Capsule Wardrobe. Mein minimalistischer Kleiderschrank

Montags-Impuls #265 Capsule Wardrobe

Seit 3 Jahren pflege ich einen minimalistischen Kleiderschrank. In letzter Zeit werde ich immer häufiger darauf angesprochen. Daher teile ich im Montags-Impuls meine Erfahrungen mit dem Capsule Wardrobe Prinzip und was das für mich mit Purpose zu tun hat.

Capsule Wardrobe

Das Prinzip ist simple. Es gibt drei Saison-Kategorien:

  1. Frühjahr/Herbst
  2. Sommer
  3. Winter

Für jede Saison gibt es eine maximale Anzahl der Kleidungsstücke.

Ausgenommen von der Zählung sind:

  • Unterwäsche
  • Socken und Strumpfhosen
  • Sportklamotten

Ich habe für mich entschieden maximal so viele Kleidungsstücke wie Lebensjahre pro Saison im Schrank zu haben. Jedes Jahr könnte also ein Kleidungsstück dazukommen.

Was hat mich dazu bewegt, meinen Kleiderschrank minimalistisch zu gestalten?

Nachhaltigkeit

Ein wesentlicher Bewegrund für diesen Schritt ist natürlich die extrem fragwürdige Klimabilanz der Textilindustrie.

Die gesamte Textilproduktion verursacht in einem Jahr über eine Milliarde Tonnen CO2 Ausstoß, mehr als bei allen internationalen Flügen und Schifffahrten zusammen. Laut einem Bericht von McKinsey & Company fallen in der Modebranche jährlich etwa 40 Millionen Tonnen Textilabfälle an. Häufig werden diese nicht recycelt, sondern verbrannt.

Zudem verschmutzen Mikroplastik aus Textilfasern und der gängige Einsatz von Chemikalien unser Wasser. Die Produktion einer Jeans verbraucht 11.000 Liter Wasser (Quelle: Umweltbundesamt). Dafür kannst du 220 Mal ca. fünf Minuten Duschen (= 50 Liter). Falls du jeden Tag duscht also mehr als sieben Monate lang.

Die Freude der Schnäppchenjäger:innen ist das Leid der Textilarbeiter:innen. Der Einsturz der Rana-Plaza Fabrik im Jahre 2013 mit 1.100 Toten steht symbolisch für die unzumutbaren Arbeitsbedingungen und die Ausbeutungen vieler Textil-Arbeiter:innen. Sie bezahlen den Preis für Fast Fashion.

Unsere Kaufentscheidungen unterstützen entweder dieses System oder eben ökologisch und fair produzierende Labels. Bei letzteren steht Purpose meist gleichwertig neben, oder sogar über dem Profit. Klar, dass es mir am Herzen liegt, Fair Fashion zu unterstützen.

Lieblingsteile

Nun bin ich weder Trendsetterin noch Influencerin … noch sonst in irgendeiner Weise auf Masse im Kleiderschrank angewiesen. Die Umstellung auf das Capsule Wardrobe Prinzip ist mir total leicht gefallen.

Auch in den Jahren davor habe ich regelmäßig Teile aussortiert, die mir nicht mehr gefallen. Der absolute Gamechanger war, alle Klamotten aus dem Schrank zu räumen und ausschließlich Lieblingsteile zurück in den Schrank zu hängen. Ein Blick auf den Wäscheständer offenbart schonungslos, welche Teile wir am liebsten tragen.

“Sich von Dingen trennen, die wir nicht mögen, ist nicht dasselbe wie Dinge auszuwählen, die uns Freude bereiten.”
Marie Kondo

Mit dieser Haltung war die Auswahl schnell getroffen. Erstaunlicherweise landete ich auf diese Art und Weise allein bei den damals maximal 36 Teilen pro Saison. Nahezu die Hälfte meiner Sachen trage ich das ganze Jahr lang.

Das was keinen Platz mehr findet, gebe ich überwiegend im Freundeskreis weiter. Einiges habe ich zum Second Hand Laden oder Deutschen Roten Kreuz gebracht. Der Verkauf von Klamotten bei Vinted oder ebay ist mir persönlich zu aufwendig. Es gibt ja auch nicht viel zu verkaufen.


Für diesen Montags-Impuls habe ich eine Liste meiner Klamotten aufgestellt, nahezu komplett aus dem Kopf. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich die Maximalanzahl momentan gar nicht ausschöpfe. Selbst das löst keinen unmittelbaren Kaufreflex aus, obwohl ich noch 2-3 Gutscheine in der Schublade hätte.

