Im heutigen Montags-Impuls möchte ich Dich zu einer Reflexionsübung einladen, welche ich beim re:connect Inkubator erfahren durfte.
Am besten wirkt diese Übung, wenn Du sie mit 2-5 weiteren Menschen durchführst.
Es geht darum, verborgene Überzeugungen und implizite Glaubenssätze offenzulegen und zu hinterfragen. Denn:
„Nichts verändert sich solange wir an unseren alten Wahrheiten festhalten. Jede Veränderung beginnt mit einer Lüge.“
Peter König
Wenn Du schon ein wenig mitliest in den Montags-Impulsen, ist Dir meine Haltung vertraut, dass es nicht die EINE Wahrheit gibt. Wir alle blicken auf die Welt und Realität durch unseren je eigenen Filter – geformt durch Erfahrungen und Prägungen. Genau diese unbewussten Glaubenssätze sind es, die unser Handeln oft stärker beeinflussen, als uns lieb ist.
Was für die eine Person völlig logisch oder selbstverständlich erscheint, kann für jemand anderen völlig fremd oder sogar widersprüchlich wirken.
So wirken (un-)bewusste Überzeugungen und tief verankerten Glaubenssätze auf unser Denken und Handeln – auch in der Gestaltung unserer Lebens- und Berufswege. Sie können Entscheidungen und Veränderung erschweren und blockieren oder auch erleichtern und ermöglichen.
Indem wir uns unserer „inneren Landkarte“ bewusst werden, entsteht die Möglichkeit, nicht nur andere Perspektiven zuzulassen, sondern auch die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen, neu auszurichten und uns andere Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen – genau hier beginnt echte Transformation.
Myth Turning: Die Kraft des Perspektivwechsels
Ein spannender Ansatz hierfür ist Myth Turning, eine Liberating Structure in Entwicklung. Diese Methode bietet einen klaren, aber zugleich spielerischen Rahmen, um implizite Glaubenssätze aus vergangenen Erfahrungen aufzudecken, im Hier und Jetzt zu hinterfragen und neu zu denken.
Wenn Du Lust hast, Dich gemeinsam mit Freund:innen oder Wegbegleiter:innen auf eine tiefere Erkundung Deiner Sicht auf Berufung und Arbeit einzulassen, probiert dieses einfache, kraftvolle Format gemeinsam aus.
Das braucht Ihr für die Übung:
- 3-6 Personen, die sich offen und ehrlich begegnen wollen
- Etwa 60 Minuten Zeit
- Ausdrucke der Myth Turning Vorlage
- Einen ruhigen Raum mit etwas Bewegungsfreiheit
- Reflexionsfragen (siehe unten) übertragen auf kleine Kärtchen
Ablauf:
- Ankommen und Zielsetzung (5 Min.)
- Reflexion mithilfe von Satzanfängen (ca. 15 Min.)
- Den eigenen Glaubenssatz formulieren (5 Min.)
- Myth Turning (ca. 20-30 Min. je nach Personenanzahl)
- Abschluss und Integration (10 Min.)
Teile einleitend ein paar Sätze zur Idee dieser Übung,
z.B. „Wir alle tragen unbewusste Überzeugungen über Berufung und Arbeit in uns. Mithilfe dieser Übung wollen wir diese innere Landkarte sichtbarer machen.“
Jede Person erhält die Vorlage mit Satzanfängen wie:
- Berufung ist …
- Menschen, die ihre Berufung leben, sind …
- Die größte Herausforderung, die eigene Berufung zu leben, ist …
Schreibt in Stille Eure Gedanken auf den ersten Satz, gebt dann das Blatt im Uhrzeigersinn weiter. Jede Person beantwortet auf diesen wechselnden Blättern jeweils eine neue Aussage. Dazu geht ihr nicht in den Austausch – nur die Frage lesen, wirken lassen und aufschreiben, was in Euch dazu auftaucht.
Dieser rhythmische Wechsel hilft, in kurzer Zeit viele Sichtweisen und eigene Gedanken zu berühren – ohne Bewertung.
