Die Menschenrechte basieren auf dem Verständnis, dass alle Menschen allein aufgrund ihres Menschseins mit den gleichen Rechten ausgestattet sind. Diese egalitär begründeten Rechte sind universell, unveräußerlich und unteilbar.
Auf Augenhöhe!?
Doch wie verhält es sich mit dem „Menschsein-Recht“ in unserem Alltag.
Begegnen wir anderen Menschen gleichberechtigt, gleichwertig und ebenbürtig?
Begegnen wir uns mit gegenseitiger Wertschätzung?
Begegnen wir uns von Mensch zu Mensch?
– auf Augenhöhe?
Frage dich einmal selbst, ob du dich auf Augenhöhe mit deinen Mitmenschen empfindest:
Mit deinem/r Vorgesetzten?
Mit deinen KollegInnen?
Mit deinen MitarbeiterInnen?
Mit deinen (Groß-)Eltern?
Mit deinem/r PartnerIn?
Mit deinen Kindern?
…
Mit ÄrztInnen?
Mit RechtsanwältInnen?
Mit FinanzberaterInnen?
Mit PolizistInnen?
Mit LehrerInnen?
Mit KassiererInnen?
Mit KellnerInnen?
Mit TaxifahrerInnen?
Mit Reinigungskräften?
Mit Pflegekräften?
Mit Hausfrauen / Hausmännern?
Mit Arbeitssuchenden?
Mit Flüchtlingen?
Mit Obdachlosen?
Mit kranken oder pflegebedürftigen Menschen?
Mit Behinderten?
…
Mit armen Menschen?
Mit reichen Menschen?
…
Die Liste lässt sich endlos fortführen.
Ich bin ok, du bist ok
Der Augenhöhe zugrunde liegt die innere Haltung: Ich bin ok, du bist ok!
Ob wir aus dieser Haltung und basierend auf diesem Menschenbild agieren, spiegelt sich in unserem Verhalten uns selbst und anderen gegenüber wider. Doch aufgrund des gesellschaftlichen Status oder dem eigenen Selbstwertgefühl, manchmal auch aufgrund von Nachlässigkeit oder schlichter Ungeduld … stellen wir uns schnell über andere (= ich bin ok, du bist nicht ok) oder ordnen uns unter (= ich bin nicht ok, du bist ok). Oder wir werten uns beide ab (= Ich bin nicht ok, du bist nicht ok).
Doch weder Alter noch Geschlecht, Herkunft, Vermögen oder Beruf sollten am Wert eines Menschen rütteln.
Auf gleicher Augenhöhe zu sein, ist unser Geburtsrecht – die Normalität – oder sollte es zumindest sein.
Erst dann kommen Fähigkeiten, Wissen, Erfahrungen, … oder auch Einschränkungen.
Natürlich – wir Menschen sind verschieden.
Doch in unserer Vielfalt sind wir nicht mehr oder weniger wert.
Das Spiel vom Siegen und Verlieren
Lange Zeit dominierte das Spiel vom Siegen und Verlieren.
Wessen Bedürfnisse wichtiger sind und Vorrang haben, diese Frage beantworteten Hierarchien.
Konflikte wurden aufgrund von Machtpositionen gelöst.
Fakt ist: die Vergangenheitsform wird dem Status Quo nicht gerecht.
Noch heute sind (in)formelle Hierarchien und Machtkämpfe in vielen Unternehmen und zwischenmenschlichen Beziehungen Alltagsrealität.
Doch der Wunsch nach Begegnungen auf Augenhöhe, nach mehr Mitsprache und Autonomie wird lauter.
Nur eine New Work Phrase?
„Augenhöhe“ wird oft als Phrase von New Work – der „schönen, neuen“ Arbeitswelt – belächelt.
Jedoch glaube ich, dass es bei Augenhöhe um mehr geht.
Ohne Augenhöhe und der Haltung dahinter sind wir nicht mehr zukunftsfähig.
Die Herausforderungen werden immer komplexer.
Die Lösungen Einzelner sind dafür zu kurzsichtig.
Die Konsequenzen sind langfristig nicht mehr tragbar.
„Wenn eine Seite verliert, verlieren beide.“
Es braucht Lösungen, welche die verschiedenen Kenntnisse, Erfahrungen, Perspektiven und Bedürfnisse verbinden, um nachhaltige Verbesserungen zum Guten zu gestalten und der Komplexität gerecht zu werden.
Dass dieser Weg einfach ist, behauptet keiner.
Im Großen wie im Kleinen
Jeder ist gefragt, bei sich selbst und im eigenen Umfeld anzufangen.
Mit den Menschen, denen wir tagtäglich begegnen, auf Augenhöhe zu kommen.
Sich selbst auf den Weg zu begeben.
Die wenigsten von uns sind im Selbstverständnis von Augenhöhe aufgewachsen und geprägt.
Wir sind Lernende – Schritt für Schritt.
Ich möchte dich ermutigen, einen Schritt weiter zu gehen.
Wähle in dieser Woche einen Kontext, in dem du dir mehr Augenhöhe wünschst.
- Dein Arbeitsumfeld
- Deine Partnerschaft
- Deine Beziehung zu deinem/n Kind/ern
- …
Frage dich:
Was bedeutet Augenhöhe für mich persönlich in diesem Kontext?
Wie – durch welche Art von Miteinander – zeigt sich „Augenhöhe“?
Natürlich gibt es „Zutaten“, die dazu beitragen, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen.
Was es nicht gibt, ist ein Patentrezept.
Es braucht den lebendigen Dialog im Miteinander.
Das offen aufeinander Zugehen.
Das aufrichtige und interessierte Zuhören.
Das Wertschätzen der Bedürfnisse und der Perspektive des anderen.
Das Verständnis für unsere Unterschiedlichkeit.
Das Gespür für unsere Gemeinsamkeiten im Kern.
Das Vertrauen in eine Lösung, die beiden Seiten gerechter wird als das einseitige Durchsetzen der Interessen.
Auf diesem Weg kann sich das volle Potenzial des Einzelnen im Miteinander entfalten.
Ich wünsche dir in dieser Woche mehr Begegnungen auf Augenhöhe,
Katja
AUGENHÖHE Film & Dialog
Im Februar erwartet uns ein Veranstaltungsdoppelpack im Konnektiv62 mit AUGENHÖHE über und für mehr Lebendigkeit in Schulen und Unternehmen:
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