 

Für mich selbst überraschend war die Erfahrung, dass mich ein minimalistischer Kleiderschrank mit ausgewählten Lieblingsstücken viel zufriedener macht. Diese Lieblingsstücke spiegeln mich in meiner Persönlichkeit wider. Ich fühle mich darin wohl und authentisch. Sich authentisch selbst zum Ausdruck zu bringen, ist für mich auch ein Aspekt von Purpose.

Bewusste Kauf- und Tauschentscheidung

Der Kleidertausch im Freundeskreis ist meine bevorzugten Quelle für Abwechslung. Viele meiner Lieblingsteile stammen von meiner Schwester oder Freundinnen. Auch das trägt zum Glücksgefühl bei: Die persönliche Verbindung, die ich mit diesen Kleidungsstücken habe.

Wenn es doch mal neu gekauft sein soll, dann in jedem Fall nachhaltig. Dafür unterstütze ich lokale Labels wie Unipolar oder auch Nachhaltigkeitsklassiker wie Armed Angels, die kürzlich ein Second Hand System entwickelt haben.

Für jedes neue Lieblingsteil, muss ein anderes gehen. Was sich damit ausschließt, sind Kauforgien oder Frustkäufe, die ich aus meiner Konzernzeit noch sehr gut kenne.

Generell stelle ich mir einige Fragen, wenn ich ein Teil kaufen bzw. beim Kleidertausch mitnehmen möchte:

  • Brauche ich das wirklich oder meine ich mit dem Kauf / Tausch ein Gefühl befriedigen zu können, was anderweitig meine Aufmerksamkeit braucht?
  • Lässt sich das gut mit den anderen Teilen und Schuhen im Schrank kombinieren?
  • Werde ich das Teil regelmäßig und lange tragen oder ist es für einen einmaligen Anlass bzw. eine kurzweilige Trenderscheinung?
  • Möchte ich mich für dieses Teil von einem anderen Lieblingsstück trennen?
  • Wo und wie nachhaltig wurde das Kleidungsstück produziert?
  • Ist es pflegeleicht?

Wenn ich mir diese Fragen gestellt habe, bleibt das Kleidungsstück meist wo es ist.

Weniger macht glücklicher

Vielleicht hört sich das für dich als Verzicht an. Ich empfinde es als Erleichterung, Befreiung und Bereicherung zugleich:

  • Schnäppchen und Trends lassen mich kalt.
  • Meine Freizeit verbringe ich nicht mit Shopping.
  • Da ich wenig kaufe, kann ich mir Qualität leisten.
  • Mein Selbstwert definiert sich nicht über die Klamotten, die ich trage.
  • Ich liebe nahezu jedes Teil in meinem Kleiderschrank.
  • Ich verbinde persönliche Geschichten mit den Kleidungsstücken von Freunden.
  • Neu entdeckte Lieblingsteile feiere ich oft über Monate und Jahre.
  • Mein Kleiderschrank ist immer aufgeräumt.
  • Die Entscheidung am Morgen fällt leicht.
  • Packen ist einfach und Handgepäck meist ausreichend.

Im Gegensatz zu anderen Vertretern des Capsule Wardrobe Prinzips liebe ich Farben. Dreimal der gleiche schwarze Pulli würde mir eher nicht in den Schrank kommen. Doch auch das ist ein Ansatz, wenn es darum geht sich die Entscheidung der Klamottenwahl zu erleichtern.

Die Zeit, das Geld und die geistigen Kapazitäten, die ich durch das Capsule Wardrobe Prinzip gewinne, kann ich für das einsetzen, was für mich im Leben wesentlich ist. Ein minimalistischer Kleiderschrank dient so auch meinem persönlichen Purpose.

Erfahrungswerte

Nur an einem Punkt war ich wirklich geschockt: Als mein Handgepäckskoffer, den ich vor drei Jahren bei einem geplanten Easy Jet-Flug aufgeben musste für fünf Wochen verschwunden war. In diesem Koffer war gut ein Drittel meiner Saison-Garderobe. Dank eines unermüdlichen Mitarbeiter von WISAG wurde mein Koffer schlussendlich gefunden. Seitdem gebe ich mein Handgepäck nicht mehr aus der Hand.

Ich wünsche uns, das Kleidung wieder einen echten Wert für uns hat,
Katja

P.S. Noch eine Filmempfehlung zum Thema Fast Fashion: The True Cost 

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