Wenn alle Fragen beantwortet sind, lest Ihr das Blatt, das bei Euch angekommen ist, in Ruhe durch. Achtet dabei auf die Körperempfindungen und Gefühle, die beim Lesen auftauchen. Dann formuliert jede Person einen eigenen, zentralen Glaubenssatz zu Berufung und Arbeit, der sich für sie persönlich aus der Reflexion herauskristallisiert hat. Zum Beispiel:
„Berufung ist ein Luxus, den ich mir nicht leisten kann.“
Innere Entwicklung für echte Veränderung
Nun beginnt der eigentliche Teil, welcher der Liberating Structure ihren Namen gibt. Im Zentrum des Formats steht das bewusste „Drehen“ eines Glaubenssatzes – innerlich wie äußerlich.
- Eine Person stellt sich in die Mitte, liest den eigenen Glaubenssatz laut vor und schließt die Augen.
- Die anderen gehen langsam im Kreis um die Person in der Mitte herum.
- Wenn die Person in der Mitte „Stopp“ sagt, bleibt die Gruppe stehen, und jemand steht ihr direkt gegenüber.
- Die Person gegenüber stellt eine vorbereitete Reflexionsfrage
(ggf. vorher auf Kärtchen schreiben und an die Personen im Kreis verteilen):- „Ist das wirklich Dein Gedanke – oder wurde er Dir „vererbt“?
- „Wie hilft Dir dieser Gedanke – und wie könnte er dich begrenzen?“
- „Wem nützt diese Annahme, und wem vielleicht nicht?“
- „Was ist ein Zeichen dafür, dass andere diese Annahme infrage stellen?“
- „Was hast Du getan, um diesen Glauben zu widerlegen?“
- „Was wäre möglich, wenn Du Dich irrst und diese Annahme nicht mehr relevant ist?“
- Die Person in der Mitte antwortet möglichst spontan, offen und ehrlich.
- Nehmt Euch einen Moment Zeit, um die Antwort nachwirken zu lassen und wahrzunehmen, welche Reaktionen sich in Eurem Körper zeigen und welche Gefühle auftauchen.
Nach zwei bis drei Fragen kann die nächste Person in die Mitte treten.
Wenn alle Personen in der Mitte waren, nehmt Euch Zeit zum reflektierenden Austausch zur Übung:
- Was war berührend, irritierend, erkenntnisreich?
- Was hat sich in Deinem Blick auf Berufung und Arbeit verändert?
- Welchen neuen, bestärkenden Satz möchtet Ihr jeweils mit auf Eure Wege nehmen, auch wenn er sich (noch) wie eine Lüge und noch nicht 100%ig wahr und glaubwürdig anfühlt?
Diese Übung ist kein Test.
Sie ist eine Einladung zur Reflexion und zu mehr Bewusstsein.
Zu Tiefe, zum Stauen, zur Ehrlichkeit mit Dir selbst.
Wenn Du magst, probier’s aus.
Und wie immer: Geh nur so weit, wie es sich für Dich gut anfühlt.
Myth Turning bietet nicht nur eine strukturierte Methode zur Selbstreflexion. Es eröffnet auch Räume für kollektive Erkenntnisse und neue Narrative in unserem Miteinander. Überall, wo es darum geht, über bestehende Strukturen und Systeme hinauszudenken, kann das bewusste Arbeiten mit vermeintlich unumstößlichen Grundannahmen helfen, die mentalen Muster zu entlarven – und zu wandeln.
Veränderung beginnt nicht mit konkreten Schritten im Außen, sondern mit neuen oder erweiterten inneren Denk- und Möglichkeitsräumen.
Ich wünsche Dir mehr innere Freiheit für das, was Du in Deinem Leben bewegen willst,
Katja
P.S. Wenn Du diese Methode angeleitet von mir im Kreis von wohlgesonnenen Menschen erleben willst, hast Du dazu am 8. September beim Austauschformat „UnterWEGs mit GleichgeSINNten“ oder am 12. & 13. September beim BerufungsWorkshop „Zukunft fängt bei Dir an“ die Gelegenheit.
Wenn Du Deinen Weg zur Berufung lieber im 1:1 Coaching erkunden willst, dann begleite ich Dich gern persönlich. Hier kannst Du Dir einen Termin für ein unverbindliches Erstgespräch buchen.
Ich freue mich auf ein Kennenlernen und Wiedersehen.
