meine Jahrescollage:

„Im Grunde sind es doch Verbindungen mit Menschen,
die dem Leben seinen Wert geben.“
(Wilhelm von Humboldt)

Ich wünsche uns allen mehr Verbindung zu uns selbst und unseren Mitmenschen,
Katja

 

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