Der letzte Montags-Impuls war dem Erdüberlastungstag, dem Überschreiten der planetaren Grenzen („Breaking Boundaries“) und der „Story of More“ gewidmet, welche zu dieser Entwicklung maßgeblich beiträgt.
Hattest Du Gelegenheit, Deine persönliche „Story of More“ anhand der Fragen im letzten Montags-Impuls zu reflektieren? Welche Erkenntnisse hast Du daraus für Dich gezogen? Ist MEHR in jeglicher Hinsicht BESSER? In welchen Aspekten trägt ein gesundes Maß eher zum Wohlbefinden bei? Halte kurz inne, um Dir bewusst zu machen, wie sich diese Reflexion eventuell schon auf Deine Wahrnehmung oder sogar Dein Verhalten in der letzten Woche ausgewirkt hat.
Vom Kleinen – individuellen – möchte ich Dich wieder mit ins Große – kollektive – nehmen. Und ja, ich weiß, dass ich Dir mit dem letzten und diesem Montags-Impuls einiges zumute. Gleichzeitig ist es mir ein echtes Anliegen, Dir bewusst zu machen, von welcher Entwicklung wir momentan ein Teil sind. Wozu wir kollektiv als Menschheit beitragen. Einige mehr, andere weniger. Wir hier in Deutschland eher mehr!
Ein Bild, das wie kein anderes, die „Story of More“ auf kollektiver Ebene widerspiegelt, ist das Modell der „Great Acceleration“, d.h. der großen Beschleunigung.
Die Große Beschleunigung
Seit den 1950er Jahren ist eine exponentielle, in der Geschichte beispiellose Zunahme von menschlicher Aktivität in vielerlei Hinsicht zu beobachten.
In dem als “Great Acceleration” bezeichneten Modell werden zwölf gesellschaftlich-wirtschaftliche (sozio-ökonomische) Megatrends zwölf ökologischen (Erdsystem-) Megatrends zur Seite gestellt. Damit werden die Auswirkungen menschlichen Handelns auf die lebensstiftenden Ökosysteme unseres Planeten deutlich gemacht. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung).
Die Ursachen der „Great Acceleration“ sind vielfältig und komplex. Ein Hauptgrund ist das Bevölkerungswachstum, das eine höhere Nachfrage nach Ressourcen und Energie auslöst. Momentan im Jahr 2023 leben ca. 8,02 Milliarden Menschen auf der Welt. 1950 waren es 2,5 Milliarden, 2050 könnten 9,71 Milliarden Menschen sein. (Quelle: Statista.com)
In Verbindung mit der zunehmenden Industrialisierung und der Entwicklung von Technologien beanspruchen wir unsere Umwelt- und Energiequellen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß (vgl. Breaking Boundaries).
Die Wirtschaft muss dabei nicht allein bzw. weiter die Rolle des „Übeltäters“ spielen. Sie kann in die Rolle der „Heldin“ schlüpfen, wenn sie sich im Zusammenspiel mit anderen Akteuren des gesellschaftlichen Lebens darauf ausrichtet, eine neue, zukunftsfähige Geschichte zu schreiben – vom degenerativen Wirtschaften hin zu einem regenerativen Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell.
Einige Unternehmen wie Patagonia sind Pioniere auf diesem Weg.
„Unsere Erde ist ab sofort unsere einzige Anteilseignerin“
(Yvon Chouinard, Gründer von Patagonia)
Ein ökonomischen Konzept, das einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise und dem damit verbundenen Paradigmenwandel dienen kann, ist die Donut-Ökonomie. Sie strebt nach Balance zwischen den Grenzen statt exponentiellem Wachstum, um jeden Preis.
Die Donut-Ökonomie
Die Donut-Ökonomie (engl. Doughnut Economy) wurde von der britischen Ökonomin Kate Raworth entwickelt. Es ist ein Rahmenwerk, das darauf abzielt, eine neue Art von Wirtschaftswachstum zu fördern, das der Gesellschaft dient und die ökologischen Grenzen des Planeten wahrt.
Der Name Doughnut (zu deutsch: Donut) bezieht sich auf die Form eines Donuts: Eine runde Form mit einem Loch in der Mitte. Diese Form symbolisiert die Kernidee der Donut-Ökonomie: Die Wirtschaft sollte sich bemühen, in einem Bereich zwischen den sozialen und ökologischen Grenzen zu agieren. Damit lehnt sich die Donut-Ökonomie an die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen an, die in der Agenda 2030 aus dem Jahre 2015 niedergelegt sind.
Im Modell werden die sozialen Grenzen durch die Bedürfnisse der Menschen definiert. Unsere Grundbedürfnisse umfassen beispielsweise Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung, Gesundheitsversorgung, Bildung und Arbeit. Wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden, leben Menschen in Armut. Die Donut-Ökonomie strebt danach, dass alle Menschen diese Grundbedürfnisse erfüllt bekommen.
Die ökologischen Grenzen hingegen beziehen sich auf die Belastbarkeit des Planeten, (Stichwort: Breaking Boundaries). Diese Grenzen umfassen beispielsweise den Verlust von Artenvielfalt, die Luft- und Wasserverschmutzung und den Verbrauch natürlicher Ressourcen wie Öl und Gas. Die Donut-Ökonomie zielt darauf ab, dass das Wirtschaftswachstum innerhalb dieser planetaren Grenzen stattfindet, um eine nachhaltige bzw. regenerative Zukunft zu gewährleisten.
In diesem 6-minütigen, illustrierten Video in Anlehnung an ein TED-Interview mit Kate Raworth wird das Konzept der Donut-Ökonomie noch einmal anschaulich erklärt:
Weniger Wachstum, dafür mehr Balance
Gesellschaftlicher Wandel entsteht nicht nur durch politische Entscheidungen. Dieser Wandel entsteht in den Köpfen und Herzen der Menschen. Die erforderliche sozial-ökologische Transformation kann nur gelingen, wenn wir uns selbst für die Herausforderungen öffnen, lernen unsere eigenen Verhaltensweisen zu reflektieren und unsere Mitmenschen für diese Themen sensibilisieren.
Übertragen auf Deine persönliche „Story of More„:
Welche Aspekte in Deinem eigenen Leben könnten in „Balance“ kommen, wenn Du mehr im Sinne des Donut-Prinzips agierst statt nach MEHR zu streben?
Ich wünsche uns weniger Wachstum und mehr Wohlbefinden,
Katja
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