Es gibt Dinge, die uns durchs Leben tragen
– wie ein unsichtbarer Boden unter unseren Füßen.
Privilegien sind solche unsichtbaren Böden.
Sie wirken still, wie ein Rückenwind, den man oft erst spürt,
wenn er plötzlich nachlässt – oder wenn man bemerkt,
dass andere stärkeren Gegenwind erfahren.
„Privileg ist,
wenn du denkst, etwas sei kein Problem,
nur weil es dich selbst nicht betrifft.“
(Unbekannt)
Ungleiche Windrichtungen erleben Menschen in vielfältigen Bereichen:
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Hautfarbe: Menschen, die weiß gelesen werden, erfahren in vielen Gesellschaften weniger Diskriminierung, werden in Medien häufiger repräsentiert und seltener verdächtigt oder kontrolliert.
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Geschlecht: Männer werden in Entscheidungsräumen häufiger gehört, Frauen und nicht-binäre Personen müssen ihre Kompetenz oft erst beweisen.
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Sexuelle Orientierung: Heterosexualität gilt als Norm – andere Formen von Liebe oder Identität müssen sich immer wieder erklären.
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Bildung und Einkommen: Wer Zugang zu Bildung und finanzieller Sicherheit hat, erlebt mehr Gestaltungsspielräume – und weniger Existenzdruck.
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Körper und Gesundheit: Menschen ohne gesundheitliche Einschränkungen bewegen sich in einer Welt, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist – Arbeitszeiten, Tempo, Treppen, Schriftgrößen …
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Sprache und Herkunft: Wer die dominante Sprache spricht oder einen „anerkannten“ Pass besitzt, wird seltener infrage gestellt und hat leichter Zugang zu Arbeit, Wohnung und Teilhabe.
- …
Privilegien sind nicht „verdient“ – sie sind Struktureffekte.
Wer sie hat, nimmt sie oft als „normal“ wahr.
Darum brauchen Privilegien Reflexion.
Ein hilfreiches Werkzeug für diese Reflexion ist das Rad der Macht und Privilegien (zum Download). .
In der Mitte stehen jene Positionen, die durch gesellschaftliche Strukturen gestützt werden.
Am Rand jene, die immer wieder gegen Widerstände ankämpfen müssen.
Wenn wir beginnen, uns selbst zu verorten und über Privilegien auszutauschen,
spüren viele von uns, wie schnell Abwehr oder Schuld aufsteigen:
„Ich bin doch kein schlechter Mensch!“
Das Rad der Privilegien ist keine Bewertung, sondern ein Spiegel.
Es geht nicht um Schuld, sondern um ein Bewusstwerden.
Nicht um Rechtfertigung, sondern Verantwortung.
Nicht um Trennung, sondern um Verbindung.
Sich mit den eigenen Privilegien auseinanderzusetzen,
lädt dazu ein, bewusster, mitfühlender und verbundener zu handeln.
Frage für diese Woche:
Wo trägst du (Gestaltungs-)Macht und Privilegien – bewusst oder unbewusst –
und wie kannst Du sie teilen, damit sie nähren und verbinden
statt trennen und erschöpfen?
Ich wünsche uns den Mut, uns mit unseren Privilegien auseinanderzusetzen,
Katja
P.S. Mich hat diese Auseinandersetzung u.a. dazu veranlasst, eine Beitragsrunde am Ende meiner BerufungsWorkshops durchzuführen. Für den 14. & 15. November 2025 sind noch 2 Plätze für Kurzentschlossene frei – hier kannst Du Dich anmelden.
Hier findest Du die Termine für 2026.



