Marshmallow-Test. Selbstkontrolle im Jetzt, zugunsten von später?

Montags-Impuls_ Marshmallow-Test

Eines der bekanntesten Experimente in der Psychologie ist der Marshmallow-Test.

Abwarten oder zugreifen?

Ein Kind. Eine Süßigkeit. Der Raum reizarm. Das Kind mit sich und der Süßigkeit allein. Die Aussicht auf eine zweite Süßigkeit. Die Bedingung: Warten. Denn die zweite Süßigkeit gibt es nur, wenn das Kind der Versuchung widersteht, die erste Süßigkeit innerhalb der Wartezeit zu essen.

Verzicht im Jetzt, dafür mehr später?

Ermittelt wurde dabei die Fähigkeit zum Belohnungs- und Bedürfnisaufschub bzw. der Impulskontrolle. Wir verzichten auf etwas kurzfristig Verlockendes zugunsten der Erreichung langfristiger Ziele (vgl. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik).

Die Kinder wurden im Erwachsenenalter zu Folgestudien eingeladen. Dabei zeichnete sich ab, dass diejenigen die damals warten konnten, zielstrebiger und erfolgreicher waren und einen gesünderen Lebensstil pflegten.

Der Erfinder Walter Michel hat das Experiment in den 60er Jahren erstmals an einer Kita der Stanford-University, an der er als Professor tätig war, durchgeführt. Die Ergebnisse verhalfen ihm zu Weltruhm.

Fragwürdige Zusammenhänge

Allerdings steht der Marshmallow-Test in der Kritik. Konkret wurden die Ergebnisse bzw. Schlussfolgerungen vom Psychologen Tyler Watts in Frage gestellt. Gemeinsam mit seinem Team veröffentlichte er im Mai 2018 einen entsprechenden Artikel. Eine Studie mit über 600 Teilnehmer*innen verdeutlichte, dass der spätere Erfolg weniger als vermutet von der Fähigkeit zur Selbstkontrolle im Kindesalter sondern maßgeblich von den sozialen Hintergründen der Eltern abhängt.

Kollektive Entscheidung

Der Marshmallow-Test wurde „entmachtet“.

Dennoch habe ich das Gefühl, dass wir momentan kollektiv mit der Marshmallow-Frage konfrontiert sind:
Wollen wir JETZT alles und sofort?
Oder sind wir bereit unsere Impulse zu hinterfragen?
Nicht um mehr von etwas in der Zukunft zu bekommen.
Sondern damit wir und andere überhaupt noch in den Genuss dessen kommen.

Ich wünsche uns, dass wir beim „zweiten Marshmallow“ nicht nur an uns, sondern auch andere denken,
Katja

P.S. Falls du noch nicht dazu gekommen bist, lese gern meinen Montags-Impuls von letzter Woche dazu: Die Natur atmet auf … dank Corona.

P.S.S. Vielleicht hast du es bemerkt. Der Marshmallow-Test hat mir nicht die gewünschte Steilvorlage geliefert. Doch vielleicht bist du als Elternteil ähnlich erleichtert wie ich, dass das zukünftige Leben nicht von der Fähigkeit zur Selbstkontrolle eines Kindes im Alter von 4 Jahren abhängt 😉

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