Ärger loslassen. Mensch ärgere dich nicht!

Montags-Impuls_ Ärger loslassen

Ärgerst Du Dich häufig über das Verhalten anderer Menschen?
Gibt es alltägliche Situationen, die dich immer wieder aufregen?

Tatsächlich ist es weniger das Verhalten anderer, das uns verärgert oder die Situation selbst, die uns belastet. Entscheidend ist, was wir darüber denken und wie wir damit umgehen.

Gefühle entstehen im Kopf

Ärger und Wut, Schuld oder Scham … unsere Gefühle entstehen durch Interpretationen und Bewertungen. Unsere Bewertungen basieren auf individuellen Erfahrungen, die wir in unserer Vergangenheit gemacht haben. Diese Erfahrungen beeinflussen unser Denken. Die Art und Weise wie wir über ein Verhalten oder eine Situation denken, bestimmt wie wir uns damit fühlen.

Heute möchte ich dir eine wirkungsvolle Methode vorstellen, um deine belastenden Gedanken zu erforschen und die Gefühle, die du in Bezug auf ein Verhalten oder eine Situation hast, zu verändern.

The Work

Die Methode The Work wurde 1986 von Byron Katie entdeckt und ist eine Vorgehensweise um belastende Gedanken zu identifizieren und zu erforschen mit dem Anliegen, dass uns diese Gedanken und damit verbundenen Gefühle loslassen.

Dabei geht es nicht darum den Verstand zu verändern.
Unser Verstand ist begrenzt.
Der Verstand dient lediglich dazu die Fragen zu stellen.
Die Antworten warten tiefer.
Daher nimm‘ dir Zeit, lausche nach Innen und auf die Antworten, die weniger aus dem Kopf, sondern tief aus deinem Inneren aufsteigen.
Es geht um Bewusstsein.

Was ärgert dich?

Zunächst entscheidest du dich für EINE Person oder Situation, über die du dich ärgerst.
Vermutlich gibt es auch bei dir einige Anlässe zum Ärgern, doch beginne mit EINEM konkreten Anlass.
Starte nicht gleich bei den schweren Brocken.
Zum Üben empfehlen sich Personen oder Situationen, bei/in denen du dich eventuell selbst fragst, warum das Verhalten oder die Situation so starke Gefühle in dir auslöst.

z.B. Ein Arbeitskollege*eine Arbeitskollegin (alternativ ein Freund oder eine Freundin) sagt kurzfristig Termine ab. Das ist ein beobachtbares Verhalten.

Dann identifizierst du den belastenden Gedanken, der diesen Ärger in dir auslöst,
z.B. Die Person ist unzuverlässig.
Das ist deine eigene Bewertung bzw. Interpretation des Verhaltens.

Ärger loslassen in vier Fragen

Um diesen belastenden Gedanken tiefer zu erforschen, stellst du dir 4 Fragen:

Die Person ist unzuverlässig, …

  1. Ist das wahr?
    Halte kurz inne, bevor du vorschnell Ja denkst, lausche auf die Antwort deines Herzens. Falls ein Nein kommt, gehe direkt zu 3.
  2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
    Kannst du es tatsächlich wissen, dass dieser Gedanke der Wahrheit entspricht?
  3. Wie reagierst du auf diesen Gedanken?
    Was löst dieser Gedanke in dir aus? Welche Gefühle tauchen auf? Empfindest du Wut, Frust, Stress? Wo spürst du diese Gefühle in deinem Körper?
    Welche Bilder tauchen auf, die dich an deine Vergangenheit erinnern? Welche Bilder projizierst du in die Zukunft, wenn du diesen Gedanken glaubst?
    Wenn du an diesem Gedanken festhältst, wie verhältst du dich dann selbst? Wie behandelst du dich und andere Menschen? Wie fühlen sich deine Reaktionen an? Bringt dir der Gedanke Stress oder Frieden?
    Dreh‘ die Stimme in deinem Kopf etwas leiser. Lausche tiefer in dich hinein.
  4. Wer wärst du/wie wäre es, wenn du diesen Gedanken nicht denken würdest?
    Schließe deine Augen. Stell‘ dir vor, du begegnest der Person für einen Augenblick ohne diesen belastenden Gedanken: „Du bist unzuverlässig.“ Was kannst du dann wahrnehmen? Was wird dadurch möglich? Was verändert das in deinem (Er-)Leben.
  5. Optional: Gibt es einen Grund (der keinen Stress verursacht), an dem belastenden Gedanken festzuhalten?
    Welche positive Absicht verfolgst du innerlich, dir selbst gegenüber, wenn du diesen Gedanken glaubst?

Die Umkehrungen

Ein wahrer Schatz verbirgt sich, nach dem Erforschen des belastenden Gedankens, in den Umkehrungen. Dabei erfährst du genau das Gegenteil von dem, was du für wahr hältst.

Kehre den belastenden Gedanken um: zu dir selbst, zum anderen und ins Gegenteil:

Zu dir: Ich bin unzuverlässig.
Zum anderen und ins Gegenteil: Die Person ist nicht unzuverlässig bzw. noch besser: Die Person ist zuverlässig.

Was zunächst paradox klingt, könnte dennoch einen Fünkchen Wahrheit enthalten. Finde für jede Umkehrung mindestens drei Beispiele aus deinem Leben, wo du diesen Gedanken als wahr erlebst:

Zu dir: Wo erlebst du dich selbst, anderen oder auch dir selbst gegenüber als unzuverlässig?
Zum anderen und ins Gegenteil: Wo erlebst du die Person als zuverlässig?

Dabei geht es nicht darum, Schuldgefühle in dir auszulösen. Es geht darum, neue Möglichkeiten zur Bewertung des Gedankens einzuladen.

Die Überprüfung

Um zu überprüfen, inwiefern diese Fragen und die Umkehrung ihre Wirkung entfaltet haben, kannst du das Verhalten der Person bzw. die Situation noch einmal mit offenen Armen einladen.

Denn die Lösung für deinen inneren Frieden liegt nicht darin, dass die andere Person (stets pünktlich) zu euren Terminen erscheint!

Konfrontiere dich mit der möglichen Wirklichkeit:
Ich bin bereit dafür, dass die Person wieder kurzfristig einen Termin absagt.
Und noch eine Stufe weiter:
Ich freue mich darauf, dass die Person wieder kurzfristig einen Termin absagt.  

Spüre nach, was diese Gedanken in dir auslösen. Wenn du Widerstand spürst, dann bist du noch im Unfrieden mit der Wirklichkeit. Wenn du offen und bereit dafür bist, dann kannst du Personen und Situationen, die dich emotional triggern als Entwicklungshelfer zur Selbsterkenntnis betrachten.

Unbehagen ist der Aufruf, dich selbst zu befreien.
Byron Katie

Beim reinen Lesen, ohne diese Übung zu durchlaufen, wird der Verstand einigen dieser Aussagen kaum zustimmen können. Daher probiere es aus. Gönn‘ dir ein paar Anläufe. Irgendwann wird dieser Ablauf Routine und geht in deine DNA über.

Ich wünsche dir, dass du deinen Gefühlen innerlich Raum gibst.
Katja

P.S. Mich hat die Aussage einer Kollegin am Samstagabend zu diesen Impuls bewegt:
„Ich finde es bewundernswert, dass du dich darüber nicht ärgerst.“
Ich hatte meinen Anschlusszug um 2 Minuten verpasst.
Danke Leonie für den Impuls zu diesem Montags-Impuls.

 

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